Duisburg-Obermeiderich. Eltern halten die Koopmannstraße in Obermeiderich zu gefährlich für ihre Kinder. Neue Verkehrsschilder versagen, Stadt verspricht bessere Lösung.
Grundschulkinder und Senioren überqueren die viel befahrene Koopmannstraße in Obermeiderich nur sehr ungern. Eltern und Anwohner halten die Kreuzung zur Emmericher Straße und Am Welschenhof für besonders gefährlich. Sie fordern seit Langem eine Tempo-30-Regelung – bislang vergeblich. Doch jetzt gibt es neue Entwicklungen.
Nach dem Bericht dieser Zeitung über die Verkehrssituation und die Sorgen der Eltern hat die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck auf Antrag der CDU den Oberbürgermeister und seine Stadtverwaltung einstimmig gebeten, eine Gefahrenanalyse vor Ort durchzuführen. Zudem sollen sie mitteilen, wie der dortige Schulweg zur nahe gelegenen Grundschule Zoppenbrückstraße, der über die Kreuzung führt, sicherer werden kann.
Neue Verkehrsschilder an der Koopmannstraße in Duisburg-Obermeiderich bringen nichts
Eingeführt wurde das geforderte Tempo 30 daraufhin zwar nicht, aber die Stadt hat unlängst neue Verkehrsschilder aufgestellt: einerseits der Warnhinweis „Achtung Kinder“ und anderseits ein absolutes Halteverbot für die Emmericher Straße einige Meter hinter der Einmündung zum Wohnquartier Welschenhof. Die Emmericher Straße ist die Verlängerung der Koopmannstraße.
Gebracht haben diese Maßnahmen bisher nichts. „Hier parken täglich Kleinlaster, obwohl es verboten ist“, schildert Lokalpolitiker Heinz Wiesner (SPD) die Situation direkt an der Kreuzungskurve. Ein paar Meter dahinter, wo das Verbotsschild aufgestellt wurde, stünden zusätzlich täglich Pkw. Der Rentner wohnt ebenfalls in der Siedlung und unterstützt die Forderung der Eltern und übrigen Nachbarn nach mehr Verkehrssicherheit. „Die Kinder haben immer noch keine Chance, die heranrasenden Autos zu sehen“, ärgert sich Wiesner über die Falschparker. Senioren mit Rollatoren hätten ebenfalls Schwierigkeiten, über die Straße zu kommen.
Dass die Parkverbotsschilder vor Ort ebenso ohne Konsequenzen missachtet werden können wie das allgemeine Verbot, sein Fahrzeug zu nah an einer Kreuzung abzustellen, hält er für ein Versäumnis des städtischen Ordnungsamtes. „Das Parkverbot bringt überhaupt nichts, solange es nicht kontrolliert wird“, betont der frühere Bezirksvertreter. Die falsch geparkten Autos müssten zwar spätestens verschwinden, wenn die geplante Feuerwache an der Emmericher Straße im Sommer 2024 bezugsfertig sein soll. Aber bis dahin will in dem Quartier niemand auf eine effektive Lösung warten.
Allerdings hat das neue Parkverbot längst nicht nur Befürworter in der Siedlung. So haben wohl Anwohner eins der Schilder zeitweilig mit einem blickdichten Müllsack verdeckt. Für die besorgten Eltern steht jedoch außer Frage, dass die Sicherheit ihrer Jungen und Mädchen Vorrang vor dem Bedürfnis eines haustürnahen Parkplatzes in der Nachbarschaft haben muss.
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Doch Kindersicherheit hat im dortigen Straßenverkehr offenbar keine Priorität. Zumal die neuen Warnschilder, die auf Kinder aufmerksam machen, die Situation für die Grundschüler wohl auch nicht verbessern. Trotz Warnung geht kaum ein Autofahrer vom Gas. „Die rasen hier weiter wie die Bekloppten – von beiden Seiten“, ärgert sich Heinz Wiesner. Die Lage scheint sich also seit Herbst 2022 nicht gebessert zu haben.
Warten auf eine Lösung: Eltern fahren ihre Kinder solange zur Grundschule
„Busse, Lkw, hier sind richtig viele Fahrzeuge unterwegs“, sagte damals Sylvia Freek aus der Siedlung unserer Redaktion und auch weitere Anwohner bestätigten, dass die Autos dort mit 50 Stundenkilometern oder mehr um die Kurven schießen. Weil die Wagen ganz oft rasen, so erzählten auch die betroffenen Schulkinder, müssen sie meist minutenlang warten, bis sie sich überhaupt trauen, über die Straße zu gehen.
Inzwischen fahren viele Eltern ihre Kinder zur GGS Zoppenbrückstraße. Wenn auch nur zähneknirschend, da sie die Schülerinnen und Schüler viel lieber zur Selbstständigkeit erziehen würden. Die Elterntaxis sollen natürlich keine Dauerlösung sein – und das müssen sie vielleicht auch nicht.
Stadt Duisburg prüft jetzt Tempo 30 und weitere Maßnahmen
Denn der Meidericher Ratsherr Bruno Sagurna, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hat kürzlich einen erneuten Ortstermin erwirkt, bei dem die Anwohner mit Verkehrsexperten verschiedener städtischer Ämter zusammengekommen sind. „Die Kinder müssen sicher über die Straße kommen“, nennt Sagurna die einhellige Meinung aller Beteiligten. Dafür soll jetzt die Verwaltung „eine Lösung für die Menschen erarbeiten“, die den Schulweg sichert und möglich macht, dass die Kinder heranfahrende Autos rechtzeitig sehen können. „Wir warten jetzt auf einen Vorschlag der Verwaltung“, so der Ratsherr weiter, und „auch Tempo 30 wird geprüft“.
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Demnach bessert die Stadt Duisburg kurzfristig ihre fehlgeschlagene Lösung nach. Sie wird die Parkverbotsschilder so versetzen, dass Autofahrer direkt sehen, dass sie auch an den Kurven gemäß der Straßenverkehrsordnung nicht parken dürfen. Außerdem werde das Ordnungsamt ab sofort verstärkt kontrollieren und Knöllchen verteilen.
„Das war ein gutes Gespräch“, zieht Heinz Wiesner eine Bilanz des Treffens mit den städtischen Experten. Diskutiert wurde etwa ein Zebrastreifen, doch die Eltern halten ihn für als zu gefährlich, weil nicht garantiert sei, dass die rasenden Autofahrer ihn auch beachten.
„Eine Fußgängerampel wäre wohl zu teuer“, mutmaßt Heinz Wiesner und setzt seine Hoffnung wie seine Nachbarn auf eine Tempo-30-Regelung. Zwar sind Kitas oder Altenheime nicht nah genug, um sie rechtlich zu ermöglichen, aber es gibt weitere Kriterien wie den Straßenzustand, die die Stadt nun prüft. „Wir nehmen, was möglich ist.“
>> Polizei Duisburg hat Tempo 30 bereits abgelehnt
● Eine Tempo-30-Regelung hatte die Polizei Duisburg nach einem früheren Ortstermin mit Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD) bereits 2022 abgelehnt. Sie sah die rechtlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben.
● Der Sozialdemokrat folgte damals, obwohl er grundsätzlich für mehr Tempo 30 sei, der Einschätzung der Polizei. Zudem ist er sich uneins mit seinem Parteikollegen Heinz Wiesner, denn er findet die Koopmannstraße „nicht so gefährlich“.