Duisburg. Für 47 marode WC-Anlagen hat die Stadt keine Planer gefunden. Jetzt greift sie zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Elf Schulen sollen profitieren.

Schultoiletten waren über Jahre ein Dauerthema an den Duisburger Schulen. Das Immobilien-Management Duisburg (IMD) ist jetzt einen ungewöhnlichen Weg gegangen, um einige Baustellen abzuarbeiten. Denn die Stadt hat als Auftraggeber die gleichen Probleme wie private Häuslebauer: Der Markt ist hart umkämpft, die Bauunternehmen sind gut ausgelastet, die Wartezeiten sind teils erheblich.

Deshalb wurden die dringendsten Maßnahmen erstmals als In-House-Auftrag an die städtische Tochter Octeo vergeben. Wegen der allgemeinen Hygienevorschriften in Sanitäranlagen, aber auch wegen der Corona-Pandemie habe man jene WC-Anlagen, die es am nötigsten haben und die mit geringem Aufwand schnellstmöglich hergestellt werden können, vorgezogen, heißt es in der Ratsvorlage.

Eigentlich sollte die Erneuerung der Schulklos über die Förderprogramme „Gute Schule 2020“ und „KIDU Schule“ laufen. Stattdessen sind zumindest elf Projekte jetzt Teil des Wirtschaftsplans 2020 des IMD.

Land und Bund fördern Maßnahmen an Schulen in Duisburg mit rund 132 Millionen Euro

Insgesamt laufen über die beiden Fördertöpfe von Land und Bund rund 300 Maßnahmen in Duisburg. „Gute Schule“ 2020 hat ein Gesamtvolumen von 71,53 Millionen Euro, „KIDU Schule“ summiert sich auf 60,38 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen unter anderem zwei Gesamtschulen gebaut werden. Die meisten Planungsleistungen hätten vergeben werden können. 18 Sanierungen von Toilettenanlagen für insgesamt 1,8 Millionen Euro konnten angegangen werden.

47 WC-Maßnahmen sind laut IMD-Geschäftsführer Thomas Krützberg jedoch offen geblieben. Er erinnert sich, dass es schon damals, als er noch das Amt des Bildungsdezernenten bekleidete, frustrierend war, wie viele Ausschreibungen ins Leere gelaufen seien. Er denkt dabei an 60 Projekte in 2018 für marode WC’s, die auf dem Markt vergebens angeboten wurden. „Es gab zwar Gründe dafür, aber es nervte schon“, so Krützberg.

Octeo übernahm Sanierung für 1,5 Millionen Euro

Als Octeo das Signal gab, die Projekte „gut und preiswert“ umsetzen zu können, sei es für das IMD die kleinere Kröte gewesen, 1,5 Millionen Euro aus den Förderanträgen herauszuziehen und in den eigenen Wirtschaftsplan zu übernehmen.

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Da die Kosten im Baugeschäft gewaltig gestiegen sind und die Fördermaßnahmen deutlich überzeichnet waren, hätten die vielen Maßnahmen in den Vorlagen vermutlich ohnehin nicht umgesetzt werden können, glaubt Krützberg. In den Vorlagen habe man mit „Schätzkosten“ gearbeitet, die die Fördersumme bereits überstiegen und manche Projekte wären „hinten rüber gefallen“, argumentiert der IMD-Chef. Entsprechend ist jetzt schon klar, dass dem Rat eine Fortschreibung der Projektliste vorgelegt werden soll.

IMD will Aufträge grundsätzlich weiter extern vergeben

Ob Octeo weitere Projekte umsetzten wird, sei noch nicht klar. In der kommenden Woche seien Gespräche für eine Zwischenbilanz geplant. Die Vergabe an die städtische Tochter habe ohnehin Grenzen, betont Krützberg. Kleinere Maßnahmen, die schnell und unkompliziert umgesetzt werden können, seien weiter denkbar. Eine Turnhalle oder andere große Projekte würden weiterhin ausgeschrieben.

Wichtig sei außerdem, dass die städtische Tochter nicht die städtische Wirtschaft lahmlegt, „wir wollen weiter Aufträge vergeben“, betont der IMD-Chef.

Schulleiterin zufrieden mit der Arbeit von Octeo

Die Sanitäranlagen in der Turnhalle der Realschule Netzestraße wurden bereits Ende 2019 neu gemacht und sogar dekorativ mit einer Fotowand gestaltet. Schulleiterin Isolde Viktorius-Schänzer ist sehr zufrieden mit den Arbeiten.
Die Sanitäranlagen in der Turnhalle der Realschule Netzestraße wurden bereits Ende 2019 neu gemacht und sogar dekorativ mit einer Fotowand gestaltet. Schulleiterin Isolde Viktorius-Schänzer ist sehr zufrieden mit den Arbeiten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Isolde Viktorius-Schänzer ist „sehr zufrieden“: Die Schulleiterin der Realschule Netzestraße gehörte zu denjenigen, die davon profitiert haben, dass dringliche WC-Sanierungen vorgezogen und von Octeo übernommen werden.

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„Im Altbau wurden die Leitungen erneuert, die Toiletten ausgetauscht und im Jungen-WC wurde die Rinne herausgerissen zugunsten neuer Urinale“, berichtet Viktorius-Schänzer. Schon Ende 2019 hatte die Turnhalle neue sanitäre Anlagen bekommen, „sogar mit einer Fototapete, das sieht toll aus!“, lobt sie. Coronabedingt wird die Halle zur Zeit allerdings nicht benutzt.

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Elf Schulen bekommen über Octeo neue WC-Anlagen

  • Die Bauarbeiten von Octeo an elf Schulen beinhalteten neue Versorgungs- und Entsorgungsleitungen, eine neue sanitäre Ausstattung sowie Anpassungen zur Einhaltung der Barrierefreiheit. Die Grundgerüste der Anlagen bleiben jeweils bestehen. Drei Projekte sind fertiggestellt, vier weit fortgeschritten, sagt Felix zur Nieden, Pressesprecher von Octeo.
  • Neue Toiletten haben oder bekommen die Realschule Netzestraße, die Grundschulen Sternstraße, Jägerstraße, Karolinenstraße, Lange Kamp, Eschenstraße, Marienfeldschule, Lauenburger Allee und Wanheim sowie die Gesamtschulen Herbert-Grillo und Erich-Kästner-Dependance.
  • Der Ratsbeschluss hatte nach Angaben des IMD 1,77 Millionen Euro dafür vorgesehen, die Kosten beliefen sich am Ende auf 1,56 Millionen.

>> DAS IST OCTEO

  • Octeo Multiservices GmbH ist eine Tochter der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft DVV. Zu den Dienstleistungen gehören Gebäude-, Grün- und Sicherheitsservices sowie Technik- und Handwerksleistungen.
  • „Unsere besondere Stärke ist dabei unsere Flexibilität und eine auf den Kunden zugeschnittene Leistungserbringung“, sagt Pressesprecher Felix zur Nieden.