Duisburg-Bruckhausen. .

Der Häuserabriss in Bruckhausen: Offenbar kein wirkliches Aufregerthema mehr im Ortsteil. Protest blieb an der Rollenden Redaktion am Freitagmittag auf dem Heinrichplatz praktisch aus, sieht man mal von der Kritik der Marxloher Geschäftsfrau Lydia Windrich ab.

Lydia Windrich steht seit 25 Jahren in Bruckhausen mit ihrem Stand auf dem Wochenmarkt und hat „etwa ein Drittel weniger in der Kasse“, seit das Grüngürtelprojekt und der damit verbundene Häuserabriss in der Diskussion ist. „Viele Auswärtige kommen nicht mehr zum Einkaufen, weil sie glauben, Bruckhausen sei fast platt“, glaubt sie und behauptet: „Vor fünf bis acht Jahren war der Wochenmarkt wesentlich besser besucht. Das kann man mit den schwachen Besucherzahlen von heute überhaupt nicht vergleichen.“

95 Gebäude sollen am Ende abgerissen werden. Als die Planungen vor Jahren bekannt wurden, gab es zunächst einige Gegner, aber die scheinen verstummt zu sein. „70 Prozent der Hausankäufe durch die Stadt sind bereits geregelt“, freut sich Evelyn Sucato, Fachfrau der Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU) für das Projekt Grüngürtel. Sprich: Rund 65 Hauseigentümer haben sich bereits entschieden, ihre Gebäude abreißen zu lassen.

Ursprünglich sollten bereits in diesem Sommer etliche weitere Ruinen verschwinden, Schwierigkeiten mit dem Abbruchunternehmen ließen die Arbeiten aber ins Stocken geraten. Nun sollen 33 Gebäude im Januar dem Erdboden gleich gemacht werden.

In Zahlen

In Bruckhausen leben 5674 Menschen. Der Anteil der Kinder unter 14 Jahren liegt bei 19,7 %, der Anteil Jugendlicher bis 21 Jahre bei 11,9 % und der Anteil der Älteren (über 65 Jahre) bei 10,6 %. 75,6 % der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Zwei Drittel der Bürger leben in Mehrfamilienhäusern, ein Drittel in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Hauseigentümer, deren Bauwerke im Grüngürtelbereich liegen, aber nicht verkaufen wollen, können theoretisch enteignet werden. Aber dieses letzte Mittel wird die Stadt voraussichtlich nicht anwenden, wie Meiderichs Bezirksamtsleiter Ralph Cervik sagte. Schon deshalb nicht, weil ein Enteignungsverfahren Jahre dauern kann, der Grüngürtel aber bis 2015 fertiggestellt sein muss, da dann die finanzielle Förderung des Projektes ausläuft.

Von den rund 700 Personen, die in den zum Abriss bereitstehenden Häusern wohn(t)en, sind bislang rund 450 ausgezogen. „Ungefähr die Hälfte der Menschen ist in die umliegenden Stadtteile ausgewichen. Die andere Hälfte ist in Bruckhausen geblieben“, erklärt Evelyn Sucato.

Ein weiteres Thema in Bruckhausen ist die starke Feinstaubbelastung. Die direkte Nachbarschaft zu Thyssen sorgt hier regelmäßig für Überschreitungen der zulässigen Werte. Die erlaubte Anzahl von 35 Tagen mit hoher Belastung pro Jahr wurde in den letzten Jahren immer wieder überschritten. Trotz verbesserter Technik waren es auch 2011 mit bislang 47 wieder deutlich zu viele Tage. Daran wird wahrscheinlich auch die Veränderung des Stadtteils kaum etwas ändern können. Denn der Staub wird auch seinen Weg durch die Bäume des Grüngürtels finden.

Das komplette Unterbinden der Feinstaubbelastung sei allerdings auch nicht das Ziel des Projektes. „Der Grüngürtel wird die Feinstaubbelastung sicher nicht völlig verhindern können. Er wird allerdings die Gesamtsituation gehörig verbessern“, sagt Evelyn Sucato und fügt hinzu: „Die Bäume werden den Feinstaub auf jeden Fall etwas binden können.

Die Wohnbereiche werden dadurch besser abgeschirmt und von der Industrie weggerückt.“