Duisburg-Hamborn. Die Stadt Duisburg will den Hamborner Altmarkt umbauen, 156 Parkplätze abschaffen und den Verkehr ändern. Die Kaufleute haben andere Forderungen.
Der geplante Umbau des Hamborner Altmarkts, mit dem die Stadt Duisburg den Autoverkehr verringern und 156 Parkplätze abschaffen möchte, erregt im Stadtteil weiterhin die Gemüter. Gerade die örtlichen Kaufleute kämpfen gegen diese Pläne.
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Ihr Widerstand hat erste Früchte getragen. Im Stadtrat ist die sicher geglaubte rot-schwarze Mehrheit zunächst weggebrochen, was die Fachleute im Rathaus zum Nachbessern zwingt. Beim Umbau, so warnt der Hamborner Werbering, seien vernichtete Parkplätze aber das kleinere Problem.
156 Parkplätze am Hamborner Altmarkt abschaffen? Kaufleute sehen ein noch größeres Problem
Das eigentliche Hauptproblem sehen die Kaufleute in einer veränderten Verkehrsführung. Dass neben der Richterstraße künftig auch die Alleestraße als zweite Zufahrt zum Altmarkt zur verkehrsberuhigten Zone, zu einem sogenannten „Shared Space“, werden soll und dass außerhalb von regulären Lieferzeiten die Straßen mit versenkbaren Pöllern gesperrt werden, sei äußerst problematisch. „Wenn wir hier Pöller hinbekommen, wird das katastrophal“, prophezeit der Werbering-Vorsitzende Andreas Feller.
Denn die Ärztehäuser, Apotheken oder die Orthopädie-Technik, argumentiert er, haben kranke und oft gehbehinderte Kundschaft, die darauf angewiesen ist, möglichst vor die Eingangstür fahren zu können. „Allein unsere drei großen Apotheken werden sieben Mal am Tag angeliefert“, führt Feller ein weiteres Argument gegen eine Verkehrsberuhigung und gegen Poller mit festen Lieferzeiten an.
Tatsächlich sei bei den betroffenen Medizinern und Pharmazeuten schon von einer Klage gegen die städtischen Pläne die Rede.
Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem Andreas Feller nicht von Hambornern gefragt wird, was denn aus dem Altmarkt werde – und warum plötzlich so viele Parkplätze verschwinden sollen. Vor allen an Markttagen wird der Modehändler oft darauf angesprochen, von Marktbeschickern und Kunden gleichermaßen. Eine Antwort hat er auf die Frage nicht.
Die Verärgerung der Menschen im Stadtteil bleibt groß. Auch deshalb, weil sich die Hambornerinnen und Hamborner nach mehreren Informationsveranstaltungen und Bürgerbeteiligungen von der Stadt Duisburg und von den städtischen Mitarbeitern des 50 Millionen Euro schweren Förderprojekts „Stark im Norden“ veralbert fühlen.
Dass es bei dem Förderprojekt vor allem darum geht, „den Verkehr zu beruhigen, davon war bei keinem der Workshops die Rede“, sagt Feller. Dementsprechend groß war die Verblüffung, als nach den Veranstaltungen entsprechende Skizzen auftauchten, die neue Verkehrsführungen, Poller und eine riesige Fußgängerzone auf dem Altmarkt zeigten. Angeblich seien die Umbau-Pläne mit dem Werbering besprochen und abgestimmt, hatte die Stadt behauptet. Andreas Feller bestreitet dies.
Hamborner Werbering hat eigene Ideen für den Umbau des Altmarkts
Dabei sei niemand dagegen, den Altmarkt aufzuhübschen und die Aufenthaltsqualität etwa durch Sitzbänke und Blumen zu erhöhen, betont der Vorsitzende. Die Pläne aus dem Rathaus hält er jedoch für eine ganz schlechte Lösung.
Die Alleestraße am Altmarkt zu beruhigen, die momentan für den Lieferverkehr wichtig ist, hält er für einen Fehler. Staus, Gehupe und Lärm, den die Anwohner nicht ertragen wollen, sagt er als Folge voraus. Als Lieferroute für Lastwagen sei die Straße ohnehin schon sehr schmal und damit nicht ideal.
