Duisburg. Die Kneipe in Meiderich stand lange leer. Jetzt haben drei Freunde das Lokal neu eröffnet. Ein Teammitglied ist im Stadtteil kein Unbekannter.

Hohe Energiepreise, steigende Lebensmittelkosten, und im Duisburger Norden drehen derzeit viele Menschen jeden Euro zweimal um. Das alles weiß auch Michael Friedrich. Dennoch ist er das Wagnis eingegangen und hat in Untermeiderich, im kleinen Meiderich-Berg, eine jahrelang geschlossene Kneipe übernommen und neu eröffnet.

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„Ich mache das nicht alleine, wir sind drei Freunde“, sagt Michael Friedrich, der gut weiß, worauf er sich einlässt. Er führt nicht zum ersten Mal eine Kneipe in Meiderich. In der Vergangenheit hat er bereits das „Schumacher Haus“ an der Sommerstraße gepachtet, das heute „Sixties Corner“ heißt. Man kennt ihn auch von der Minigolfanlage im Stadtpark und in Meiderich-Berg von der Trinkhalle um die Ecke seiner neuen Kneipe an der Horststraße.

In der Kneipe „Double In“ in Duisburg-Meiderich sind alle willkommen – besonders Dartvereine und MSV-Fans

Sie heißt neuerdings „Double In“, nach einem Fachbegriff aus dem Dart. Folgerichtig sollen künftig auch Elektrodart-Vereine dort eine Heimat finden und die fünf Dart-Automaten auch für Ligaspiele nutzen. „Bei uns ist aber jeder willkommen, von 18 bis 88“, betont der Wirt und lässt keinen Zweifel daran, dass das Lokal natürlich auch eine MSV-Kneipe ist.

In der neu eröffneten Kneipe „Double In“ sollen sich Gäste von 18 bis 88 Jahren willkommen heißen. Für MSV-Fans werden die Drittligaspiele auf dem Fernseher gezeigt.
In der neu eröffneten Kneipe „Double In“ sollen sich Gäste von 18 bis 88 Jahren willkommen heißen. Für MSV-Fans werden die Drittligaspiele auf dem Fernseher gezeigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Sie ist nicht nur entsprechend dekoriert, gezeigt werden auch alle Drittligaspiele mit Meidericher Beteiligung auf dem großen Fernseher. Beim zehnwöchigen Umbau haben Michael Friedrich, seine Lebenspartnerin Nicole Brömme und der gemeinsame Kumpel Atila Kis sogar eine Vereinsfahne mit Epoxidharz in den Boden gegossen, wo vorher die alte Theke stand.

Leicht gemacht hat das Trio sich die Entscheidung für die Neueröffnung allerdings nicht. Zunächst haben sie in ganz Meiderich nach einem guten Standort gesucht, viele Monate überlegt und verhandelt, sich aber letztlich für die ehemalige „Alte Meidericher Bergschänke“ entschieden. Doch ohne die König-Brauerei hätten die drei wohl nie eröffnet. Denn die Kühlanlage sei defekt und könne derzeit nicht durch den Vermieter ersetzt werden, so Michael Friedrich. Die Brauerei hat schließlich eine große Untertischanlage für die neue Theke spendiert, und jetzt fließt kühles Köpi aus dem Zapfhahn.

Aus dem Zapfhahn kommt ausschließlich kühles König Pilsener. Ein kleines Bier gibt’s für 1,60 Euro.
Aus dem Zapfhahn kommt ausschließlich kühles König Pilsener. Ein kleines Bier gibt’s für 1,60 Euro. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Geöffnet ist seit dem letzten Juli-Wochenende, so Nicole Brömme, „und es läuft besser als erwartet, es läuft gut“. Die 51-Jährige ist sicher, dass Meiderich-Berg geradezu auf die Neueröffnung gewartet habe und dass jetzt der Stadtteil „hier wieder belebter wird“. Das zeigen auch die „vielen Stammgäste“, die das Kneipen-Trio schon für sich gewonnen habe.

Dabei hilft, dass das dreiköpfige Team Meiderich und seine Menschen gut kennt. „Die Leute haben kein Geld mehr, und die Energiepreise sind hoch“, erläutert Michael Friedrich, warum er auf preiswerte Getränke setzt. Ein halber Liter Köpi kostet vier Euro, ein mittleres 2,40 Euro und ein kleines Glas mit 0,2 Litern gibt’s ab 1,60 Euro. Diebels gibt’s und einige andere Flaschenbiere gibt’s für 2,10 Euro. Auf der Karte stehen auch Sekt, Wein und andere alkoholischen Getränke. Zudem gibt’s Spirituosen im Pinneken schon ab 1,60 Euro.

