Duisburg-Meiderich. Die Meidericher Wache ist eng und alt, ein Umzug ist geplant. Trotz der Umstände ist der Zusammenhalt groß, etwa bei der neuen Jugendfeuerwehr.
Es ist die schlimmste Feuerwache in der ganzen Stadt. Zu klein, zu eng, längst nicht mehr zeitgemäß. Da ist sich die gesamte Duisburger Feuerwehr einig. Nicht selten hört man von „katastrophalen Zuständen“ auf der Wache an der Augustastraße in Meiderich. Ein Umzug in einen geplanten Neubau ist zwar längst beschlossen, doch der wird frühestens im Sommer 2024 erfolgen.
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Dennoch ist die Motivation beim Meidericher Löschzug 210 der Freiwilligen Feuerwehr ungebrochen hoch. Nicht zuletzt, weil sich dort erst Mitte August eine Jugendfeuerwehr gegründet hat. Der Andrang ist groß, gut zwei Dutzend Jugendliche sind bereits dabei. Obwohl sie beengt in Containern unterkommen müssen. Ohne dieses Provisorium wäre die Wache aber viel zu klein für den Nachwuchs.
„Es ist schön, dass wir expandieren“, freut sich Benedikt Schramm vom Löschzug 210. Gerade die Jugend wolle man mit Online-Auftritten bei Instagram oder Facebook gewinnen, mithilfe von Schulbesuchen oder mit Ständen und Vorführungen bei Stadtteilfesten. „Wir brauchen die Jugendfeuerwehr definitiv, um in Meiderich aktiv zu bleiben“, ergänzt er, „und die Berufsfeuerwehr braucht uns.“
Zumal ein Großteil der aktuell rund 40 aktiven erwachsenen Einsatzkräfte – schon ein Drittel davon sind jetzt Frauen – früher bereits als Kinder oder Jugendliche dabei waren. Der Löschzug möchte aber weiterwachsen, wie Benedikt Schramm erläutert, da von den aktiven Mitgliedern im Einsatzfall vielleicht nur sechs bis acht auch wirklich ausrücken können. Weil sie im Job gerade nicht fehlen dürfen, im Urlaub sind oder vielleicht Alkohol getrunken haben.
Der Löschzug 210 aus Duisburg-Meiderich möchte weiterwachsen
Jugendliche, die von der Pike auf mit Spiel und Spaß gelernt haben, was es heißt, ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau zu sein, bleiben zwar oft auch als Erwachsene beim Löschzug. Doch durch die Bundeswehr, Studium, den Job oder Kinder gibt es immer eine gewisse Fluktuation bei jungen Menschen. Daher ist man bei der Freiwilligen Feuerwehr sehr bemüht, dass die Nachwuchsabteilung ein Erfolg bleibt. So kümmern sich ganze neun Betreuerinnen und Betreuer an der Augustastraße um die Zwölf- bis 17-Jährigen.
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Die Nachwuchstreffen, die Dienste, finden einmal wöchentlich statt, wie Jugendwart Christian Kannewischer erläutert. Sie bestehen aus „alters- und erfahrungsgerechter Jugendarbeit“ und dem „feuerwehrtechnischen Dienst“. Diesmal steht Fahrzeugkunde an. Welche Wagen besitzt der Löschzug? Für welche Aufgaben werden sie eingesetzt? Wie sind sie individuell ausgerüstet? All dies lernt an diesem Abend die Jugendfeuerwehr.
Wegen Platzmangel: Feuerwehrfahrzeuge an der Hauptwache stationiert
Deshalb sind ausnahmsweise alle Fahrzeuge des Löschzugs auf der Wache, und sofort wird der Platzmangel deutlich. Zwei Wagen, ein Wechsellader mit Hochleistungspumpsystem und ein Lastwagen mit Wasserversorgungsmodul, können gar nicht regulär in Meiderich parken, sie kommen in der Hauptwache in Duissern unter.
Obendrein ist die Meidericher Fahrzeughalle so eng, dass die beiden dortigen Großfahrzeuge passgenau eingeparkt werden müssen, das gelingt nur echten Expertinnen und Experten. Bewegungsfreiheit bleibt da den Einsatzkräften offenbar kaum, insbesondere, wenn sie schwere Ausrüstung tragen oder etwas beleibter sind.
Platzmangel herrscht auch auf dem übrigen Gelände. Schon bevor die Jugendfeuerwehr überhaupt angedacht war, hat die Stadt Duisburg zwei Container aufstellen lassen. Um etwa genug getrennte Umkleiden für Männer und Frauen zu haben und genug Büros. Zu klein ist das Bestandsgebäude zudem für die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung. Sie soll verhindern, dass Feuerwehrleute nach einem Einsatz gefährliche Schadstoffe mit nach Hause bringen.
Allerdings bedeuten die provisorischen Container erst die Chance, die Jugendfeuerwehr aufzubauen. So zieht sich der männliche Nachwuchs in dem Container um, der gleichzeitig der Jugendraum und das Jugendleiterbüro ist. Dagegen schlüpfen die Mädchen im Damencontainer, den die erwachsenen Feuerwehrfrauen nutzen, in ihre Uniformen. Eigene Spinde haben die Teenagerinnen nicht. Sie passen nicht mehr rein. Neue Feuerwehrfrauen könnten dort ebenfalls nicht mehr unterkommen, beklagt der Löschzug. Voll sind außerdem auch die Männerumkleiden.
„Traum erfüllt“: Jugendliche schwärmen von der Jugendfeuerwehr
Die Jugendlichen schrecken diese Zustände nicht ab. „Ich habe mir hier einen Traum erfüllt“, schwärmt die 15-jährige Leonie Dömski. Eine Freundin wusste um ihre Neugier auf die Feuerwehr und nahm sie mit zum Dienst. „Ich bleibe auf jeden Fall dabei“, steht für Leonie bereits nach nur ein paar Wochen fest. Nicht zuletzt, weil die Gemeinschaft sehr eng sei und Jungen mit Mädchen als ein großes Team zusammenarbeiten. Zudem hat sie sich nun entschieden, später als Notfallsanitäterin zu arbeiten. Dabei werden ihr, weiß sie, die Erfahrungen bei der Feuerwehr sehr nützlich sein.
In die Erwachsenenabteilung will auch Luis Kraft (17) nach seinem nächsten Geburtstag eintreten, und ist zuversichtlich, dass er die Grundausbildung besteht und vom Arzt grünes Licht bekommt. Eine Karriere als Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr kann er sich durchaus vorstellen – nicht zuletzt wegen der Jugendfeuerwehr. Die beiden Teenager unterbrechen das Schmieden ihrer Zukunftspläne zunächst für den Grillabend im Hof mit Bratwurst, Steak und Nudelsalat. Wie alle Anwesenden, Jung und Alt gleichermaßen, freuen sie sich schon auf den geplanten, größeren Neubau an der Emmericher Straße. Dort sollen sie nach aktuellem Stand im Sommer 2024 einziehen können.
>> LÖSCHZUG 210 HAT EIN GROSSES EINSATZGEBIET
● Die Jugendfeuerwehr des Löschzugs 210 trifft sich außerhalb der Ferien immer dienstags um 18.30 Uhr auf der Wache an der Augustastraße, die Erwachsenen immer dienstags um 19 Uhr.
● Zum Einzugsgebiet des Löschzugs gehören Meiderich, Laar, Beeckerwerth und Ruhrort.
● Weitere Infos gibt’s beispielsweise auf Facebook auf www.facebook.com/FFDULZ210.