Duisburg-Walsum. Die Traditions-Limo Sinalco wird in Duisburg von Hövelmann produziert. Wer die größte Konkurrenz ist und wie die Marke auf Zukunft getrimmt wird.
Sie ist die Mutter aller Limonaden, schon stolze 118 Jahre alt und immer noch bekannt wie ein bunter Hund – nicht nur Zeitgenossen ab 40 Jahren kennen die Sinalco und ihren legendären Werbesong: „Die Sinalco schmeckt, die Sinalco schmeckt“ – ein Flohwalzer, der das Zeug zum Ohrwurm hat. Doch wie es eben so ist mit dem Älterwerden: Irgendwann ist eine Frischzellenkur nötig.
Sinalco gehört seit 1997 zur Hövelmann-Gruppe in Duisburg. „Als wir die Marke übernommen haben, mussten wir sie erst einmal aus dem Dornröschen-Schlaf holen“, sagt Gesellschafter und Geschäftsführer Heino Hövelmann. Das ist gelungen. Nach Angaben des Unternehmens verfünffachte sich der Umsatz Anfang der 2000er Jahre in nur vier Jahren.
Hövelmann aus Duisburg verpasst der Sinalco ein modernes Image
Eine große Herausforderung sei, dass der Handel schon immer bevorzugt auf die „großen amerikanischen Mitbewerber“ setze, sagen Heino Hövelmann und Geschäftsführer Edmund Skopyrla unisono. Gemeint sind internationale Getränke-Giganten wie Coca Cola oder Pepsi. Eine andere war, dass die Sinalco zwar eine „hohe Markenbekanntheit sowie gewisse Grundsympathie“ bei den Verbrauchern habe, das Image aber ein wenig angestaubt war.
In die Hände spielt den Hövelmännern, dass Limonaden und Cola-Getränke in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebt haben. Viele neue Marken tummeln sich auf dem Markt. „Das ist gut für uns. Der Markt ist spannender geworden. Die Verbraucher werden animiert, sich durchzuprobieren“, sagt Heino Hövelmann.
Sinalco ist der älteste Softdrink auf dem europäischen Kontinent
Immerhin kann sich Sinalco rühmen, der älteste Softdrink des europäischen Kontinents zu sein. Entwickelt wurde er bereits 1902 in Detmold von Kaufmann Franz Hartmann und Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz. Der seit 1905 geschützte Markenname leitet sich vom Lateinischen „sine alcohole“ ab und bedeutet: ohne Alkohol. Rasch entwickelte sich die Limo damals zur Weltmarke.
Doch zurück ins Hier und Jetzt: „Wir haben Marktforschung betrieben und als Kernzielgruppe für unsere Kommunikationsstrategie jüngere Käufer zwischen 20 und 29 ausgemacht“, erklärt Edmund Skopyrla. Die Sinalco soll also jünger werden. Als eine der ersten Maßnahmen wurde der gesamte Markenauftritt in mehreren Schritten sachte an den heutigen Geschmack angepasst.
Außerdem rückten neue Vertriebswege in den Fokus: „Während die älteren Kunden in den Getränkemarkt gehen und Mehrwegkisten schleppen, lassen die jungen lieber liefern“, erklärt Hövelmann. Also gewannen die Lieferdienste an Bedeutung, aber auch Tankstellen und Bäckereien, wo sich die Kernzielgruppe gerne im Vorbeigehen mit Getränken eindeckt.
Bei den neuen Spots spielen Mitarbeiter die Hauptrollen
Herzstück der neuen Strategie sind aber die Werbespots. Auf die sind Hövelmann und Skopyrla sichtlich stolz – auch deshalb, weil ihre jungen Mitarbeiter die Sache quasi im Alleingang „gerockt“ haben. „Wir haben sie gefragt, ob sie mitmachen wollen, weil wir die Menschen, die hinter Sinalco stecken, zeigen wollten“, so Hövelmann. Auch eine professionelle Schauspielerin wurde engagiert.
Auch interessant
Doch die spielt am Ende nur noch eine Nebenrolle, ist in Schlüsselszenen gar nicht zu sehen. „Unsere Mitarbeiter haben ihre Großeltern dazu geholt und den Spot so runtergedreht. Die Kamera musste eigentlich nur draufhalten. Wir sind von dem Ergebnis absolut begeistert“, berichtet Edmund Skopyrla. „Der Spot drückt aus, was uns von anderen unterscheidet. Wie sind authentisch, stehen als Familienunternehmen für Weltoffenheit und vernünftigen Umgang miteinander. Und das kommt rüber“, ergänzt Hövelmann.
Im aktuellen Spot machen mehrere Generationen miteinander Party. Der nächste, der im Sommer kommen wird, dreht sich um Umweltschutz. „Beides sind Themen, die jungen Leuten, aber auch uns als Unternehmen wichtig sind: Familie und Natur.“
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Auf Social Media ist Sinalco ebenfalls präsenter. Tiktok bespielen die Hövelmann-Auszubildenden in Eigenregie. „Da mischen wir uns gar nicht erst ein, das ist nicht unsere Welt. Ich habe nur ein wenig Sorge, dass ich auch bald bei Tiktok auftauche“, lacht Hövelmann. „Mir haben sie schon einen Termin aufs Auge gedrückt“, grinst Edmund Skopyrla. Ihn hat es also schon erwischt.
Stand Sinalco früher für eine Orangenlimonade, bietet die Marke heute eine große Palette an Geschmacksrichtungen. Regelmäßig kommen neue dazu, dafür fliegen andere aus dem Sortiment. Ob eine Sorte gut ankommt, wird im eigenen Haus getestet. „Die letzte Runde findet in unserem betriebseigenen Restaurant statt. So sind alle Mitarbeiter beteiligt“, sagt Skopyrla. Gerade erst auf den Markt gekommen sind die Limos Pfirsich-Zitrone und Apfel-Kirsch. Übrigens mit weniger Zucker, um auch diesem Trend Rechnung zu tragen.
>> RUND 500 MITARBEITER IM STAMMHAUS IN DUISBURG-WALSUM BESCHÄFTIGT
- Hövelmann ist ein Familienunternehmen, das aktuell von der vierten Generation geführt wird. Gesellschafter sind Hermann, Heidrun und Heino Hövelmann. „Die fünfte Generation steht schon in den Startlöchern“, sagt Heino Hövelmann. Wie die Marke Sinalco wurde auch Hövelmann 1905 aus der Taufe gehoben.
- Für die Getränkegruppe arbeiten bundesweit etwa 630 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Am Hauptsitz in Walsum an der Römerstraße sind es circa 500. Dort werden jeden Tag zwei Millionen Flaschen abgefüllt – neben der Limonade Sinalco unter anderem auch die Mineralwässer Rheinfels Quelle und Römerwall.
- Seit 2011 gehört Staatl. Fachingen zum Unternehmen. Das Heil- und Mineralwasser wird in Birlenbach an der Lahn abgefüllt. Außerdem betreibt Hövelmann eine Abfüllanlage in Dortmund.
- Nach eigenen Angaben machen die Sinalco-Produkte rund ein Fünftel des Umsatzes aus. 2022 erwirtschaftete die Marke 41 Millionen Euro.