Duisburg-Walsum. Bei der zweiten Walsumer Sommer-Matinee hatte das Orga-Team Hürden zu überwinden. Trotz eines Ausfalls wurde der Kabarett-Abend noch ein Erfolg.
Ute Schramke schaute besorgt zum Himmel: Die ersten Regentropfen zum Start des Abendprogramms bei der Walsumer Sommer-Matinee verhießen nichts Gutes. Ein ungünstiger Zeitpunkt für das Team um die Kulturexpertin der Stadt – immerhin war ein sommerliches Open Air mit Kabarett und Musik geplant. Für die 350 Besucher der ausverkauften Veranstaltung war der Fähranleger zu einem kleinen Festival-Gelände umgestaltet worden.
Gestartet war das Sommerevent bereits am Vormittag. Da hatten der Duisburger Jupp Götz und seine musikalischen Begleiter Heinz Hox (Akkordeon) und Gert Neuman (Gitarre) das Publikum mit stimmungsvollen Songs unterhalten.
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Kabarettist Wolfgang Trepper erinnert an bedrohte Existenzen
Als gegen 19 Uhr der Regen wieder aufhörte, löste ein neues Problem das Wetter ab: Mit Heike Becker fiel eine Hälfte des gebuchten Comedy-Duos „Thekentratsch“ aus gesundheitlichen Gründen aus. Bühnen-Partnerin Kerstin Saddeler-Sierp blieb so nichts anderes übrig, als den Auftritt abzusagen: „Heike wollte trotzdem heute hier spielen, am Ende war das aber nicht möglich.“
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So durfte Wolfgang Trepper länger als ursprünglich geplant ran, eine Änderung, von der er erst drei Stunden vorher erfahren hatte. Das Publikum kam in den Genuss, das neue Programm des Kabarettisten in nahezu voller Länge zu sehen, bevor die dazugehörende Tour im September Fahrt aufnimmt. Trepper freute sich über die ersten Auftritte vor Publikum: „Das tut richtig gut, nach eineinhalb Jahren wieder auf der Bühne zu stehen und den Leuten ins Gesicht zu schauen.“
Vor der Pandemie war er rund 250 Tage im Jahr unterwegs. Jetzt habe er Zeit gehabt, daheim mal seine Familie kennenzulernen: „Nette Leute, wirklich.“ Der frühere Radio-Moderator erinnerte auch an die Menschen aus der Veranstaltungsbranche, die zumeist im Hintergrund wirken und vom langen Lockdown besonders betroffen waren: „Nicht uns auf der Bühne, sondern die hat es hart getroffen, da geht es um Existenzen.“
Bissige politische Kommentare vom Duisburger Comedian
Der 60-Jährige präsentierte sich am Sonntag in Top-Form. Das neue Programm bietet alles, was man von einer Trepper-Show erwartet: Witzig, kurzweilig, spontan, das Publikum immer wieder einbeziehend zeigte sich der Ur-Rheinhauser und heutige Wahl-Hamburger von seiner besten Seite. Den Block über Schlagertexte, mit dem Trepper vor vielen Jahren durchstartete, wird er wohl nie mehr aus dem Programm streichen können; sein Publikum erwartet den einfach.
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Aber auch seine bissigen Kommentare zur aktuellen Politik treffen oft den Kern: „Angela Merkel wird wohl auch noch die nächste Neujahrsansprache halten; nach der Bundestagswahl werden sich die Parteien nicht so schnell auf eine neue Regierung einigen.“ CDU, SPD und Grüne bekamen am Sonntag ihr Fett weg, genauso wie die „Männertruppe“ der FDP: „Die führen die Partei wie einen Kegelclub.“ Nur zur AfD sagte er nichts: „Dafür ist mir mein Programm zu schade.“
Das Kabarett-Ass versteht seit langem die Kunst der leisen Töne, die an sein Vorbild Hans-Dieter Hüsch erinnert. Da wird man schon nachdenklich, wenn „Omma“ für kurze Zeit wieder am Küchentisch sitzt und über die Menschen erzählt, die zwei Weltkriege mit all ihrer Not, den Ängsten und Zerstörungen erlebt haben. Die oft beklagten Beschränkungen der Corona-Pandemie relativieren sich dabei sehr schnell.
Tanja und Frank Schulz machten sich mit Freunden einen schönen Abend am Fähranleger. Vor dem Lockdown waren sie oft Gast bei Kabarettveranstaltungen. Die beiden Meidericher waren am Sonntag froh, dass es wieder losging: „Das hat man doch sehr vermisst.“ Ehemann Frank Schulz hatte sich zuvor auch Streaming-Events angeschaut, aber: „Es geht nichts über Live-Auftritte.“ Und Wolfgang Trepper gefällt ihm sowieso: „Eine echte Duisburger Schnauze.“
>> WALSUMER SPENDEN FÜR SCHULE IN MALAWI
• Wolfgang Trepper ist auf sozialem Gebiet sehr aktiv. Für die von ihm finanzierte Schule für 400 Kinder im bitterarmen Malawi (im Durchschnitt beträgt der Schulweg für die Kinder dort 16 Kilometer) sammelt er derzeit im Anschluss an seine Auftritte Geld für eine Solaranlage zur Energiegewinnung.
• Die zu dem Zweck aufgestellte rote Damenhandtasche aus einem seiner ersten Programme füllte sich auch in Walsum im Handumdrehen.
