Duisburg-Hamborn. Der Wochenmarkt in Hamborn gehört zu den großen in Duisburg. Auch einige Traditions-Händler sind vertreten. Doch die Kunden wünschen sich mehr.
Donnerstagmorgen um 10 Uhr auf dem Hamborner Altmarkt: Patricia Büll hängt am Fischstand Mehrholz die Räucheraale auf und wirft die ersten Backfische in die Fritteuse. Der Wochenmarkt ist ihr erklärter Lieblingsmarkt und sie schwärmt von der reichhaltigen Angebotspalette. „Hier kriegen Sie alles: Bettzeug, Tierfutter, Haushaltswaren, Klamotten, Lebensmittel und Pflanzen“, sagt sie und betont die niedrigen Preise. „Beim Obst- und Gemüsehändler gegenüber stehen die Kunden am Wochenende regelrecht Schlange.“
Helmut Heussen heißt der Mann mit dem Gemüse. Er ist ein echter Markthändler von altem Schrot und Korn. Schon sein Vater stand auf dem Altmarkt. „Ich fahre immer noch drei Mal in der Woche nach Holland zur Auktion gegen die Uhr, da geht der Blutdruck hoch“, lacht der 71-Jährige.
Wochenmarkt auf dem Altmarkt in Duisburg hat Platz für 200 Stände
So könne er durch sein Netzwerk manches Schnäppchen schlagen und oft sehr günstige Preise bieten. An diesem Morgen ruft er drei Kilo glänzende Auberginen für vier Euro aus. „Viele Händler ordern heute ihre Ware nur noch online, aber das merkt man dann am Preis“, sagt er. Für ihn ist sein Stand und die Aufregung beim Ersteigern der Ware ein Lebenselixier, aufhören will er noch lange nicht. „Nur wenn das Wetter ganz mies ist, dann bleibe ich einfach zu Hause. Das gönne ich mir inzwischen“, sagt er.
Die niedrigen Preise auf dem Altmarkt haben Klaus Bremenkamp vom Geflügelhof Göntgen in Moers zunächst zu schaffen gemacht. „Hier wird von der Kundschaft sehr stark auf den Preis geachtet und weniger auf die Qualität“, so sein Eindruck. Das Kaufverhalten auf dem grünen Wochenmarkt in Moers sei ganz anders. Seit eineinhalb Jahren kommt er mit seinem Angebot an Eiern, Honig und Eierlikör auch auf den Altmarkt und inzwischen hat er sich eine Stammkundschaft aufgebaut, die seine Qualitätsware zu schätzen weiß.
Die indischen Kleiderhändler wollen keinen Kommentar abgeben, wie die Geschäfte so gehen, aber die Kunden sind umso gesprächiger. „Es gibt zu viele Textilien hier und zu wenig deutsche Händler“, sagt Hans-Georg Schindler mit Überzeugung. Ihm fehlen ein Bäcker, ein Käsehändler und ein Feinkoststand.
An einem Imbissstand gibt es Bratwurst und Kaffee
Wenigstens gebe es einen Imbissstand, an dem man am Stehtisch Kaffee trinken und eine richtig gute Bratwurst essen könne, aus Schweinefleisch. „Kriegen Sie ja sonst hier nirgendwo mehr, nur noch Döner!“ Die anderen Imbisskunden sehen das ähnlich, da wird der Stehtisch ruckzuck zum Stammtisch.
„Viele Ausländer bestimmen jetzt das Angebot“, sagt einer in der Runde. „Es ist einfach nicht mehr so wie früher, da waren hier mehr Händler von einer Sorte, die haben sich untereinander mehr Konkurrenz gemacht“, ergänzt eine Kundin.
Bei einer Marktfläche mit Platz für knapp 200 Stände jammern die Kunden auf dem Hamborner Markt auf relativ hohem Niveau. Dem Blumenhändler Manfred Pienemann jedenfalls kann es nur recht sein, dass es heute keine sieben Stände mit Blumen und Pflanzen mehr auf dem Altmarkt gibt, so wie früher, sondern nur noch zwei. Seine Geschäfte laufen gut.
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Auch er ist Markthändler in der dritten Generation, das Geschäft gibt es seit 1954. „Früher haben wir mehr Bundware verkauft, heute gehen auch die Blumen für Hochzeiten und Beerdigungen, was früher nur die Blumengeschäfte gemacht haben“, sagt er. Ihn drückt der Schuh an einer ganz anderen Stelle. „Wir haben hier immer noch keine öffentliche Toilettenanlage für die Kunden“, kritisiert er.
„Wenn man die Aufenthaltsqualität auf dem Altmarkt verbessern will, dann wäre doch eine Renovierung der Toilettenanlage in der alten Schule, wo die VHS ist, die erste Maßnahme. Dann noch ein großes Parkhaus an der Stelle, wo jetzt das alte Gesundheitsamt steht, und wir haben hier alles, was wir brauchen. Bänke und Blumenkübel können sich die Planer getrost sparen. Die Leute kommen ja nicht her, um hier rumzusitzen.“
Mit Nörgeleien über die guten alten Zeiten kann er nichts anfangen. „Wenn die Kunden die Wochenmärkte mehr honorieren, dann werden die auch stärker, so einfach ist das“, sagt er und bindet den nächsten Rosenstrauß.