Duisburg-Walsum. Thyssen-Kollegen und ihre Partnerinnen haben in Duisburg den Kegelclub „Die Holzfäller“ gegründet. 50 Jahre später kegeln die Pärchen immer noch.

Fünf kaufmännische Mitarbeiter der August-Thyssen AG haben gemeinsam mit ihren Freundinnen und Ehefrauen den Kegelclub „Die Holzfäller“gegründet. Das war 1973. Jetzt, 50 Jahre später, kegeln sie immer noch miteinander im Duisburger Norden.

„Damals war das Kegeln groß in Mode“, erinnert sich Dieter Neubert beim Jubiläumstreffen an die Gründungszeit. „Wir haben in der kaufmännischen Abteilung immer ein Weihnachtskegeln veranstaltet. Dabei kam die Idee auf, einen eigenen Club zu gründen.“

Dass ihr Kegelclub so lange bestehen würde, hätte die Duisburger Gruppe bei ihrer Gründung nicht gedacht.
Dass ihr Kegelclub so lange bestehen würde, hätte die Duisburger Gruppe bei ihrer Gründung nicht gedacht. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke (Repro)

Schon in vielen Gaststätten im Duisburger Norden zielte der Kegelclub auf alle Neune

Die frisch gegründeten Holzfäller kamen zunächst im Marxloher König-Eck an der Kaiser-Wilhelm-Straße unter, flogen aber bald wieder raus. Sie trafen sich nämlich nur einmal im Monat und da die Bahnen sehr begehrt waren, wurden Clubs mit vierzehntägigem Rhythmus bevorzugt. So wechselten die Hobbykegler zunächst in die Tivoli-Stube, später in die Goldene Henne nach Walsum und ins Senftöpfchen in Röttgersbach.

Heute treffen sie sich immer an einem Freitagabend im Monat im Restaurant Athos in Walsum. „Wir haben eigentlich in jedem Lokal so lange durchgehalten, bis die Wirte aufgegeben haben“, überlegt Neubert laut und muss lachen. Ein Fall von außerordentlicher Treue, der ins Bild passt. Denn auch die Paare von einst sind immer noch zusammen.

Dieter Neubert heiratete seine Frau Elke drei Wochen nach Clubgründung, demnächst ist also goldene Hochzeit. Die Kegelgeschwister haben schon einige goldene Hochzeiten gemeinsam gefeiert, davor silberne, aber auch runde Geburtstage, Kindstaufen und mehr. Viele schöne Reisen an die Mosel, die Ahr und den Rhein sowie Städtetouren nach Hamburg oder Bremen haben sie zusammen unternommen. Dabei gingen die Damen manchmal schon früher ins Bett, die Herren noch aus.

Ein Streit drohte den Club in den 80er-Jahren zu zerstören

Gestritten haben sie natürlich auch – 15 Jahre nach der Gründung stand der Club einmal fast vor dem Aus. „Aber dann haben wir uns alle zu einer Aussprache getroffen und uns wieder zusammengerauft“, berichten die Clubmitglieder einhellig. Die Holzfäller sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Um in der Gruppe aufgenommen zu werden, bedarf es schon eines besonderen Zusammentreffens.

So geschah es Wilfried und Rita Pogadetz vor 23 Jahren. Bei einem Biergartenbesuch wurde Katzenfreund Wilfried von einer streunenden Samtpfote mit guter Menschenkenntnis und hypnotischem Blick dazu gebracht, sein ohnehin schon knapp bemessenes Schnitzel mit ihr zu teilen. Am Nachbartisch beobachteten Clubmitglieder lachend diesen Akt der räuberischen Erpressung und man kam ins Gespräch.

Erstmals seit der Gründung: Neuerdings führt eine Club-Präsidentin die Gemeinschaft

Rita Pogadetz ist kürzlich zur allerersten Club-Präsidentin gewählt worden. Zuvor war das Amt seit 50 Jahren fest in Männerhand.
Rita Pogadetz ist kürzlich zur allerersten Club-Präsidentin gewählt worden. Zuvor war das Amt seit 50 Jahren fest in Männerhand. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dabei stellte sich heraus, dass die Ehepartner Pogadetz beide bei Thyssen beschäftigt waren und außerdem auch noch in der direkten Nachbarschaft zu anderen Clubmitgliedern wohnten. Seither kegeln sie bei den Holzfällern mit. Rita Pogadetz wurde kürzlich zur Club-Präsidentin gewählt – ein Amt, das davor 50 Jahre lang fest in Männerhand war.

Vor ihr auf dem Tisch lauert an jedem Kegelfreitag die selbst gestrickte, grellbuntgeringelte Pudelmütze, die besonders glücklose Kegler aufgestülpt bekommen. Die hat damals die Mutter einer Kegelschwester eigens angefertigt. Der Mütze sieht man ihre 50 Dienstjahre sehr viel deutlicher an als den munteren Clubmitgliedern.

Diese haben schon Pokale bei Stadtmeisterschaften geholt und beschweren sich beim Spiel um hohe und niedrige Hausnummern immer noch temperamentvoll über verpatzte Würfe. Sie vermeiden dabei aber geschickt Ausdrücke mit Sch…, für die sie Geld in die Clubkasse zahlen müssten.

Künstliche Kniegelenke und Enkeltrick – die Gesprächsthemen haben sich verändert

Sie plaudern heutzutage in den Kegelpausen auch nicht mehr über die gleichen Themen wie vor 50 Jahren. Inzwischen sind etliche neue dazugekommen. Wie der verflixte Zuckerlangzeitwert, der wieder viel zu hoch war, das künstliche Kniegelenk, das am vernünftigen Anlaufnehmen hindert und der neuste Enkeltrick, auf dessen recht plumpe Ausführung man aber natürlich nicht reingefallen ist.

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„Ach kommt, wir sind alle noch unter 80 und haben keinen Grund zu jammern“, ermuntert eine Kegelschwester die Runde. Gibt es ein Rezept für einen so langen Zusammenhalt? „Solange man Diskussionen über Politik und Religion weitgehend vermeidet, ist der Clubfrieden nicht in Gefahr“, weiß Dieter Neubert aus Erfahrung. Die anderen nicken.

Alle Holzfäller haben noch immer viel Spaß am gemeinsamen Hobby und genießen auch nach Jahrzehnten die Zeit, die sie miteinander verbringen. Sie hoffen alle, dass das noch lange so weitergehen wird.