Duisburg-Walsum. Drei Sessionen ohne Sitzungskarneval in Alt-Walsum. Die KG Rot-Weiß hat sich mit zurückgemeldet. Und sich dabei auf alte Stärken konzentriert.

Die hellerleuchtete Walsumer Traditionsgaststätte Opgen-Rhein’s Zum Johanniter summt am Samstagabend wie ein Bienenstock. Die Jecken sind endlich zurück. Die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Alt-Walsum hat zur Prunksitzung eingeladen und die Aktiven stellen sich im Schankraum zum festlichen Einmarsch in den voll besetzten Saal auf. Gardeoffiziere, Elferratsmitglieder, Präsidium, Prinzenpaar und Tanzmariechen wuseln durcheinander.

„In den letzten drei Sessionen ohne Sitzungskarneval ist unsere Routine in den Abläufen wohl etwas verloren gegangen“, schmunzelt Jan Krott, der Pressewart der Karnevalsgesellschaft, „hier macht sich gerade leichte Nervosität breit.“

Duisburger Publikum feiert die KG Rot-Weiß Alt-Walsum beim Einmarsch stürmisch

Im Saal wird dann aber der tatsächlich wohlgeordnete Einmarsch der „Roten“ stürmisch gefeiert. Schließlich mussten die Menschen im Stadtteil lange sehnsüchtig darauf warten. Das ausgelassene Narrenvolk begrüßt die Aktiven mit minutenlangem Applaus im Stehen und singt begeistert den „Treuen Husar“ mit. Die Luftschlangen fliegen, Tanzmariechen „Mille“ alias Melissa Meyer winkt hoch oben von der Schulter ihres Tanzoffiziers. Das Präsidium, bestehend aus Dr. Dirk Bergmann, Sigrid Ridderskamp und Christoph Segerath, greift zu den Mikrofonen und singt mit dem Chor um die Wette.

Bei der Duisburger KG Rot-Weiß aus Alt-Walsum ist das komplette Sitzungsprogramm selbst gestaltet. Hier greifen Sängerin Miriam Spitza und Prinz Lusi I. gemeinsam zu den Mikrofonen.
Bei der Duisburger KG Rot-Weiß aus Alt-Walsum ist das komplette Sitzungsprogramm selbst gestaltet. Hier greifen Sängerin Miriam Spitza und Prinz Lusi I. gemeinsam zu den Mikrofonen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Stärke der Karnevalsgesellschaft ist von je her ihr komplett selbstgestaltetes Programm, bei dem von den Gesangsnummern über die Büttenreden bis zum Bühnenbild „alles von Herzen und aus dem Dorf heraus“ passiert.

In der Corona-Zeit hat sich eine neue Kindertanzgruppe gegründet

In der Corona-Zeit kam das Vereinsleben zwar teilweise zum Erliegen, aber untätig waren die „Roten aus dem Dörp“ Alt-Walsum deshalb noch lange nicht. Sie haben nicht nur eine Impfaktion in der Vereinsgaststätte organisiert und den eigenen Youtube-Kanal fleißig mit Videos gefüttert, um miteinander in Verbindung zu bleiben. Sie haben auch kräftig an der Nachwuchsförderung gearbeitet. Die Kinder der neuen Tanzgruppe „Die Traumtänzer“ sind zwischen fünf und zehn Jahre alt und hatten bei der Prinzenproklamation im November 2022 ihren allerersten Auftritt nach einem Jahr Training.

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„Viele junge Vereinsmitglieder haben nach ihrer klassischen Karnevalskarriere im Verein inzwischen selbst Kinder, so geht es in die nächste Generation über“, freut sich Jan Krott. Der Sohn des amtierenden Prinzen Markus Lusina alias Prinz Lusi I. tanzt auch mit bei den Jüngsten. Und Prinzessin Romy I., mit bürgerlichem Namen Romina Zakrzewski, ist eine der beiden Trainerinnen der Kindergruppe.

Vor dem Auftritt der Jüngsten sorgt aber schon Newcomer Markus Lünning mit dem Elton-John-Klassiker „I’m still standing“ für einen vorläufigen Stimmungshöhepunkt. Im Versace-Look mit Leopardenmütze und Glitzerbrille drückt der junge Schlagerinterpret exakt die Gefühle seines Publikums aus. Die schlimme Zeit ist überstanden, man darf wieder feiern, steht endlich wieder auf der Bühne. Der Spaß hat überlebt.

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Auch die kleinen Traumtänzer geben sich alle Mühe und werden für ihren niedlichen Gardetanz mit Hebungen und Pyramide lautstark bejubelt und gefeiert. Das Publikum fordert eine Zugabe, bei der wieder die Zöpfe und die Röckchen fliegen. Ihre Trainerin Jana Hiller tanzt unten im Saal heimlich ein bisschen mit und auch Co-Trainerin Romy I. ist sichtlich stolz auf ihre jungen Tanztalente.

So bekommen die Kinder unten im Saal Geschenke. Die Großen auf und vor der Bühne werden dagegen noch bis in die Nacht weitersingen und weiterfeiern.

>> 175 Jahre Karneval in Alt-Walsum

● Ein stolzes Jubiläum für alle Walsumer Jecken lässt sich aus dem Archiv des Walsumer Heimatvereins belegen. Dort tauchten im Jahr alte 1958 Aufzeichnungen aus dem Bienenhof an der Kaiserstraße auf.

● Bereits vor 175 Jahren, nämlich im Jahr 1848, dem Gründungsjahr des Männergesangvereins Cäcilia, organisierte das Alt-Walsumer Narren-Komitee die erste „Grohse Fastelowendfeier“ bei der auch der damalige Saisonhit „Crambambuli“ zum Besten gegeben wurde.