Duisburg. Eine neue Schule für Duisburg: Mehr als 100 Eltern sind zu einem ersten Infotag gekommen. Was an der Anne-Frank-Gesamtschule anders sein wird.
Der Aufbau einer neuen Schule ist spannend. „Wir können gestalten, statt zu verändern. Denn bei bestehenden Strukturen stößt man irgendwann immer auf Widerstand“, sagt Lehrerin Nicole Bordelais, Mitglied des Gründungsteams der neuen Anne-Frank-Gesamtschule im Duisburger Norden.
Viele Ideen, die die Pädagogen für die neue Schule auf den Weg bringen, sind abgeguckt und woanders bereits etabliert. Jörg Heinrichs, Leiter des zehnköpfigen Gründungsteams: „In Nordrhein-Westfalen passiert im Moment so viel. Das ist unheimlich dynamisch.“
Neue Gesamtschule im Duisburger Norden stößt auf großes Interesse bei Eltern
Was das genau heißt und wie die künftige Gesamtschule voraussichtlich aussehen wird, stellen die Initiatoren am Samstag in dem vorübergehenden Domizil in der ehemaligen Comenius-Schule an der Reichenberger Straße in Alt-Hamborn vor. Der Andrang ist groß. Mehr als 100 Eltern suchen Informationen.
Eine wiederkehrende Frage: Wird das neue pädagogische Konzept schon ab dem nächsten Jahr für die ersten rund 100 Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf umgesetzt? Oder erst, wenn der Neubau für letztendlich 1300 Lernende in Röttgersbach fertig ist?
Der moderne Bau in Röttgersbach soll im August 2026 bezogen werden
Dort entsteht zurzeit das rund 125 Millionen Euro teure Gebäude der neuen Anne-Frank-Gesamtschule. Der hochmoderne Bau soll im August 2026 bezogen werden, Kinder mit unterschiedlicher Herkunft aufnehmen und damit die angespannte Lage an den Schulen im Duisburger Norden entschärfen.
„Wir werden das Konzept natürlich schon an unserem vorübergehenden Standort in Hamborn einführen“, verspricht Lehrerin Bordelais. Ein Kernelement ist das soziale Miteinander. „Es geht darum, wie wir miteinander umgehen“, sagt Heinrichs.
Zum Wochenauftakt treffen sich alle Schüler und Lehrer in der Aula, die später in dem 30.000 Quadratmeter großen Neubau lichtdurchflutet sein wird. „Dort besprechen wir, wie wir die Woche gestalten“, sagt Heinrichs. Ein Wochentag ist für Projektarbeit mit Themen gewidmet, die sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientieren.
Jeden Montag wird es eine Begrüßung geben – in verschiedenen Sprachen
Die Begrüßung am Wochenanfang soll in den Kernsprachen der Schülerinnen und Schüler erfolgen, also neben Deutsch etwa Türkisch, Rumänisch und in anderen Sprachen. So ergibt sich aus der Vielfalt eine Einheit. Flaggen aller Herkunftsländer werden einmal im Jahr aufgehängt. Beim Kulturfest wird es Speisen aus aller Herren Länder geben. „Natürlich erwarten wir auch Konflikte, aber wir bekommen das hin“, sagt Pädagoge Heinrichs, der in solchen Fällen auch schon mal in die Rolle eines Polizisten oder Psychologen schlüpft.
Der respektvolle Umgang untereinander ist für Heinrich die Basis der weiteren Bildungsarbeit. Die Lehrer sind in seinen Augen Begleitpersonen für selbstständiges Arbeiten. „Das spiegelt die moderne Berufswelt wider. So lernen die Kinder, im Team zu agieren, zusammen Probleme zu lösen und Informationsquellen auf Herkunft und Verlässlichkeit zu überprüfen.“
Der 57-jährige Pädagoge ist zurzeit noch Lehrer an der Deutschen Schule in Brüssel und hat gute Aussichten, die Leitung der neuen Anne-Frank-Gesamtschule zu übernehmen. Auf jeden Fall ist er bereit, in die erste Reihe zu treten.
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Die Brüsseler Schule hat er bereits zwei Jahre lang kommissarisch geleitet. Und im Kepler-Gymnasium in Freiburg war er Vize-Schulleiter. „Nun würde ich gerne verantwortlich gestalten, und zwar gemeinsam im Kollegium, das dynamisch Lösungen erarbeitet“, sagt der Lehrer für Englisch, Geschichte, Erdkunde und Wirtschaft. Die Entscheidung über die Leitung des künftig 100-köpfigen Kollegiums fällt nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens im Frühjahr.
Mit Nicole Bordelais gibt es auch eine Interessentin für die Vize-Position. Die 47-jährige Lehrerin arbeitet wie Heinrichs an der Deutschen Schule in Brüssel. Bordelais hat einen Franzosen geheiratet, Heinrichs eine Französin. Beide haben Kinder und werden weiterhin in Brüssel wohnen, also montags nach Duisburg und zum Wochenende zurück nach Brüssel pendeln.
Die beiden Pädagogen besitzen weitere Gemeinsamkeiten. Sie müssen ihre Jobs an der Brüsseler Schule turnusmäßig beenden und bringen Erfahrung an internationalen Schulen mit. Nun nutzen sie die Chance, eine neue Schule nach modernen Anforderungen aufzubauen. Bordelais: „Das ist das Tollste, was man sich vorstellen kann.“
>> Die neue Schule freut sich über Anregungen
- Anmeldungen vom 29. Januar bis 2. Februar 2024 im MINT-Gebäude der Schule am vorübergehenden Standort an der Reichenbergstraße 19a in Hamborn.
- Anregungen und Ideen zur Schule per Mail an team@afgs-du.de oder auf Instagram (@wir_sind_anne), Facebook (@Wir sind Anne) oder Linkedin (@Anne-Frank-Gesamtschule).
- Weitere Informationen zur Schule auf www.wir-sind-anne.de.