Duisburg-Neumühl. Politiker haben schon vor dem tödlichen Unfall in Duisburg-Neumühl mit Sorge auf die Wiener Straße geschaut. Warum sich zunächst nichts ändert.
Die Hamborner Bezirksvertretung hat die Verkehrssituation an der Wiener Straße schon seit Herbst im Visier – durch den tödlichen Unfall im Januar bekam das Thema allerdings eine neue Brisanz. Ein 21-jähriger Rollerfahrer war auf Höhe des Autohauses auf das Heck eines parkenden Lkws geprallt. Er starb wenig später im Krankenhaus.
Inzwischen kann die Polizei mehr zur Unfallursache sagen: „Ein spezialisiertes Unfallteam war vor Ort. Die Experten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass kein Fremdverschulden vorliegt. Außerdem war der Lkw ordnungsgemäß geparkt“, sagt Polizeisprecherin Jaqueline Grahl.
Das Ergebnis des Drogentests, Standard in solchen Fällen, steht noch aus. „Wahrscheinlich war der Unfall ein tragisches Unglück, bei dem das schlechte Wetter ein wichtiger Faktor war“, so Grahl. Am Tag des Geschehens hatte es geregnet, die Sicht war schlecht. Das könnte der Grund sein, warum der junge Mann ungebremst auf den Lkw gefahren war.
Polizei: Tödlicher Unfall in Duisburg-Neumühl war wahrscheinlich ein tragisches Unglück
An diesem Dienstag, 24. Januar, machten sich Polizei und Stadt erneut ein Bild von der Lage. Nach dem Ortstermin teilte die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Der Unfallkommission – ein jährlich tagendes Gremium, in der neben der Stadt Duisburg unter anderem die Bezirksregierung und die Polizei vertreten sind – ist die Örtlichkeit bislang nicht als Unfallschwerpunkt bekannt. Die Situation vor Ort wurde heute nochmals von der Stadt und der Polizei in Augenschein genommen. Nach Aussage der Polizei bedarf es jedoch keiner Änderung der verkehrsrechtlichen Situation.“
Die parkenden Lastwagen sind vielen in Neumühl schon länger ein Dorn im Auge: „Seit Sommer 2022 parken an der Wiener Straße immer mehr Lkw. Vorher stand dort immer mal wieder einer, dann bis zu acht“, berichtet der für den Stadtteil zuständige SPD-Ratsherr Sebastian Haak im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Problem: „Damit behindern sie den Verkehr. Wer an den Lkw vorbeifahren möchte, muss dafür auf bis zu 150 Meter die Gegenfahrbahn nutzen.“
Politik beschäftigt sich schon länger mit Verkehrssituation in der Wiener Straße
Das bestätigen auch Anwohner: „Als Autofahrer komme ich oft an der Unfallstelle vorbei und habe mich gewundert, das die Lkw dort immer abends und unbeleuchtet stehen. Ich stand schon öfter erschrocken vor einer dunklen Wand aus Lkw“, sagt Wolfgang Goerke.
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Bereits im Oktober hatte die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Hamborn die Stadtverwaltung mit einem Antrag gebeten, ein neues Lkw-Parkkonzept für die Wiener Straße zu erstellen. Eine Reaktion darauf gab es nicht. „Natürlich haben wir nicht erwartet, dass die Stadt schon im Dezember Parkverbotsschilder aufstellt. Jetzt hat das Thema eine neue traurige Aktualität bekommen“, sagt Sebastian Haak.
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„Muss denn erst etwas passieren, bis reagiert wird?“, kommentiert auch Marcus Jungbauer, stellvertretender Bezirksbürgermeister von der CDU. Seine Fraktion stellte zusammen mit den Sozialdemokraten in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung am 19. Januar einen gemeinsamen Prüfantrag, die Stadt möge kurzfristig ein Parkverbot prüfen und wenn möglich umzusetzen.
Nun ist es schneller als gedacht zu einer Entscheidung gekommen: An der Wiener Straße wird sich nichts ändern. „Das nehme ich zur Kenntnis. Aus meiner Sicht erledigt sich dadurch nicht unser Antrag“, sagt Sebastian Haak. „Unsere Aufgabe als Politiker ist, dafür zu sorgen, dass man auf der Straße wieder sicher fahren kann. Dort soll erst gar nicht ein Unfallschwerpunkt entstehen.“ Daher will Haak auf einen Vorort-Termin mit der Stadt pochen, um über die Lkw-Problematik zu reden und endlich eine Lösung zu finden.