Duisburg-Laar. Das kleine Duisburg-Laar hat jetzt unerwartet zum Jahreswechsel seine letzte klassische Bäckerei verloren. Viele Stammkunden sind fassungslos.
Eine unangenehme Überraschung traf die Menschen aus Duisburg-Laar knapp vor dem Jahreswechsel. Nach kurzfristiger Ankündigung hat die Bäckereikette Sonderkamp GmbH ihre Laarer Filiale an der Florastraße zum ersten Januar geschlossen.
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In der Bäckerei verabschieden sich an Silvester die stets freundlichen Verkäuferinnen von ihren vielen Stammkunden. Diese fragen sich, warum der alt eingesessene Betrieb aufgegeben wird. An der Konkurrenz kann es nicht liegen, die Bäckerei ist die letzte im Stadtteil. Eine Begründung für die überraschende Schließung möchte das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Rheinberg und den noch verbleibenden Filialen in Beeckerwerth, Bruckhausen und Walsum nicht nennen. Es bestehe kein Interesse an öffentlicher Berichterstattung, heißt es kurz angebunden aus der Firmenzentrale. Die Internetseite wird aktuell überarbeitet und gibt auch keinen Anhaltspunkt. Auch die Verkäuferinnen dürfen nicht Stellung nehmen, sie können nur die Schultern zucken.
Letzte Bäckerei geschlossen: „Man fühlt sich hier in Laar richtig abgehängt“
„Der Laden läuft doch, hier ist es immer voll“, meint Kunde Stefan Kappel fassungslos. Sein Vater hat in den sechziger Jahren als angestellter Bäcker in dem Laarer Stammhaus der Kette gearbeitet. „Der alte Herr Sonderkamp würde sich im Grab rumdrehen, wenn er das wüsste“, ist sich Kappel sicher. Auch Brigitte Schmidt ist traurig darüber, dass sie jetzt ihre Brötchen und Berliner nicht mehr in der Nähe besorgen kann. „Wir haben hier bald gar nichts mehr“, klagt sie, „die Sparkasse ist zu, die Apotheke ist weg, jetzt auch noch der Bäcker, das ist eine Katastrophe für die Leute, die hier wohnen.“
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„Was ist mit den alten Menschen, die nicht mehr so gut laufen können?“ fragt sich Christel Moser, „man fühlt sich hier in Laar inzwischen richtig abgehängt. Soll ich jetzt etwa bis zum Supermarkt laufen für Brot und Brötchen, die mit den frischen vom Bäcker gar nicht zu vergleichen sind?“
Auch Hugo Narloch versteht die Welt nicht mehr. „Ich hab dreißig Jahre hier gewohnt und war jeden Morgen um zehn Uhr hier, um meine Brötchen zu holen“, sagt er nachdenklich. Im Nachbarstadtteil Beeck gebe es vier Bäckereien in unmittelbarer Nähe zueinander, die scheinbar alle rentabel seien. Und in Laar, wo viele alte Menschen leben, soll sich nicht mal eine halten können? Das will dem Stammkunden nicht in den Kopf. Die anderen nicken.
Stammkunden verbinden schöne Kindheitserinnerungen mit der Bäckerei Sonderkamp
Viele erinnern sich noch an ihre Kinderzeit im Stadtteil, als es bei Sonderkamp Tüten mit Kuchenbruch zu kaufen gab, man sonntags um halbgefrorene Grillagetorte anstand und in der Adventszeit ein großes Hexenhaus mit mechanischer Hexe die Kinder faszinierte.
Die heutigen Grundschulkinder der GGS Erzstraße werden wohl ihr morgendliches Schaumkussbrötchen vermissen. An Schultagen bildeten sich bis zuletzt morgens regelmäßig Menschenschlangen vor dem Laden, und leer gegessene Brötchentüten auf dem Boden säumten den Rest des kurzen Schulwegs.
Man würde sich freuen, die treuen Kunden in den anderen Filialen der Sonderkamp GmbH begrüßen zu können, steht auf einem Aushang am Schaufenster. Das kommt bei den Angesprochenen eher schlecht an. „Soll ich jetzt für mein Frühstücksbrötchen bis nach Beeckerwerth laufen, das ist doch reiner Hohn“, ereifern sich die Leute vor dem Geschäft, dem Stammhaus der Bäckerei Sonderkamp.
>> Wo kaufen die Laarer ab jetzt ihre Brötchen?
● Der nächste Bäcker ist jetzt für die Laarerinnen und Laarer eine Filiale in der Kaufland-Niederlassung am Friedrichsplatz in Ruhrort.
● Ein Lieferwagen mit Kuchen und Gebäck nach türkischen Geschmack fährt Laar regelmäßig an und klingelt in den Straßen. Supermarkt-Brötchen gibt es in Laar beim Penny-Markt sowie beim Aldi-Markt.