Duisburg. Die Autobahn GmbH will an einem Infostand über den Ausbau der A 59 in Hochlage informieren. Dabei bekommt sie die Wut der Duisburger zu spüren.
Die Szenerie hatte was von „High Noon“. Sieben Menschen in orangenen Warnwesten, stehen auf dem Platz vor Rewe Peeters an der Herbststraße. Zwölf in grünen Westen sammeln sich vor dem ehemaligen Fressnapf-Gebäude und ziehen in Formation Richtung Orangewesten. „Wir kommen, um euch zu fragen, ob ihr euch ergeben wollt“, versucht Staatssekretär und SPD-Bundestagsmitglied Mahmut Özdemir, der auch eine grüne Weste trägt, das Eis direkt mit einem flotten Spruch zu brechen.
Auf den orangenen Westen steht „Autobahn GmbH“, die Grünen tragen den Aufdruck „DU für den Tunnel“. Damit sind die Fronten klar. Diese Männer und Frauen können keine Freunde werden. Die einen – Vertreter des Heimatvereins, aus Politik und einige Bürger – wollen die Tunnellösung für den Ausbau der A 59 in ihrem Stadtteil.
A 59: Autobahn GmbH mit Infostand in Duisburg-Mittelmeiderich vor Ort – da, wo es eng wird
Die anderen – Vertreter der Autobahn GmbH Rheinland – wollen über den Ausbau in Hochlage informieren. Doch diese Brücke will hier wirklich niemand: „Wir sprechen im Ruhrgebiet eine offene Sprache“, ruft Bruno Sagurna den Orangewesten entgegen, „Der Ausbau in Hochlage ist der Sargnagel für den Stadtteil. Die Brücke wird von den Leuten nur noch Sarkophag genannt.“
Anwohner haben sich nur wenige am Infostand der Autobahn GmbH Rheinland eingefunden. Die meisten schimpfen. „Die sind doch nur hier, um uns die Hochlage schmackhaft zu machen. Das schaffen sie aber nicht“, meint Elke Detzner. Sie will auf jeden Fall Einspruch gegen die Pläne einlegen.
Keiner hier will den Ausbau in Hochlage, alle wünschen sich die Tunnel-Lösung
So auch Georgios Raptis, der neben Rewe ein Lotto-Toto-Geschäft betreibt. „Ich bin seit 35 Jahren hier. Egal, welche Lösung umgesetzt wird, ich muss weg.“ Er blickt in eine ungewisse Zukunft: „Ich weiß nur, dass nach einem neuen Standort für Rewe und uns gesucht wird. Ich weiß nicht wann, wohin und ob es eine interessante Lösung wird.“
Barbara Ruhrmann vom SPD-Vorstand hat eine Vermutung, die andere mit ihr teilen: „Die Autobahn GmbH will doch gar nicht mit uns reden. Warum kündigen sie den Infostand erst einen Tag vorher an, kommen mitten in der Woche um 13 Uhr, wenn alle auf der Arbeit sind?“ In der Tat: Die Bürger, die am Stand vorbeischauen, sind im Rentenalter.
Die Stimmung ist also aufgeheizt, es wird mehr debattiert, als dass jemand auf Informationen aus ist. Letztlich gibt es ja auch nichts Neues zu berichten. Tobias Fischer, Geschäftsbereichsleiter Bau und Erhaltung der Außenstelle Essen der Autobahn GmbH Rheinland, hat Verständnis für die Wut: „Ich kann die Emotionen menschlich nachvollziehen. Deshalb ermutigen wir die Bürger auch, Einsprüche einzulegen.“
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Jede Stimme werde gehört und dann eine Entscheidung getroffen. Und immer wieder der Hinweis: „Unsere Aufgabe ist nicht die Planung. Wir setzen nur um, was entschieden wird.“ Dazu kommt der Umstand, dass die Autobahn GmbH das Projekt von Straßen.NRW übernommen habe.
Nach rund einer Stunde sind die Emotionen ein paar Grad abgekühlt, alle sind in Gespräche vertieft. Einigen Bürgern konnten auch konkrete Fragen beantwortet werden, zum Beispiel über den geplanten Radweg auf der Berliner Brücke.
Peter Dahmen vom Bürgerverein zieht sein persönliches Fazit: „Die Autobahn GmbH setzt uns mit dem Argument, es bleibe keine Zeit, weil sonst die Berliner Brücke gesperrt werden müsse, unter Druck.“ Mahmut Özdemir sagt: „Ich erwarte, dass die Tunnel-Lösung endlich geplant wird. Wenn sie weiter auf eine durchgezogene Hochlage setzen, erleiden sie Schiffbruch“, prophezeit er.
>> Heimatverein hat eine Anlaufstelle geschaffen, die beim Einspruch hilft
- Die Autobahn GmbH wird am Dienstag, 29 August, auch mit einem Infostand auf dem Hamborner Altmarkt stehen – vormittags während des Wochenmarktes.
- Der Meidericher Bürgerverein hat im ehemaligen Fressnapf neben Rewe Peeters eine Anlaufstelle eingerichtet, in der allen geholfen werden soll, die Unterstützung bei ihrem Einspruch brauchen. Dieser soll montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr besetzt sein. Allerdings fehlen noch ehrenamtliche Helfer, um diese Zeiten komplett besetzen zu können.
- In den nächsten beiden Samstagen (19. und 26. August) ist die Anlaufstelle auf jeden Fall besetzt. An diesen Terminen wird SPD-Ratsfrau Daniela Stürmann vor Ort sein. Weitere Öffnungszeiten veröffentlicht der Bürgerverein aktuell auf www.du-fuer-den-tunnel.de
- Einwendungen können noch bis zum 4. Oktober eingereicht werden.