Duisburg. Bis zu 80 Vogelarten leben im April und Mai in der Rheinaue Walsum. Welche Vögel dort brüten und warum viele Bestände in Gefahr sind.
Frühlingserwachen in der Walsumer Rheinaue: Bis zu 80 Vogelarten lassen sich dort zwischen April und Mai beobachten. Die eine Hälfte kommt zu dieser Jahreszeit aus den Winterquartieren zurück, die andere Hälfte kann ganzjährig vor Ort bewundert werden. Zu den Vögeln, die durchgehend im grünen Duisburger Norden anzutreffen sind, gehören Enten, Graugänse und Blässhühner.
Läuft man dieser Tage durch die Rheinaue, sieht man viele Jungvögel. Nachwuchs haben etwa die Graugänse, sowie die Blau- und Kohlmeisen. „Die kleinen Graugänse sind nun eine Woche alt und werden bis Ende Juni flugfähig sein“, erklärt Dr. Johannes Meßer vom BUND Duisburg.
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Rheinaue Walsum: Wie Menschen und Waschbären Vögel bedrohen
Die Jungvögel der Meisen sind schon eine Woche vorher geschlüpft. Beide Meisenarten gehören, wie auch der Zilpzalp, zu den Vögeln, die am häufigsten in der Rheinaue zu finden sind. „Der Zilpzalp fällt besonders durch seinen Gesang auf“, so Meßer. Und die Blaumeisen beginnen im Juni schon mit der zweiten Brut.
Beim Nachwuchs der Graugänse mussten die Naturschützer vom BUND viele Verluste feststellen. Ursachen sind wechselnde Wasserstände, herumstreunende Hunde, sowie Menschen, die abseits der Wege laufen. Durch sie werden die Vögel aufgescheucht, und lassen die Eier schutzlos zurück. Kühlen die Eier aus, schlüpfen aus ihnen keine Küken mehr.
Eine große Bedrohung sind zudem Raubsäuger, wie Füchse oder Waschbären. Durch sie sind besonders am Boden oder in Höhlen lebende Vögel gefährdet, etwa Blässhühner und Steinkäuze. Der Rückgang sei beim Steinkauz in den vergangenen zehn Jahren sehr auffällig gewesen, sagt Meßer: „Die Zahl der Brutpaare ist von 19 auf zwei gesunken.“ Es sei fraglich, ob der Steinkauz mittel- bis langfristig noch in der Rheinaue lebt. .
Waschbären gibt es als invasive Art seit etwa zehn Jahren in der Rheinaue. Die Steag als Jagdpächter entsendet Jagdberechtigte, die rund 100 Waschbären pro Jahr erlegen. Dennoch bleibt die Population zu groß.
Die anderen Tiere zu schützen, ist schwer. Es bräuchte Elektrozäune, sagt Meßer. Dies umzusetzen, sei jedoch nicht realistisch. Einzig die Storchennester sind durch Stahlmanschetten effektiv geschützt, sodass die Räuber nicht an die Eier gelangen.
Positive Überraschungen: Neuansiedlungen in der Rheinaue
Freude bereitet Meßer dagegen, dass in diesem Jahr besonders viele Störche gesichtet werden. Nachdem 2021 noch sechs Storchenpaare in Walsum brüteten, sind es in diesem Jahr sogar acht. Zur Zeit lassen sich bis zu 20 Störche pro Tag beobachten.
Und auch Neuansiedlungen lassen sich immer wieder mal verzeichnen. So kam im vergangenen Jahr der Neuntöter zurück, der zuvor 50 Jahre lang nicht mehr in der Rheinaue gebrütet hatte. Auch das Schwarzkehlchen hat sich erst vor fünf Jahren nach langer Pause wieder angesiedelt.
Die Entwicklung der Vogelbestände behält der BUND stets im Blick: Von April bis Juli zählen die Expertinnen und Experten die Brutvögel. Von September bis April führen sie Wasservogelzählungen durch.