Den Lieferverkehr durch eine verkehrsberuhigte Zone und durch Poller zusätzlich zu erschweren, lehnt der Werbering ab. Außerdem stellt er sich statt einer großen Fußgängerzone auf der Mitte des Altmarkts nur einen kleinen Streifen vor, „eine durchgezogene Fußgängerzone von der Jägerstraße bis in die Parallelstraße hinein“. Das würde, so hat es der Werbering überschlagen, vielleicht 15 statt 156 Parkplätze kosten.
Große Schwierigkeiten, wegfallende Parkplätze auszugleichen, befürchtet der Werbering jedoch nicht. Zumal die Stadtverwaltung gerade Standorte für neue Parkhäuser prüfen muss; eine mögliche Fläche ist laut Feller der bestehende Parkplatz an der nahen Emscherstraße.
Werbering fordert andere Maßnahmen für Kaufleute, Fußgänger und Gastronomen
„Hier am Altmarkt könnte man mit wenig Mitteln viel erreichen“, ist Andreas Feller überzeugt und meint etwa Sitzbänke oder die Blumenampeln, die zuletzt nach und nach verschwanden, um Autos Platz zu machen. Ebenso Findlinge, auf denen man sitzen oder Taschen abstellen kann. Dass die Bürgersteige breit genug sind, um auch Außengastronomie zu ermöglichen, haben dort bereits mehrere Lokale bewiesen. Dafür müsse man also nicht große Teile des Marktplatzes für Autos sperren. Dass die Bereitschaft unter Gastronomen groß ist, dort täglich Tische und Stühle aufzustellen und allabendlich sowie für jeden Wochenmarkt wieder abzubauen, bezweifelt Feller nach Gesprächen.
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Den Fußgängern und Gastronomen sei deutlich mehr geholfen, wenn das Ordnungsamt konsequent Knöllchen an die vielen Autofahrer verteilen würde, die ihre Wagen auf den Bürgersteigen abstellen. Ein größeres Wohlbefinden für Besucherinnen und Besucher des Altmarkts und der Geschäfte drumherum könne die Stadt außerdem durch vernünftig sanierte und nachhaltig gepflegte Baumscheiben, einen regelmäßigen Baumschnitt und ein ausgebessertes Pflaster auf dem Marktplatz erreichen.
Der durchrostete Stromkasten für die Marktbeschicker ist ebenfalls keine gute Visitenkarte, und die Straßenlaternen haben noch kein LED. Außerdem fehlt eine öffentliche Toilette. Dort sehen die Kaufleute sinnvollere Ansätze für den Umbau.
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Ohnehin findet der Werbering-Vorsitzende Andreas Feller, dass es gar nicht nötig ist, den Verkehrsfluss oder die Parkplatzanzahl zu verändern. Der Verkehr, selbst Lastwagen, kommt zwischen Bürgersteig und Marktplatz vorbei, und Fußgänger haben kaum Probleme, die Straßen zu überqueren.
Deshalb lehnt der Werbering die städtischen Pläne ab und plädiert lediglich für kleine Maßnahmen, die den Status quo am Altmarkt verbessern, aber nicht umwälzen.
>> Hamborner Stadtteilforum verschiebt sich ins Jahr 2024
● Die Stadt Duisburg hatte ursprünglich für diese Woche ein weiteres Stadtteilforum für „Stark im Norden“ angekündigt. Darin sollten die Zwischenstände aller Teilprojekte vorgestellt werden sowie die Arbeitsergebnisse einer Studie zum Thema „Sicherheit und Kriminalprävention“. Diese Veranstaltung wird auf Anfang 2024 verschoben, ein Termin steht noch nicht fest.
● Informationen zu „Stark im Norden“, auch zum Umbau können Interessierte im Stadtteilbüro (Hamborner Altmarkt 18) dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr und mittwochs von 15 bis 18 Uhr bekommen.