Duisburg-Mittelmeiderich. Immer wieder hört man von Apotheken-Schließungen – auch in Duisburg. Samet Öztürk macht das Gegenteil: Er gründet eine neue. Die Idee dahinter.

Mehrere Standorte wären für seine neue Apotheke infrage gekommen. Samet Öztürk hat sich für das ehemalige Ladenlokal des Schreibwarengeschäfts Askania an der Von-der-Mark-Straße entschieden. „Hier haben meine Eltern meinen ersten Füller gekauft, mit dem ich Schreiben gelernt habe. Später habe ich dort auch selbst eingekauft“, sagt der 30-Jährige. Daher habe er eine emotionale Bindung an den Ort, an dem er am Montag (3. April) die Salus Apotheke eröffnet hat.

Während immer wieder Apotheken schließen – erst kürzlich gab die „Apotheke am Jubiläumshain“ in Marxloh auf – wagt Samet Öztürk eine Neugründung. „So habe ich alles in der Hand, kann meine eigenen Ideen von Grund auf umsetzten“, erklärt der Unternehmensgründer. Seit 2018 arbeitet er bereits in verschiedenen Apotheken. „In jeder habe ich mich gefragt: Was würde ich anders machen?“

Samet Ötztürk eröffnet neue Apotheke in Duisburg-Mittelmeiderich

In der Salus Apotheke in Mittelmeiderich ist daher manches anders, als Kunden es gewohnt sind. So fragt der junge Apotheker auf seiner Website, welche Wünsche und Ideen Patienten für eine Apotheke von morgen hätten. Eine Mitmachaktion, auf deren Resonanz und Ergebnisse Samet Öztürk jetzt schon gespannt ist.

Außerdem bietet er die Möglichkeit, Rezepte ganz unkompliziert online einzureichen. Ist das Medikament da, bekommt der Besteller eine E-Mail, dass er es abholen kann, oder lässt es sich nach Hause liefern. „Es gibt einen Weg, das datenschutzkonform zu machen. Die Kunden müssen nur einmal zu uns kommen und die Datenschutzerklärung unterschreiben“, erklärt Öztürk.

Apotheker ist sich sicher: Der Bedarf wird in Zukunft noch größer

Ist ihm bei dem Schritt in die Selbstständigkeit nicht auch etwas mulmig zumute? „Nein“, antwortet Samet Öztürk, ohne zu zögern. „Nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels schließen in Deutschland jedes Jahr 300 bis 400 Apotheken. Der Bedarf ist aber da und wird noch größer werden.“

Das kann er selbst auf der Von-der-Mark-Straße beobachten: Rund 100 Meter von seiner Apotheke gibt es eine zweite. „Hier stehen die Kunden zu den üblichen Arztpraxen-Zeiten regelmäßig bis auf die Straße Schlange. Im Umkreis von einem Kilometer haben 35 bis 40 Ärzte ihre Praxis“, so Samet Öztürk. Da kommt einiges an Patienten zusammen – auch das sei ein gewichtiges Argument bei der Standortwahl gewesen.

Eine große Stütze des 30-Jährigen ist die Familie: „Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Frau hat mich zum Beispiel während des Studiums finanziell unterstützt.“ Sie ist Medizinische Fachangestellte – wie übrigens auch seine beiden Schwestern. Schwester Şeymar arbeitet in der Apotheke mit.

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Wie auch einer der ältesten Freunde von Samet Öztürk, Yasin Metin. „Ich kenne Yasin schon seit der fünften Klasse. Wir sind wie Brüder, gehen gemeinsam durch dick und dünn.“ Der heute 31-Jährige wollte eigentlich Lehrer werden, aber Öztürk überredete ihn, sich auch der Pharmazie zu widmen. „Ich habe ihn aus seinem Studiengang losgeeist und wir haben dann zusammen in Düsseldorf Pharmazie studiert“, lacht der Apotheker.

Salus hat der junge Apotheker seine Apotheke genannt. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wohlergehen.
Salus hat der junge Apotheker seine Apotheke genannt. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wohlergehen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Yasin Metin ist bei seinem alten Kumpel fest angestellt, in etwa sechs Monate wird auch er das Studium abschließen. Die beiden Freunde haben schon neue Pläne: „Wir spielen mit dem Gedanken, eine zweite Filiale aufzumachen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.“

Erst einmal muss sich die Apotheke an der Von-der-Mark-Straße etablieren. Dass das gelingt, ist sich Öztürk sicher: „Ich liebe es, mit Menschen umzugehen, und habe immer ein offenes Ohr.“ Moderner Service und guter Beratung, natürlich auch in türkischer Sprache – das sei, was Kunden zu schätzen wissen.

>> Auch in Duisburg sinkt die Zahl der Apotheken

  • Die Apothekerkammer Nordrhein verzeichnet schon seit 23 Jahren ein Apothekensterben. „Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren. Das hat Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Unser dichtes Netz bekommt Löcher, das darf so nicht weitergehen“, sagt Kammer-Präsident Dr. Armin Hoffmann.
  • In Duisburg gab es 2012 noch 114 Apotheken, Ende 2022 waren es 89. Allein im letzten Jahr haben zwei Apotheken ihre Türen geschlossen, eine davon in Beeckerwerth.