Hamborn. Stephanie Fydrich ist Brandmeisterin auf der Wache in Alt-Hamborn. Sie brennt für ihren Job. Bei der Duisburger Feuerwehr fand sie außerdem die Liebe.

Ihre Bekannten hoffen, dass sie ihr niemals im Dienst begegnen. Sollten sie jedoch tatsächlich in Not geraten, wären sie sicher froh über Stephanie Fydrich. Die 28-Jährige rettet nämlich Leben. Sie ist Brandmeisterin der Duisburger Berufsfeuerwehr und arbeitete bis zu ihrer Schwangerschaft auf der Wache 3 in Alt-Hamborn. Inzwischen ist sie Mutter geworden, bleibt erstmal zuhause in Großenbaum und kümmert sich um ihren drei Monate alten Sohn Yves Noah.

An der Drehleiter haben sich Marko und Stephanie Fydrich kennengelernt. Das Familienglück vervollständigt seit drei Monaten ihr Sohn Yves Naoh.
An der Drehleiter haben sich Marko und Stephanie Fydrich kennengelernt. Das Familienglück vervollständigt seit drei Monaten ihr Sohn Yves Naoh. © FUNKE Foto Services

Feuerwehrfrau ist der Traumberuf der jungen Beamtin. Bis sie das aber erkannte und es schließlich in die Uniform geschafft hat, war es für Fydrich ein langer Weg – auf dem sie jedoch die Liebe fand. „Ich war früher Zahnarzthelferin, doch das war mir viel zu langweilig. Ich wollte zwar im medizinischen Bereich bleiben, wollte aber körperliche Arbeit.“ Zunächst hatte sie überlegt, Bundeswehrsoldatin zu werden, doch Auslandseinsätze schreckten sie ab. Dann machte ein Freund ihr die Feuerwehr schmackhaft.

„Wenn ich erzähle, dass ich bei der Feuerwehr arbeite, glauben die meisten, dass ich im Büro sitze.“ Dabei ist Stephanie Fydrich kein zierliches Püppchen, sondern eine Siebenkämpferin. Kugelstoßen ist ihre Paradedisziplin, stark ist sie auch beim Zweihundertmeterlauf. Als junge Erwachsene war sie sogar rheinisch-westfälische Meisterin.

Fitness und Körperkraft sind wichtig

Bei der Berufsfeuerwehr gehört sie zum mittleren Dienst, hält also mit dem Schlauch drauf, wenn’s brennt und schlägt mit der Axt Türen ein. „Ich erfülle aber nicht das Hollywoodklischee“, sagt sie und lacht. Nein, bisher habe sie sich nie in einem brennenden Haus dralle Blondinen über die Schulter geworfen und auf dem Weg nach draußen zusätzlich noch ein Baby und ein Kätzchen in Sicherheit gebracht.

Das könnte sie aber vermutlich sogar, denn Fitness und Kraft waren immer wichtig für sie, schon seit der Kindheit. Und beides wird in ihrem Beruf verlangt. Daher trainiert sie beim TV Wanheimerort und stemmt für ihren Job schwere Gewichte im Sportstudio. Dank ihrer Sportleidenschaft bestand die junge Frau bei ihrer Bewerbung den Sporttest der Feuerwehr mit Bravour.

Nicht aufgegeben

Dagegen scheiterte sie jedoch am schriftlichen Test. Erst nach zwei weiteren Jahren und zwei weiteren Versuchen hatte sie es geschafft: Stephanie Fydrich wurde endlich Feuerwehrfrau. „Ich wollte es unbedingt, nicht aufzugeben, hat sich gelohnt. Es ist sogar besser, als ich es mir erträumt hatte.“

So habe sie etwa eins ihrer „großen Talente“ entdeckt, von dem sie zuvor noch nichts geahnt hatte: schwere Fahrzeuge lenken. „Wir haben außerdem einen guten Stand bei der Bevölkerung. Aber wir sind ja auch die Guten.“

Gewalttätige Angriffe im Rettungsdienst

Trotzdem komme es vereinzelt zu gewalttätigen Angriffen gegen Mitglieder der Feuerwehr, besonders im Rettungsdienst. Deshalb betreibt Stephanie Fydrich seit drei Jahren zusätzlich Kampfsport. „Ich möchte mich und meine Kollegen beschützen und will keine Belastung sein.“ Ernsthaft passiert ist der jungen Mutter aber bisher im Dienst bislang noch nichts.

