Duisburg. Der Andrang auf die Impfstellen der Stadt Duisburg ist angesichts der Corona-Lage groß. Die Wartezeiten sind aber durchaus unterschiedlich.

Die Impfnachfrage ist aktuell riesig. Viele wollen sich „boostern“ lassen – aber nicht nur. Die Redaktion hat eine Woche nach der Eröffnung der drei zusätzlichen stationären Impfstellen der Stadt Duisburg in Marxloh, Großenbaum und Homberg geschaut, wer sich dort derzeit impfen lässt und warum.

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An der Warbruckstraße in Marxloh reicht schon um kurz vor halb elf die Schlange vor dem Impfzelt bis zur Parkplatz-Einfahrt. Knapp 200 Menschen wollen direkt am Mittwochvormittag geimpft werden. „Am Wochenende war Marxloh noch ein Geheimtipp“, sagt eine Frau zu ihrer Begleitung. Ihre Schwester habe am Sonntag keine halbe Stunde gebraucht.

Zwei Stunden Wartezeit am Impfzelt in Duisburg-Marxloh

Gegen 10.50 Uhr bewegt sich die Schlange etwas schneller, immer mehr Menschen kommen ins Zelt. Vorher kontrolliert noch eine Mitarbeiterin, ob alle ihre Formulare dabei haben, fragt ab, ob es die Erst-, Zweit- oder Drittimpfung ist. Eine knappe halbe Stunde hat es gedauert, um überhaupt erst einmal ins Zelt zu kommen. Dort werden noch einmal die Unterlagen überprüft und geklärt, welcher Impfstoff es denn sein soll. Biontech, Moderna und Johnson & Johnson sind im Angebot.

Zwei Stunden lang mussten die Menschen vor dem Impfzelt in Duisburg-Marxloh am Mittwochvormittag warten, bis sie die gewünschte Spritze bekamen.
Zwei Stunden lang mussten die Menschen vor dem Impfzelt in Duisburg-Marxloh am Mittwochvormittag warten, bis sie die gewünschte Spritze bekamen. © Burgsmüller

Die Wartenden werden dann in zwei Reihen aufgeteilt. Die Stimmung ist entspannt, auch wenn es nur sehr langsam vorwärts geht. Leichtes Gebrummel gibt es nur hin und wieder, wenn Mitarbeiter mal einen älteren Herren, dann wieder eine Mutter mit ihren drei Kindern an den Anfang der Schlange bringen. Von dort aus geht es abwechselnd in die vier besetzten Kabinen. Die restlichen sind noch ungenutzt.

Impfstellen: Einige lassen sich erstimpfen

Viele – vor allem die Älteren – lassen sich „boostern“, um den Impfschutz aufzufrischen. Einige Ordnungsamtsmitarbeiter und Polizeibeamte stehen in der Warteschlange – und einige, die sich aufgrund der verschärften Corona-Regeln nun erstmals impfen lassen.

Erleichterte Blicke sieht man in allen Gesichtern, wenn die Impflinge an diesem Vormittag nach knapp zwei Stunden endlich wieder auf der anderen Seite des Zeltes herauskommen.

Norbert und Beate Schmitz haben sich in Duisburg „boostern“ lassen.
Norbert und Beate Schmitz haben sich in Duisburg „boostern“ lassen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

So lange dauert es am frühen Nachmittag in Großenbaum nicht. Wer um 15 Uhr das große Zelt auf dem ehemaligen Real-Parkplatz an der Buscher Straße verlässt, hat rund eine Stunde auf die gewünschte Spritze gewartet. Es sind einige junge Leute zu sehen, die sich erstimpfen lassen. Norbert (61) und Beate (59) Schmitz aus Duisburg haben sich wie viele die dritte Impfung abgeholt.

Einige Leute stehen in einer Warteschlage vor dem Impfzelt am Mittwoch, den 24. November 2021 in Duisburg Großenbaum. In einem großen Zelt auf dem großen Parkplatz an der Buscherstraße werden Impfungen ohne Termin durchgeführt. Foto: Tanja Pickartz / FUNKE Foto Services
Einige Leute stehen in einer Warteschlage vor dem Impfzelt am Mittwoch, den 24. November 2021 in Duisburg Großenbaum. In einem großen Zelt auf dem großen Parkplatz an der Buscherstraße werden Impfungen ohne Termin durchgeführt. Foto: Tanja Pickartz / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Frisch „geboostert“ läuft auch Kerstin Dietz (53) um kurz vor 16 Uhr über den Bürgermeister-Wendel-Platz in Alt-Homberg. Die meisten müssen dort zu diesem Zeitpunkt eine gute Stunde auf ihre Impfung warten. Bei der 53-Jährigen, so erzählt sie, sei es noch schneller gegangen.

