Duisburg-Walsum/Dinslaken. .

Ihr Händedruck ist kräftig, diese Frau kann zupacken: Cornelia Rosada ist Steinmetzin. In der Männerdomäne ist die 27-Jährige glücklich: "Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, würde mich wahnsinnig machen." Derzeit flext sie an einem Stein-Elefanten.

Ihr Händedruck ist kräftig. Diese Frau, das merkt man direkt, kann zupacken. Die schulterlangen Haare mit einem schwarzen Stofftuch aus der Stirn gebunden, kurze Hose, Sicherheitsschuhe – ihre Arbeitskleidung soll vor allem eins sein: praktisch. Cornelia Rosada ist Steinmetzin.

Ein Handwerk, das zu den ältesten der Menschheitsgeschichte zählt und das Kraft erfordert, Ausdauer und Geschick. Für die 27-jährige Dinslakenerin ist das genau das Richtige. „Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, würde mich wahnsinnig machen“, sagt sie. Und: „Ich muss körperlich ausgelastet sein, um zufrieden zu sein.“

Grauer Koloss

Mit der „Flex“ bearbeitet sie einen grauen Koloss, bricht und schleift Stücke aus dem Block, der schon Ohren hat und die Andeutung eines Rüssels. Den 50 Zentimeter hohen Elefanten aus Basalt-Lava gestaltet die Steinmetzin für ein älteres Ehepaar.

„Ein schaumiger, harter Stein, rutschsicher und abriebfest“, erklärt sie. Auf ihrer Terrasse wollen die Auftraggeber die Skulptur aufstellen; ihre Enkel sollen auf ihr sitzen können. Mit Sprengeisen und Hammer schlägt Rosada die gröberen Stücke heraus. Wie der Elefant fertig aussehen soll, hat sie sich vorher genau überlegt, Bilder ausgedruckt, das Material vorgeschlagen und die Formen vorgezeichnet.

Mehr als ein Beruf

„Das Planen gehört dazu“, erklärt die 27-Jährige, „aber das, was am meisten Spaß macht, ist das Umsetzen.“ Sie lächelt, in manchen Augenblicken strahlt sie geradezu, wenn sie über ihr Handwerk spricht. Als sei es nicht nur ihr Beruf, sondern eine Berufung. Der Elefant wird Zeit brauchen. Das Flexen ist anstrengend, geht in Arme und Rücken. „Wenn ich die Skulptur innerhalb einer Woche fertig stellen würde, müsste ich mich danach mindestens eine Woche im Bett kurieren“, erklärt sie.

Die körperliche Herausforderung des Berufs ist es wohl, die viele Frauen davor abschreckt, eine Steinmetz-Ausbildung zu machen. Bis auf das Büropersonal ist Rosada meist die einzige Frau im Betrieb. Es macht ihr nichts aus, im Gegenteil: „Ich komme besser mit ‘nem Pulk von Männern klar, als mit zu vielen Frauen auf einem Haufen“, sagt sie. „Ich bin kein Mannsweib, aber mit der quitschigen Art von typischen Frauen kann ich nicht umgehen.“ Da schätze sie die direkte, offene Art unter männlichen Kollegen. Anzügliche Bemerkungen, so wie sie vielleicht auf dem Bau üblich seien, habe sie noch nicht erlebt.

Vor einem Jahr absolvierte die Dinslakenerin ihre Meisterprüfung. Die Begabtenförderung, die sie für ihre hervorragende Gesellenprüfung erhalten hatte, hat das ermöglicht.

NRW-Landessiegerin

Vor sechs Monaten machte sie sich selbstständig. Trotzdem ist ihre Arbeitsstätte noch immer ihr Ausbildungsbetrieb, Natursteine Kleinfeld in Walsum. „Ich hab mich hier bei meinem Chef quasi eingemietet“, erklärt die Steinmetzin.

„Ich nutze die Materialien, die großen Werkzeuge, die Arbeitsflächen. Künstlerische Aufträge erledige ich aber allein.“ Grabsteine bearbeite sie nur im Auftrag von Kleinfeld. „Sonst hätte sich ja mein Chef die Konkurrenz direkt ins Haus geholt“. Während ihrer Ausbildung lernte Rosada beides kennen: Den handwerklichen, an geometrischen Formen orientierten Zweig des Steinmetzes und die eher künstlerisch ausgerichtete Arbeit des Steinbildhauers.

Bildhauerisches Werk

Ihr Gesellenstück ist ein bildhauerisches Werk, ein in Wandlung begriffener Werwolf aus Udelfanger Sandstein. Mit der Skulptur wurde sie, wie sie stolz erzählt, NRW-Landessiegerin aller Bildhauer-Gesellen. Als Meisterstück schuf sie einen dreiteiligen Standspiegel aus Glas und geschliffenem Stein, eine Arbeit, die in den Bereich des Steinmetzes fällt.

Welcher Teil des Handwerks ihr mehr liegt, kann die 26-Jährige nicht sagen. Die Vielseitigkeit sei es, die sie jeden Tag aufs Neue reize.

Für ihre Hochzeit im vergangenen April hat Rosada aus Steinbrocken kleine Platzhalter mit gesandstrahlter Schrift gefertigt. 60 Stück für 60 Gäste. Mit starkem Luftdruck wird bei dieser Technik Sand als Schleifmittel verwendet, um Buchstaben aus dem Stein auszufräsen. Hochzeitsbilder hat sie nach diesem Verfahren ebenfalls in Stein verewigt. Rosadas Mann ist Informatiker, sein Beruf somit genau das, was sie sich überhaupt nicht hätte vorstellen können: Im Büro sitzen, acht Stunden auf den Bildschirm starren. Die 26-Jährige lacht. Klar, wer in dieser Ehe fürs Handwerkliche zuständig ist.