Schattenseiten habe nun mal jeder Beruf. Jedoch überwiegen, findet sie, in ihrem die Vorteile. So sei die Kameradschaft innerhalb der Duisburger Feuerwehr sehr gut, gerade auf der Hamborner Wache habe Fydrich zu einem starken Team gehört. „Ich bin mit vielen Kollegen befreundet, die Feuerwehr ist wie eine zweite Familie.“ Daher bringt sie im Mutterschutz auch gerne mal Kuchen zur Wache – „für die Jungs“.

Mit ihrer Liebe Duisburger Geschichte geschrieben

Inzwischen hat sie ihr eigene Familie gegründet – mit einem Kollegen. Kennengelernt haben sie sich noch vorm ersten Einstellungstest, als die Zahnarzthelferin Stephanie Fydrich mehr über die Feuerwehr erfahren wollte. Auf der Buchholzer Wache ließ Marko Fydrich sie die Drehleiter hochsteigen und sicherte seine Besucherin dabei. Richtig gefunkt hat es jedoch erst in der Disco.

Schließlich haben die beiden mit ihrer Liebe Duisburger Geschichte geschrieben: Sie sind das erste Paar, das Sören Link jemals als Oberbürgermeister traute. Freunde hatten diese Überraschung organisiert.

Eine waschechte Feuerwehrfamilie werden Fydrichs aber vielleicht gar nicht. Denn Mama und Papa sind sich einig: Wenn er nicht will, muss Yves Noah später nicht in die Fußstapfen seiner Eltern treten.

Kein Platz für Chauvis oder Kavaliere 

Die Duisburger Feuerwehr ist eine Männerdomäne. Von rund 1100 Mitgliedern sind gerade mal 31 Frauen bei der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr, acht bei der Berufsfeuerwehr und zwei lassen sich derzeit ausbilden. „Die meisten Bewerberinnen scheitern an dem umfangreichen Sporttest“, sagt Jörg Helmrich, Vize-Leiter der Feuerwehr.

Frauen, die das Auswahlverfahren erfolgreich abschließen, sagt Brandmeisterin Stephanie Fydrich, seien anerkannte Teammitglieder. „Schon im Grundausbildungslehrgang gab es keinerlei Akzeptanzprobleme. Und egal, ob Mann oder Frau: Wir werden alle gleich behandelt. Von allen wird aber auch das Gleiche gefordert.“ Schließlich sei im Ernstfall weder Platz für Chauvis noch für Kavaliere. Denn wie alle muss auch Fydrich im Einsatz die schwere Ausrüstung selbst tragen und ihre Leistung bringen. Eine „gute Grundfitness“ ist unverzichtbar.

Zudem müssen Feuerwehrleute schlimme Erlebnisse verarbeiten können, wenn etwa Kinder in Flammen umkommen. Das gehört zum Job. „Wir sind gut ausgebildet“, sagt Stephanie Fydrich. Wer aber glaubt, dass Frauen in dem Beruf gegenüber Männern nur Defizite hätten, die sie ausgleichen müssten, indem sie sich große Muckis antrainieren, der irrt gewaltig. „Wenn ich beim Einsatz meinen Helm abziehe und man meine langen Haare sieht, ist das ein Vorteil. Bei häuslicher Gewalt zum Beispiel können Frauen oft besser deeskalieren.“

Bewerbungsfrist für Oktober 2017 läuft bereits

Um zur Berufsfeuerwehr zu kommen, braucht man eine abgeschlossene Berufsausbildung. Im September beginnt das Auswahlverfahren für künftige Feuerwehrazubis, die im April den Dienst antreten. Auch Frauen sind dabei. Und die Bewerbungsfrist für Oktober 2017 läuft dagegen noch bis zum 28. Februar.