„Ich will mich und andere schützen“

Kerstin Dietz ist extra aus Neukirchen-Vluyn angereist. Eigentlich wollte sie sich in einer Moerser Arztpraxis impfen lassen. „Nach anderthalb Stunden Wartezeit waren noch 15 Leute vor ir, da bin ich dann einfach gegangen.“ Dass sie sich derzeit „boostern“ lässt, war für sie aber überhaupt keine Frage. „Ich arbeite beruflich mit Kindern zusammen, da will ich mich und andere schützen.“

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Heike B. aus Homberg ist zu Fuß zum Impfzelt gelaufen und ebenfalls froh über ihren „Booster“. „Ich nehme das Virus sehr ernst“, sagt sie und erzählt von einer Freundin, die als Intensiv-Krankenschwester in Essen arbeitet – mitunter 28 Tage am Stück in Zwölf-Stunden-Schichten.

Eine Intensiv-Krankenschwester, die Freundin von vielen jungen Corona-Toten berichtet

„Sie berichtet mir teilweise unter Tränen, wie viele junge Leute derzeit an Corona sterben. Dass sie oft morgens nicht wisse, ob die Menschen, um die sie sich kümmert, abends bei Dienstende noch leben.“ Ihre Freundin sei wütend, weil das Elend vermeidbar wäre.

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Aber es gebe in ihrem Freundeskreis, sagt Kerstin Dietz, auch immer noch Menschen, die sich trotz allem nicht haben impfen lassen. „Dafür habe ich kein Verständnis“, sagt die Hombergerin. Auch ihre Tochter (38), die im vergangenen Juli mit dem Einmal-Vakzin von Johnson & Johnson geimpft worden sei, werde nun bald ihre zweite Dosis mit einem mRNA-Impfstoff bekommen. „Das Kind hört auf mich...“

Schalke-Fan: „Man darf ja sonst nix mehr“

Katja und Frank Breiter verlassen kurz darauf das Impfzelt. Sie arbeitet im Kindergarten, hat sich auch deshalb „boostern“ lassen. Für ihren Mann hat die aktuelle Spritze auch, wie er offen zugibt, mit den verschärften Corona-Regeln zu tun. „Man darf ja sonst nix mehr“, sagt der Homberger, der beispielsweise weiter seinen Lieblingsverein, Schalke 04, im Stadion anfeuern will.

Frank Breiter hat vor fünf Monaten den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen – ganz bewusst. „Ich dachte eigentlich, dass ich so nach einer Impfung durch bin, habe aber gehört, dass ich jetzt kaum noch geschützt bin.“ Also er habe sich nun noch mal eine Spritze setzen lassen.

Sandra Mühlen aus Rumeln ist froh über ihre Booster-Impfung, die sie in Homberg bekommen hat.
Sandra Mühlen aus Rumeln ist froh über ihre Booster-Impfung, die sie in Homberg bekommen hat. © Wiberny

So wie Sandra Mühlen (43) aus Rumeln, die ihre dritte Dosis verabreicht bekommen hat. „Nach der ersten Impfung war ich zwar noch etwas erleichterter, aber man weiß ja mittlerweile, dass sich auch Geimpfte infizieren und krank werden können“, sagt die 43-Jährige.

Angesichts immer noch vieler Impfunwilligen und der aktuellen gefährlichen Corona-Lage plädiert sie für eine allgemeine Impfpflicht. „Mich hat als Kind auch keiner gefragt“, sagt Sandra Mühlen. „Impfungen gehörten doch schon immer zum Leben dazu.“

[Einen Bericht über die Situation im Impfzelt am Hauptbahnhof lesen Sie hier.]

>> Impfungen an den vier stationären Impfstellen der Stadt Duisburg in einer Woche

  • Seit Mittwoch, 17. November, sind neben dem großen Impfzelt neben Mercator One am Hauptbahnhof noch drei weitere stationäre Impfstellen der Stadt Duisburg in Marxloh, Großenbaum und Alt-Homberg in Betrieb.
  • In der Woche bis einschließlich 24. November sind laut Stadt in Marxloh 4554, in Großenbaum 5306, in Alt-Homberg 4133 und am Hauptbahnhof 3887 Impfungen vorgenommen worden – insgesamt 17.930. Vor allem die Zahl der täglichen Impfungen in Marxloh hat extrem zugenommen – von 180 auf zuletzt 872.
  • Mit den Angeboten des Impfbusses und Sonderimpfaktionen zählt die Stadt in diesem Zeitraum insgesamt 20.968 Impfungen – davon waren 3762 Erst-, 2114 Zweit- und 15.092 Drittimpfungen (72 Prozent).