Duisburg. Eckard Buchloh schließt nach 74 Jahren seinen Buch-Lotto-Zeitschriften-Laden. Der 66-Jährige will sich nach jahrelanger Arbeit mit Elfstunden-Tag und nur einer Woche Urlaub im Jahr zurückziehen. Seinem Geschäft droht am 28. Dezember das Aus. Es fand sich kein Nachfolger für das Tante-Emma-Phänomen.

In den Regalen tun sich erste Lücken auf. Eckard Buchloh wirbt mit Sonderangeboten. 50 Prozent auf alles... Der 66-Jährige wickelt einen Familienbetrieb ab. 74 Jahre lang haben er und seine Vorfahren im Duisburger Norden Papier, Bürobedarf, Schulbücher, Lotterielose und Zeitungen verkauft. Am 28. Dezember ist an der Weseler Straße 312 in Fahrn Schluss, weil sich kein Nachfolger für ein blühendes Unternehmen findet.

„Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, eine gesunde Firma sterben zu lassen“, schreibt Buchloh in einem bewegenden Abschiedsbrief an seine Kunden. Ihm fehlt der Nachfolger. Kinder hat er nicht. Die Frau starb vor zehn Jahren und Mitarbeiterin Martina Zahlmann will das Risiko nicht alleine tragen. Die 56-Jährige scheut vor allem den teuren Wechsel in die private Krankenversicherung.

Zahlmann, die an der Kasse dem Namen alle Ehre macht, hofft noch auf ein Wunder. „Vielleicht überlegt der Chef sich das ja noch einmal anders. Der will ja nur nach Hawaii.“ Man sieht ihr an, dass sie am liebsten weinen würde. Kommt kein Wunder, ist die Vorzeige-Mitarbeiterin ab 2014 arbeitslos.

Kunde trägt täglich ein Gedicht vor

Es haben auch schon Kunden mit Tränen in den Augen im Geschäft gestanden. Herbert Hoetzel kommt täglich, kauft mal eine Zeitschrift oder gibt einen Lottoschein ab. Jedes Mal trägt der 89-Jährige mit der dunklen Brille ein kleines Gedicht vor. „So wie der Wind mit den Blättern spielt, so spielt er auch mit den Menschen.“ Hoetzel und Gattin Helga können sich überhaupt nicht vorstellen, dass hier demnächst die Schaufenster abgehängt sind. Eckard Buchloh gehörte zur Familie, hat die Hoetzel-Hochzeitskarten gedruckt. „Ich mache mir Sorgen um die Kunden. Hier konnten sie ihr Herz ausschütten und das loswerden, was man beim Arzt nicht loswird.“

Ende eines Traditionsgeschäftes

weitere Videos

    Der Laden lebt vom Tante-Emma-Phänomen. Alle paar Sekunden kommt ein neuer Kunde rein, schlurft über den abgewetzten Teppich zur abgegriffenen Theke. Wenn Zahlmann dann sagt, dass hier bald Schluss ist, zucken die Käufer zusammen. Der Laden, der optisch um 1985 stecken geblieben ist, gehört für viele zum Leben.

    Ein Nachfolger hätte noch Chancen. Buchloh möchte den Laden, bei dem der Außendienst (etwa Buchlieferungen) zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, für einen symbolischen Preis übergeben. Die Miete ist günstig. Buchloh verspricht Unterstützung. Es müsste eben nur jemand wollen.