Duisburg-Marxloh. Der Campus Marxloh sollte schon längst fertig sein. Doch nicht nur die Eröffnung verzögert sich, das Gebäude wird auch immer teurer. Die Gründe.
Der Campus Marxloh wird noch teurer. Das Gebäude, das rund 20 Träger der örtlichen Sozial- und Bildungsarbeit unter einem gemeinsamen Dach versammeln soll, kostet voraussichtlich 30 Millionen Euro. Die erste Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2017 ging noch von 11,2 Millionen Euro aus. Der Grund für die erneuten Kostensteigerungen: Der im März 2022 fertiggestellte Rohbau hatte Mängel.
Dadurch verzögerte sich das Anbringen der Fassadenelemente erheblich, heißt es in einer Vorlage der Stadtverwaltung an den Stadtrat. So kam eins nach dem anderen. Das Anbringen der schicken Glasfaser-Beton-Fassade ließ auf sich warten. Deswegen kommen Dachdecker, Trockenbauer und technischer Gebäudeausstatter später zum Zug. Fristen können nicht eingehalten werden, die Firmen fordern mehr Geld, Preise steigen.
Campus Marxloh: Darum wird das Gebäude im Duisburger Norden immer teurer
Die Stadt prüft Regressansprüche gegenüber Unternehmen, muss aber für die Mehrkosten erst einmal aufkommen. Denn diese sind nicht mehr im vollen Umfang durch die Städtebaufördermittel der EU gedeckt. Ursprünglich sollten 90 Prozent der Baukosten durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert werden. Jetzt liegt der Eigenanteil der Stadt mit 14,5 Millionen Euro bei beinahe der Hälfte.
Mehrfach musste der Stadtrat absegnen, den Löwenanteil der Mehrkosten aus dem Stadtsäckel zu bezahlen – 2020 unmittelbar nach Baustart, dann zwei Jahre später und nun zuletzt im März. Vor diesem Hintergrund fürchten Politiker vor Ort um den Campus Marxloh. „Wir brauchen die Bildungsstätte für den Duisburger Norden“, sagt der Vorsitzende der CDU in Hamborn, Frank Heidenreich. „Ich habe Angst, dass das Projekt ins Stocken gerät und nicht abgewickelt werden kann.“
Baudezernent Martin Linne: „Anfang 2025 wird der Campus Marxloh eröffnen“
Diese Befürchtung teilt Duisburgs Baudezernent Martin Linne nicht. „Bis Ende nächsten Jahres müssen wir fertig sein. Ich gehe davon aus, dass das klappt“, sagt Linne im Gespräch mit dieser Redaktion. Soll heißen: Anfang 2025 wird der Campus Marxloh eröffnet. Der Weg dorthin sei aber alles andere als zufriedenstellend, räumt Linne ein. Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte das Gebäude schon im März diesen Jahres seine Türen öffnen.
Die Stadt habe aufgrund der EU-Förderung rechtlich keine andere Chance gehabt, als die Gewerke an einzelne Firmen zu vergeben. Nachteil dieser Vergabepraxis: Wenn es auf der Baustelle hakt, gerät der gesamte Prozess mit vielen unterschiedlichen Firmen ins Stocken – wie beim Campus Marxloh geschehen. „Dann kamen noch die Pandemie und der Ukraine-Krieg obendrauf.“
Geldgeber wie die EU wollen den Mittelstand fördern – das macht’s kompliziert
Hat die Stadt aus Fehlern gelernt? „Große komplexe Bauvorhaben können öffentliche Auftraggeber sinnvoll nur noch durch die Vergabe an einen Generalunternehmen beauftragen“, sagt Linne. Das habe der Campus Marxloh erneut gezeigt. Dann überlässt die Stadt dem Generalunternehmen die Entscheidungen, wie er das Projekt umsetzt. Der sorgt aus eigenem Interesse für einen möglichst reibungslosen Ablauf und ist bei Mängeln alleiniger Ansprechpartner für die Stadt.
Der Haken an der Sache: Geldgeber wie die EU wollen den Mittelstand fördern und nicht große Generalunternehmer. Für eine Stadt wie Duisburg ein Dilemma. Wird ein Projekt gefördert und später teurer, was bei der oft mehrjährigen Laufzeit eines Bauvorhabens die Regel ist, bleibt die Stadt auf dem Großteil der Mehrkosten sitzen. „Deswegen müssen wir immer schauen, ob die Bindungen, die sich aus der Förderung ergeben, auch zu unseren Prioritäten passen“, sagt der Baudezernent.
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Wenn es allein nach ihm ginge, würde Linne sich bei Neubauten immer für einen Generalunternehmer entscheiden. Wie beim Schulbau. „Da vergibt die städtische Schulbaugesellschaft die Aufträge an Generalunternehmen. Wir brauchen Ergebnisse und nutzbare Gebäude, ganz egal ob das Verwaltungsgebäude, Kindertagesstätten oder Schulen sind.“
Die Entscheidung, ob ein Generalunternehmer oder verschiedene Firmen beauftragt werden, ist beim öffentlich geförderten 50-Millionen-Euro-Projekt „Stark im Norden“ wieder zu treffen. Aktuell geht es um den Bau der sogenannten „Elternlandeplätze“. In diesen sollen Eltern, die noch Kinder erziehen, gefördert werden. „Wir diskutieren gerade mit der Oberfinanzdirektion, ob die Vergabe an einen Generalunternehmer zulässig sein wird oder nicht. Das dauert schon mehrere Monate, aber wir sind auf einem guten Weg“, so Linne.
Der Campus Marxloh werde jetzt vom Immobilien-Management Duisburg (IMD) mit hoher Priorität zu Ende gebracht. Deswegen würden nun auch die Gespräche mit den potenziellen Nutzern wieder intensiver geführt. Linne: „Ich hoffe, dass sie bei der Eröffnung Anfang 2025 ihre Projekte und Angebote vorstellen.“
>> Dieses Konzept steckt hinter dem Campus Marxloh
- Die Stadt stellt im Campus etwa 20 Trägern der Sozial- und Bildungsarbeit kostenfrei Räume zur Verfügung, die schon jetzt in Marxloh aktiv sind.
- Dazu zählen zum Beispiel Awo, DRK, Grillo-Gesamtschule, Stadtbibliothek, Kommunales Integrationszentrum, kirchliche Träger und weiteren Organisationen.
- Wer im Campus zu einem dieser Bildungs- und Sozialträger geht, soll unmittelbar sehen können, welche weiteren Angebote es von anderen Organisationen noch gibt.