Duisburg. Auf einem Friedhof im Duisburger Norden gibt es ein neues Gräberfeld für Kinder, die sehr früh oder bereits vor der Geburt gestorben sind.
Über eine halbe Tonne wiegt die Madonna, die Steinmetzmeister Martin Rötter über den Abteifriedhof fährt. Am Ziel angekommen, braucht es vier weitere Männer, um das von Joseph Krautwald geschaffene Werk sachgemäß aufzustellen. Die Marien-Plastik ist nun Mittelpunkt eines Bereichs auf dem Hamborner Friedhof, in dem künftig ausschließlich Kindergräber angelegt werden.
Das Motiv hat symbolischen Charakter: Liebevoll legt die Maria den Arm um ihren kleinen Sohn, dessen Kopf sie zugleich an ihre Wange drückt. Nahe der Muttergottes liegen auf dem Gräberfeld bereits zwei sehr früh verstorbene Kinder.
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Marien-Plastik wurde von Neumühl nach Alt-Hamborn gebracht
Jetzt sollen weitere Eltern die Gelegenheit haben, nach dem schlimmen Verlust ihre Kinder nahe der Friedhofskapelle zu beerdigen. Liegen können hier auch sogenannte „Sternenkinder“, die schon vor der Geburt starben. Alle Eltern haben eines gemeinsam: Sie mussten sich zu früh von den jüngsten Familienmitgliedern verabschieden.
Hildegard Fiebig und ihr inzwischen verstorbener Mann hatten sich vor über einem Jahr entschlossen, die zunächst auf dem Neumühler Fiskusfriedhof beheimatete Madonna der Hamborner Pfarrei St. Johann zu spenden. „Das Grab meiner Eltern in Neumühl wurde nach Ablauf der Liegefrist geräumt“, berichtet die 85-Jährige. Jetzt freut sie sich über die neue Verwendung des Grabbildes ihrer Eltern. „Eltern sehen sie jetzt. Und vielleicht finden sie in ihrer schwierigen Situation Trost.“
Die Maria des Holz- und Stein-Bildhauers Joseph Krautwald entstand in dessen 1951 eröffnetem Atelier in Rheine. Bis zu seinem Tod 2003 schuf Krautwald Werke für Kirchen und Kapellen sowie Grabsteine in ganz Deutschland.
Eltern haben die Wahl zwischen mehreren Grabtypen
Am neuen Ort soll die fast lebensgroße Skulptur Nähe vermitteln. „Der Bildhauer hat hier bewusst auch die Beziehung von Eltern und Kindern schöpferisch gestaltet“, sagt Abt Albert Dölken, Pfarrer von St. Johann. Das neue Kinderfeld soll auch ein Ort zum Verweilen und zum stillen Gebet werden. „Hier kann sich so mancher in Freud und Leid der Gottesmutter Maria wiederfinden.“
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Trauernde und Hinterbliebene haben heute recht individuelle Vorstellungen von der Gestaltung eines Grabes. So wird es im neuen Kinderfeld Gräber zur Selbstpflege geben, sowohl auf begrenzte Zeit im Reihengrab, als auch mit der Möglichkeit zur Verlängerung im Wahlgrab. Zu Füßen der Madonna werden pflegefreie Gräber angelegt, um die sich dann die Kirchengemeinde kümmert. Hier sind sternenförmige Grabsteine vorgesehen.
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>> „STERNENKINDER“: HIER GIBT ES HILFE FÜR ELTERN
Offene Trauergruppen für betroffene Eltern, An- und Zugehörige bietet der Duisburger Sternenkinder e.V. monatlich an. Zudem gibt es Trauergruppen für Eltern, die eine Folgeschwangerschaft erleben und Austausch suchen. Auch treffen sich Eltern, deren Verlust bereits länger her ist, zwei- bis dreimal im Jahr, um ihrer Trauer und Leben wieder Raum zu geben. Je nach zeitlicher und personeller Möglichkeit bietet der Verein auch Einzelberatungen, Paarberatungen und Familienberatungen an. Das Büro erreicht nach eigenen Angaben wöchentlich mindestens eine Anfrage wegen Todesfällen junger oder ungeborener Kinder.
Bundesweit starben im vergangenen Jahr 2368 Kinder im ersten Lebensjahr, es gab zudem 3422 „still geborene“ Kinder. Der Sternenkinder e.V. ist Engagement-Gewinner 2021 der Stiftung „Engagement und Ehrenamt“. Särge für die gemeinsame Bestattung der Föten (Babys unter 500 Gramm) werden hier ehrenamtlich vor einer Bestattung bemalt.