Hattingen.

. Bildhauer und Steinmetz Heinz Kühn hat sein Gewerk als Handarbeit gelernt. Heute haben Technik und Bestattungskultur seine Arbeit verändert.

Der Meißel liegt zwischen den Fingern der linken Hand – so hält man das Gerät, mit dem Heinz Kühn den Stein bearbeitet. In der Werkstatt des Steinmetzes an der Bredenscheider Straße hängt ein alter Zeitungsbericht. Das Foto zeigt seinen Onkel Hermann am gleichen Ort, ebenfalls in der Werkstatt, aber im Jahr 1959. Wenn sich der Steinmetz und Steinbildhauer heute an ihn erinnert, sagt er: „Von ihm habe ich viel gelernt, vor allem das Künstlerische, auch wenn es eine harte Schule war.“ Der Onkel habe seine Linie durchgezogen. Wunde Hände hätten dazu gehört. Da müsse man durch, sonst sei man kein Bildhauer, habe der Onkel gesagt. Und ihm auch nach der Ausbildung viel abverlangt: ‘Handarbeit ist angesagt beim Meisterstück’, habe er ihm gesagt, als er in Düsseldorf seine Meisterprüfung gemacht hat.

1980 übernimmt Heinz Kühn die Firma vom Onkel, der sich in der Folge zurückzieht. „Das habe ich ihm hoch angerechnet“, meint Kühn. Er selbst stammt aus Essen, seine Frau ist die Nichte von Hermann Strauß’ Frau. Mit ihr wohnt er neben der Firma. Durch die Heirat kommt er zur Bildhauerei, zuvor war er Fernmeldehandwerker. „Das Handwerkliche war schon mein Ding“, sagt Kühn. Im Alter von 28 Jahren ergreift er die Chance kreativ zu arbeiten und etwas leisten. Und lernt mit Meißel und Hammer in der Hand Steine zu bearbeiten, Schriften zu hauen oder Ornamente zu gestalten.

Steinmetze und Steinbildhauer seien nur begrifflich Unterschiede, sagt Kühn. Sie entwerfen Denkmäler, ob für den Friedhof in Form von Grabsteinen und Gedenktafeln oder für den privaten Garten als kunstvoll bearbeitete Skulptur oder Steine. Früher sei viel von Hand gearbeitet worden, während heute viel von großen Produktionsfirmen komme, erläutert der 65-Jährige. „Die 1970er Jahre waren eine schöne Zeit. Wir haben überwiegend selbst produziert – wir waren fast ein kleines Granitwerk.“

Die Zeiten hätten sich aber geändert. Anstatt acht Mitarbeitern, gibt es heute noch einen. „Es stehen nicht mehr drei Mann in der Werkstatt und hauen Schriften in den Stein“, sagt er. Stattdessen setzt auch Kühn Sandstrahlbläser dafür ein. Ebenso geändert hat sich die Art zu bestatten. Mehr Menschen wählen Rasengräber, Kolumbarien oder Urnen. Er sei ein bisschen traurig darüber, aber sehe es insgesamt mit einem lachenden und weinenden Auge. Denn was der Kunde wünsche, dass sei entscheidend. Heinz Kühn sagt: „Das muss ich akzeptieren. Meine Arbeit macht mir aber immer noch Spaß. Es gibt noch genug zu gestalten.“