Fahrn. . Was im Medienraum des Evangelischen Klinikums Duisburg-Nord (EKD) als Vorstellung ärztlicher Neuzugänge begann, entwickelte sich mit zunehmender Dauer zur Abrechnung zweier ehemaliger Chefärzte mit dem Arbeitgeber Helios.
„Den wirtschaftlichen Druck mag man in allen Krankenhäusern spüren, bei Helios jedoch war das extrem“, sagt Privatdozent Dr. Bernhard Dreuw, „das ging so weit, dass ich nicht mehr mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen konnte.“
Was im Medienraum des Evangelischen Klinikums Duisburg-Nord (EKD) als Vorstellung ärztlicher Neuzugänge begann, entwickelte sich mit zunehmender Dauer zur Abrechnung zweier ehemaliger Chefärzte mit dem Arbeitgeber Helios. Genauer: Mit der Umstrukturierungs-Politik, die der Klinikkonzern seit 2011 im traditionsreichen Hamborner Hospital an der Abtei betreibt.
Prof. Dr. med. Jochen Erhard, Chefarzt der Klinik für Chirurgie/Viszeral- und Gefäßchirurgie am EKD, und sein Kollege Dr. med. Jürgen Schmitz, seines Zeichens Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, waren dabei erstmal in einer ungewohnten Situation. Begrüßten sie doch zwei neue Oberärzte als „Neuzugänge“ aus der Nachbarschaft, die ihnen über Jahre als Chefarzt-Kollegen auf Augenhöhe begegnet waren.
Steigerung der Fallzahlen
Neben Dr. Bernhard Dreuw (54 Jahre), Viszeralchirurg mit besonderer Expertise auf dem Gebiet der Bauchdecken-Brüche, arbeitet künftig auch Professor Dr. Michael Starker (60) in Fahrn. Der renommierte Orthopäde war 15 Jahre lang Arzt am Hamborner St. Johannes Hospital und lange Jahre Chefarzt der Orthopädie.
Nachdenken statt Nachtreten
Im Fußball nennt man es „Nachtreten“, wenn ehemalige Spieler oder Trainer bei der Vorstellung durch einen neuen Verein gegen ihren alten Klub schießen. Ähnlich mutet das an, was Dr. Dreuw und – wenngleich zurückhaltender – auch Prof. Starker bei ihrer Vorstellung in Fahrn zum Besten gaben. Man sollte – bei aller Konkurrenz und bei aller Kritik gegen das Hamborner Helios-Geschäftsmodell – nicht vergessen, dass im St. Johannes nach wie vor engagierte Ärzte, Schwestern und Pfleger Tag für Tag um Patienten-Leben kämpfen. Deren Engagement droht derzeit nur allzu leicht in Vergessenheit zu geraten.
Der beklagte ebenso wie sein Kollege Dreuw, dass die Streichung von insgesamt 160 Stellen durch Helios die Arbeitsbedingungen in Hamborn enorm verschlechtert hätten. Es sei außerdem offensichtlich, dass „teure“ Ärzte mit langjähriger Erfahrung in Hamborn sukzessive durch jüngere, „billigere“ Kollegen ersetzt würden, deren Gehalt teilweise auf Bonus-Zahlungen basiere.
In diesem Zusammenhang wiesen beide Ärzte darauf hin, dass der Druck, die Fallzahlen kontinuierlich zu steigern, von der Bundesregierung gewollt sei. Ein Sprecher des Helios-St. Johannes-Hospitals sagte auf Nachfrage: "Wir wünschen den Herren für ihren weiteren beruflichen Lebensweg alles Gute. Die Vorwürfe kommentieren wir nicht.“