Duisburg. Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen wollen, sorgen nicht nur in Duisburg regelmäßig für Verkehrschaos. An der Realschule Fahrn versucht ein Team aus Polizei, Schulvertretern und Stadt, auf die Gefahren des “Eltern-Taxis“ hinzuweisen. Ein Feldzug gegen “Paschatum“ und gefährliche Überbehütung.

Es ist Punkt 13.20 Uhr an der Aldenrader Straße in Höhe der Realschule. Schulschluss. Hunderte von Schülern strömen vom Schulgelände. Auf der Straße selbst geht für kurze Zeit nichts mehr. Schon Minuten vorher sind die Parkstreifen beiderseits von „Eltern-Taxis“ zugestellt.

Immer mehr Mütter und Väter fahren vor, blockieren auch den Radfahrstreifen. Schließlich stehen drei Reihen von Autos am Schulausgang, um die Schüler aufzunehmen. Darauf hat das Team aus Polizei, Schule, Bürgerstiftung, Ordnungsamt und Straßenverkehrsbehörde nur gewartet. Gemeinsam wollen die Akteure den Autoandrang dazu nutzen, um gegen das „Eltern-Taxi“ Stimmung zu machen.

"Das ist unfassbar"

Sie strömen aus, um die Autofahrer durch heruntergekurbelte Fensterscheiben anzusprechen. „Auf dem Parkstreifen zu stehen, ist ja in Ordnung“, sagt Polizist Rolf Holz. „Aber auf dem Radfahrstreifen oder gar auf der Fahrbahn selbst, das geht nicht.“ Holz und eine Mitarbeiterin vom Ordnungsamt erleben aber ihr blaues Wunder.

Die Fahrerin eines gelben Kleinwagens lässt gleich von beiden die Ermahnung über sich ergehen, bleibt aber trotzdem dreist weiter auf dem Radfahrstreifen stehen, bis auch ihr zweiter Sprössling den Weg zum Auto gefunden hat. Dann braust sie davon.

Überbehütung durch "Eltern-Taxi"

„Das ist unfassbar“, schüttelt Holz den Kopf. „Die Leute sind beratungsresistent. Es interessiert sie nicht.“ Aber an diesem Tag ist Holz nicht gekommen, um Strafzettel auszustellen. Das ist gar nicht seine Aufgabe. Er ist in der Unfallvorbeugung tätig. Ihm geht es um Opferschutz. Das „Eltern-Taxi“ ist gefährlich - nicht für die eigenen Kinder, sondern für die anderen, die zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren.

Vor allem Letzteren würden die Wege versperrt. „Ein Kind ist beim Zurücksetzen eines Wagens auf unserem Parkplatz angefahren worden“, berichtet Schulleiter Herbert Louis und spricht von „Überbehütung“, die viele Eltern da betreiben würden.

"Am liebsten in der Eingangshalle absetzen"

Lehrer Michael Mockwa drückt es drastischer aus: „Es ist eine Art Paschatum. Punktgenau lassen sich manche Schüler absetzen und wieder abholen.“ Louis ergänzt: „Ihre Eltern würden sie am liebsten in der Eingangshalle unserer Schule mit dem Auto absetzen.“

Der Schulleiter hält das vor allem vom pädagogischen Standpunkt her für falsch. „Man tut den Kinder keinen Gefallen damit“, sagt er. In der Folge nämlich würden viele Schüler ihren Schulweg nicht einmal mehr kennen.

Der gemeinsame Heimweg mit Mitschülern aber biete wichtige Erlebnisse. Dabei könnten die Kinder ihre Erfahrungen und Eindrücke austauschen. Außerdem: „Wir beklagen das Übergewicht vieler Schüler. Und die Eltern chauffieren sie nur durch die Gegend.“