Keine Kampfpreise, sondern Zusammenarbeit der Mitbewerber

Das hat offenkundig Erfolg. „Anfang des Monats brennt hier die Hütte“, sagt der Wirt, räumt aber ein: „Dann wird’s weniger.“ Von der Kneipe soll ganz Untermeiderich profitieren, deshalb gibt es im „Double In“ keine Kampfpreise, mit denen die benachbarte Gaststätte „Haus Stapelmann“ oder auch „Gabis Ruhrpott-Treff“ unterboten werden. „Es gibt unter uns keine Feindschaft, das sind alles Mitbewerber“, so Michael Friedrich, entsprechend habe er die Getränkekarte und -preise mit ihnen abgesprochen.

Die Automaten für Elektrodart und der Gummiboden sind ligatauglich – noch sucht die Kneipe Dartvereine, die dort spielen.
Die Automaten für Elektrodart und der Gummiboden sind ligatauglich – noch sucht die Kneipe Dartvereine, die dort spielen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Mit der Pizzeria „Food World“ arbeitet das Kneipenteam ebenfalls zusammen. Zwar will es demnächst selbst kleine Snacks wie Frikadellen und Würstchen anbieten, doch eine echte Speisekarte wird es nicht geben. Deshalb können Gäste ihre Pizza, Schnitzel oder Eisbecher direkt vorm Zapfhahn bestellen und bekommen ihr Essen ins Lokal geliefert – und das mit Rabatt.

„Wir wissen, dass wir hier keine Millionäre werden, aber solange zwei Euro hängen bleiben, freuen wir uns“, sagt Michael Friedrich. Mit dem Umsatz sei er „zufrieden“, betont der 52-Jährige, dem die Atmosphäre in seinem Laden besonders wichtig ist. Er und sein Team stünden nicht nur hinter der Theke, „wir feiern auch mit unseren Gästen“.

„Es war Liebe auf den ersten Blick“: Gäste schätzen das neue Lokal und sein Team

Das bestätigt auch Stammgast Walter Peter, den alle hier nur „Männlein“ nennen. Er selbst habe seinen 60. Geburtstag in der Kneipe gefeiert und dabei sogar seiner Freundin erfolgreich einen Heiratsantrag gemacht. „Es wurde Zeit, dass hier endlich wieder was aufmacht. Ich bin zweimal täglich hier. Das ist wie eine Familie, egal wer reinkommt, wird hier aufgenommen.“

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Neugier führte auch Daniela Weißenfeld ins neu eröffnete Lokal. „Ich war keine Kneipengängerin“, sagt die 53-Jährige, aber inzwischen seien sie und Wirtin Nicole Brömme beste Freundinnen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Meidericherin und sieht das „Double In“ nun als ihr zweites Zuhause, denn „hier wird viel gelacht und viel getanzt“.

Geplant sind viele Partyabende – auch an Halloween, Heiligabend, Silvester und Altweiber

Dabei steht der erste ordentliche Partyabend noch aus. Zum Oldie-Abend mit Hits aus den 70er und 80ern laden Michael Friedrich, Nicole Brömme und Atila Kis am Samstagabend, 21. Oktober, ab 18 Uhr ein, geöffnet ist aber bereits um 12 Uhr. Ein DJ legt auf und Verkleidungen sind übrigens erwünscht, ob Hippie mit Flower-Power-Klamotten oder Dame mit Dauerwelle und riesigen Schulterpolstern.

Dass diese Generalprobe erfolgreich wird, davon sind die drei Mitstreiter alle überzeugt und planen bereits Partys an Halloween, Heiligabend und Silvester. Fest vorgesehen ist außerdem eine weitere Fete, wie Nicole Brömme betont: „Wir Mädels freuen uns schon auf Altweiber.“ Vor allem aber hofft das Trio, dass ihre neue Kneipe noch lange ein Anlaufpunkt im kleinen Meiderich-Berg bleibt.

>> Musikalische Vielfalt von AC/DC bis Helene Fischer

● So vielseitig wie die Gäste, die in der Kneipe an der Horststraße 66 willkommen sind, ist auch die Musik, die dort gespielt wird – von Atemlos bis Highway to Hell.

● Geöffnet ist von sonntags bis donnerstags von 12 Uhr bis 23 Uhr sowie freitags und samstags von 12 Uhr bis mindestens Mitternacht. Montag ist Ruhetag.