Duisburg. Die Krankenschwester und Pflege-Expertin Zeynep Babadaği (49) ist eine erfolgreiche Unternehmerin. Die Duisburgerin bildet sie sogar Ärzte aus.
Ein Satz von ihr – und die Menschen sind geschockt. „Ich stehe für Wunden, Türken und Tod“, sagt Zeynep Babadaği, die unglaublich empathisch ist, aber kein Blatt vor den Mund nimmt. Gerade heraus ist die 49-Jährige, nennt Probleme beim Namen, geht hart mit schief laufenden Entwicklungen ins Gericht. Was die deutsche Gesellschaft betrifft, aber auch, was ihre türkischen (männlichen) Landsleute in Duisburg und dem übrigen Deutschland angeht, die „verschlafen haben, sich weiterzuentwickeln. Anders als die Türken in der Türkei“. Die Powerfrau hat mittlerweile drei Unternehmen in Meiderich gegründet – eins erfolgreicher als das andere. Und das hat Gründe.
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Bei aller kritischen Haltung zu Entwicklungen in der Gesellschaft, bleibt sie sich immer treu. Denn sie hat eine Leitlinie, die sie verfolgt: „Es ist eine Gnade, Menschen helfen zu dürfen“, sagt die gelernte Krankenschwester, die „nur Glück im Leben hat“, wie sie dankbar erzählt. Davon will sie einen Großteil an ihre Mitmenschen weitergeben. Sowohl an die, die von ihr und ihrem Betrieb gepflegt werden, als auch an die vielen Personen, die sich in Sachen Wundbehandlung von ihr weiterbilden lassen – etwa auf Wundkongressen, die sie seit zehn Jahren veranstaltet. Die drei Schwerpunkte, die sie sich gesetzt hat, sind ihre „Pflegezentrale“, die „Wundzentrale“ und die „Akademie für Medizin und Pflege“.
Trotz eines Schicksalsschlags will sie ihre Mitmenschen immer wieder aufbauen
Soziale Arbeit wurde ihr nicht gerade in die Wiege gelegt. „Das hat sich so ergeben“, sagt sie. Dabei hat die Mutter zweier Kinder, die mit einem Deutschen verheiratet ist, schon schwere Zeiten erlebt. Ihren Bruder hat sie verloren, da war sie gerade mal zwölf Jahre alt. Er kam durch einem Verkehrsunfall ums Leben. Aber Zeynep Babadaği hat so viel positive Energie in sich, die sie auch ausstrahlt, dass sie an dem Schicksalsschlag nicht zerbrochen ist. Im Gegenteil: Sie ist es, die immer wieder ihre Mitmenschen aufbaut.
Sie ist nicht nur Chefin, „ich kenne alle meine Patienten persönlich, weil ich auch immer noch selbst in der Pflege tätig bin“, sagt sie. Wichtig sei für alle Mitarbeiterinnen – seit neuestem gibt es auch einen Mann im Betrieb, ihren Stellvertreter – dass man zuhören kann und nicht seine eigenen Probleme bei den Menschen ablädt. Die haben genug mit sich zu tun. Das zu vermitteln, ist ihr wichtig. „Denn es sind Gäste, die gepflegt werden, und so müssen wir sie auch behandeln.“
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Für sie gibt es nur eine Nationalität. Und die heißt Mensch. So steht es auch auf einem Schild in ihrer Firma. „Pflege ist Haltung mit Herz und Verstand“, betont sie. Die gelernte Krankenschwester hat sich immer weitergebildet. Hat alle Qualifikationen erworben, was die Wundbehandlung anbetrifft und gibt ihr Wissen seit langem weiter. Denn sie hat in Salzburg ausbildungsmäßig noch eins draufgesetzt und den Master im „Wound Care Management“ gemacht. In dem Bereich macht ihr niemand etwas vor, sie hat alle Zertifikate, die man haben kann. Daher gibt sie ihr Wissen auch in Seminaren weiter.
Duisburger Unternehmerin bilden Ärzte, Pfleger und Physiotherapeuten aus
Sie bildet Ärzte, Pfleger, Physiotherapeuten und Interessierte aus anderen Berufen aus. Auch die Unsinnigkeiten des deutschen Gesundheitswesens sind ihr bestens bekannt. Abschrecken lässt sie sich aber auf ihrem Weg auf keinen Fall. Die Gesetze haben sich geändert, so dass Pflegedienste in Kürze einen hohen Standard für die Wundbehandlung nachweisen müssen. „Das gibt dann auch deutlich mehr Geld“, sagt sie. Das Problem sei, dass die Krankenkassen bisher noch keine Angebote gemacht haben, die Kosten zu übernehmen. Obwohl die Zeit drängt.
Sie selbst hat längst ihre Pflegezentrale, die sich auf das Management von chronischen Wunden spezialisiert hat. Einige Mitarbeiterinnen haben sich als Wundexperten weitergebildet. „Die Pflegezentrale wurde als erster ambulanter Pflegedienst Deutschlands mit dem Wundsiegel der ICW zertifiziert. Das ist die „Initiative Chronische Wunden“. Sie wurde 1995 von Ärzten, Pflegenden, Mitarbeitern der Kostenträger und anderen Engagierten ins Leben gerufen, um Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von Menschen mit chronischen Wunden zu verbessern. Insbesondere will die Initiative praxisnah und flächendeckend eine möglichst optimale Versorgung der Betroffenen erreichen.
Kritik an Pflegeberufen? „Es gibt nichts Schönes als den Beruf der Krankenschwester“
Kritik an den Pflegeberufen kann Zeynep Babadaği absolut nicht verstehen. Es werde mittlerweile gut verdient in dem Beruf. „Und es ist doch unbeschreiblich schön, dass wir helfen dürfen, zu heilen.“ Wenn ihre Patienten glücklich sind, dann ist für die 49-Jährige alles in Ordnung. Drei Kurse gibt sie mittlerweile für die Pflege und zwei Ärztekurse, in denen es immer um Weiterbildung im Bereich Wunden geht. „Ich würde immer wieder den Beruf der Krankenschwester ergreifen. Es gibt nichts Schöneres“, sagt die Powerfrau mit Herz, die auch Palliativpatienten begleitet.
>> Der Vater war ihr Motor und Coach
● Zeynep Babadaği hat viel Liebe in ihrem Leben bekommen und gibt viel Liebe an ihre Mitmenschen weiter. Sie habe die besten Eltern der Welt gehabt, sagt sie. Ihre Mutter hat immer bestens für die Familie gesorgt. Aber der Vater sei ihr Motor und Coach gewesen.
● „Mit 16 oder 17 zwangsverheiratet zu werden, hätte es bei uns nicht gegeben“, sagt sie. Ihr Vater habe immer gesagt: „Du bekommst den ersten goldenen Armreifen, wenn du einen guten Beruf ergriffen hast.“ Dabei war der Armreifen symbolisch gemeint. Eben eine besondere Auszeichnung.
● Sie ist stolz darauf, dass ihr Vater eine solche Einstellung hatte. Denn er kam ohne große Schulbildung 1970 aus der Türkei nach Deutschland. Seine Haltung zu Schulbildung und Beruf hat ihr die Grundfestung für ein glückliches und erfolgreiches Leben gelegt.