Duisburg. Der Heimatverein Walsum und sein riesiges Archiv stehen unter neuer Leitung. Der Archivbestand soll verstärkt für externe Forscher nutzbar sein.

Um sein Archiv wird der Heimatverein Walsum von vielen Hobbyforschern der Region beneidet. In 40 Jahren als Vorsitzender hat Helmut Schorsch dort einen Schatz an Dokumenten und Gegenständen geschaffen, die die Geschichte des niederrheinischen Ortes und heutigen Duisburger Bezirks greifbar machen. Sein Amt hatte Schorsch schon 2021 abgegeben, die Bestätigung des Nachfolgers konnte aber erst jetzt im Rahmen einer Mitgliederversammlung erfolgen: Mit dem Vorsitz geht auch die Verantwortung für das Archiv auf Sebastian Geßmann über.

Der ist mit 40 Jahren nicht halb so alt wie das Walsumer Urgestein Helmut Schorsch (90), im Ort aber ebenfalls bekannt. Geßmann stand bis 2020 der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung vor, in der Session 2016/2017 war er Karnevalsprinz der KG Gruen-Weiss. Vor allem aber ist er ausgebildeter Diplom-Archivar und als solcher im Landesarchiv beschäftigt, sodass er sich insbesondere der Bewahrung und Erweiterung der umfangreichen Sammlung widmen möchte.

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Webseite und Social-Media-Auftritte: Rezept gegen Nachwuchsmangel?

Zunächst ist Sebastian Geßmann damit beschäftigt, den Bestand systematisch zu erfassen, „um zu verstehen, was wir alles besitzen“, wie er sagt. Dabei gelte es auch zu prüfen, welche Dokumente besonders gelagert werden müssen, um sie vor Licht oder Wärme zu schützen.

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Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Geßmann bislang nicht selber geforscht: „Als Archivar sehe ich mich eher als Mitarbeiter im Maschinenraum, der die Forschung unterstützt.“ Folglich soll das Archiv künftig verstärkt für Experten von außerhalb nutzbar sein. „Viele Heimathistoriker haben schon angeklopft, ihnen wollen wir einen einfachen Zugang ermöglichen“, erklärt Geßmann, der dafür jetzt die Vorarbeit leistet.

Wie viele Vereine ist auch der Heimatverein Walsum nicht frei von Nachwuchssorgen. „Mit rund 400 Mitgliedern sind wir immer noch groß, aber der Altersschnitt ist weit im oberen Drittel“, sagt der neue Vorsitzende. Um die Ortsgeschichte auch jüngeren Menschen nahe zu bringen, will er neue Formate ausprobieren. Auf einer Webseite sollen viele der Texte, die Helmut Schorsch im Laufe der Jahrzehnte geschrieben hat, für die Öffentlichkeit abrufbar sein. „Wir hoffen, dass die Seite Ende des Jahres fertig wird“, so Geßmann, der sich zudem einen Social-Media-Auftritt vorstellen kann. Vor allem bei den Bildrechten gebe es aber noch einigen Klärungsbedarf.

Helmut Schorsch ist erster Ehrenvorsitzender der Vereinsgeschichte

Auch will der Archivar mit seinem Vorstandsteam das beliebte Fahrtenprogramm des Heimatvereins wieder anlaufen lassen. In der Corona-Pandemie fanden lange keine Ausflüge statt; im Juni fuhren nun erstmals wieder 46 Mitglieder zum Spargelessen auf den Schippershof nach Alpen. „Ansonsten wollen wir uns mit Blick auf den weiteren Pandemieverlauf noch ein wenig zurückhalten, 2023 soll es aber wieder richtig losgehen“, so Geßmann. Im laufenden Jahr sind noch die traditionelle Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag auf dem Friedhof in Aldenrade geplant sowie der „Walsumer Abend“ in der Gaststätte Opgen-Rhein’s.

Der „Walsumer Abend“ in der Gaststätte Opgen-Rhein’s, ausgerichtet vom Heimatverein, ist immer eine gut besuchte Veranstaltung.
Der „Walsumer Abend“ in der Gaststätte Opgen-Rhein’s, ausgerichtet vom Heimatverein, ist immer eine gut besuchte Veranstaltung. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Für seine besonderen Verdienste um die Heimatgeschichte und sein unermüdliches Engagement für den Heimatverein hat die Mitgliederversammlung Helmut Schorsch zum ersten Ehrenvorsitzenden in der Vereinsgeschichte gemacht. Da er aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Versammlung teilnehmen konnte, wurde ihm die entsprechende Ernennungsurkunde von einer kleinen Delegation und seinem Nachfolger im Amt nachträglich überreicht.

>>AUS VERKEHRS- UND VERSCHÖNERUNGSVEREIN WURDE HEIMATVEREIN

Der Heimatverein ist aus dem einstigen Bürgerverein, der sich ab 1928 Verkehrs- und Verschönerungsverein nannte, hervorgegangen. Seit 1951 nennt er sich Heimatverein. Helmut Schorsch stand ihm seit 1982 vor.

Der beachtliche Archivbestand wäre nicht denkbar ohne die vielen Walsumerinnen und Walsumer, die über die Jahrzehnte alte Zeitungen, historische Dokumente wie Urkunden oder Korrespondenzen sowie Fotos stifteten.