Duisburg-Walsum. Mit Volldampf starteten die Duisburger „Karnevals Freunde Walsum“ in die neue Session. Die Pandemie überstand der junge Verein überraschend gut.
Was ist Karneval? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Man kann ihn historisch, gesellschafts-psychologisch und auf andere schlaue Weise erklären. Oder man verweist auf das Hoppeditzerwachen der Karnevals Freunde Walsum. Das war ehrlicher, handgemachter Karneval. Die junge Gesellschaft aus dem Duisburger Norden bot den rund 100 Gästen bei ihrem Sessionsstart alles, was das Narrenherz begehrt und vor allem viel gute Laune. Ein gelungener Neustart nach der Corona-Zwangspause, mit der die Newcomer überraschend gut fertig wurden.
Der traurigste Mann des Abends dürfte Michael Golinski gewesen sein. Der 1. Vorsitzende lag krank im Bett. Tags zuvor hatte er dieser Zeitung noch telefonisch Auskunft über den Verein erteilt, der sich kurz KFW nennt. Die Gründung vor gut vier Jahren verdankt die Gesellschaft einem Phänomen, das immer wieder im Karneval vorkommt: „Der harte Kern war damals schon woanders aktiv“, verrät Golinski. Aber es gab Knatsch, man trat aus.
Karnevals Freunde Walsum: Mitgliederzahl wuchs in der Pandemie
Einige Eltern fragten sich, wo ihre Kinder nun tanzen sollten. „Da haben wir eben einen Verein gegründet“, grinst Michael Golinski. Das lief auch erst einmal prima. Dann kam Corona. Das habe man, trotz anfänglicher Befürchtungen, aber erstaunlich gut überstanden, verrät Golinski. „Wir haben jetzt 40 Mitglieder. Mehr als vorher.“ Einen großen Unterschied zwischen Aktiven und Passiven gebe es nicht. „Die machen alle irgendwie mit.“ In der langen Zeit ohne Karneval gab es viele Treffen. Und Aktionen wie das Verteilen von Kamelle-to-go-Tüten in Kindergärten oder den Verkauf von selbst gemachtem Splash-Eis bei Sommerfesten.
Dass Golinski nun ausgerechnet beim närrischen Neustart ausfiel, sorgte für leichte Hektik in der reichlich gut besuchten Gaststätte „Anja’s Schützenhaus“ an der Friedrich-Ebert-Straße. „Eigentlich sollte ich die Moderation mit Michael zusammen machen“, so Geschäftsführer Tim Linden im Vorübereilen. „Jetzt muss ich das alleine machen“, rief er noch, um dann mit der Tontechnik zu kämpfen, die anfangs auch nicht richtig mitspielte.
Neue Kindertanzgarde und krachende Ladys
Doch schließlich konnte Linden den Hoppeditz hereinrollen, standesgemäß in einer Schubkarre. Die Aufgabe, den Spaßmacher aus dem Tiefschlaf zu reißen, übernahm mit Bravour die Kinder-Tanzgarde. Die gab es aufgrund der Pandemie zwischenzeitlich nicht mehr. Doch vor zwei Monaten fanden die Karnevalsfreunde eine neue Trainerin und zusätzlich ein paar „altgediente“ Sieben- bis Zwölfjährige. „Wir haben erst vor sieben Wochen mit dem Training angefangen. Eine Stunde pro Woche“, erklärt Trainerin Michaela Langenstroer. „Die Kinder sind einfach super.“
Sie trainiert übrigens auch die „Ladykracher“. Das sind die etwas reiferen Damen der Gesellschaft, die mit ihrem Tanz mindestens so begeisterten wie der Nachwuchs. Und noch etwas Neues hat der Verein: eine eigene Prinzessin. Mit einem kräftigen närrischen Augenzwinkern ließ sich „Bibi I.“ küren. Tim Linden rekapitulierte: „Jetzt haben wir Hoppeditz, Tanzgarden, Lieblichkeit. Was fehlt noch?“ „Bier“, rief ein Spaßvogel aus dem Publikum. „Das fehlt euch immer“, lachte Linden. Er meinte aber das vereinseigene Motto. Es lautet närrisch prägnant: „Während die Politik noch eiert, der KFW schon feiert.“
Viele befreundete Vereine feierten mit
Das restliche Programm steuerten zahlreiche befreundete Gesellschaften bei. Es grüßten und sangen Prinzenpaare aus Dinslaken, von Rot-Weiß und Grün-Weiß-Walsum, die Kinder-Tollitäten aus Wehofen. Das Dreigestirn des Voerder Karnevalsvereins erwies sich als stimmgewaltiges Party-Trio. Und zwischenzeitlich war mehr als der halbe Saal leer, weil sich alles auf der kleinen Tanzfläche knubbelte.
Auch der hochrangigste karnevalistische Besucher im Saal war zufrieden. Dirk Bonkhoff, Präsident des Landesverbandes Rechter Niederrhein im Bund Deutscher Karneval, ist für 115 Vereine in neun Kommunen zuständig. Da muss er mit Lob und Kritik vorsichtig umgehen. Aber er blieb bis nach Programmende. Und er ließ sich lächelnd zu folgendem Kommentar hinreißen: „Mir ist dieser Karneval hier mindestens so lieb wie die Veranstaltungen in großen Sälen.“ Na bitte!
>>Karnevals Freunde Walsum bieten zwei weitere Veranstaltungen
Wer die Karnevalsfreunde Walsum persönlich kennenlernen will, hat dazu am Samstag, 14. Januar 2023, ab 19.11 Uhr Gelegenheit. Der Eintritt zur „Jecken Sause“ kostet elf Euro.
Zu einer Kindersitzung (Eintritt fünf Euro) lädt der Verein am Samstag, 28. Januar 2023, ab 15 Uhr ein. Veranstaltungsort ist jeweils „Anja’s Schützenhaus“ an der Friedrich-Ebert-Straße 52. Kartenbestellungen unter 0203 931 93 59