Essen. Wolfgang Trepper steht sonst bundesweit auf der Bühne. Für einen Auftritt weicht der Kabarettist nun auch ins Internet aus.

Wolfgang Trepper nimmt auf der Bühne kein Blatt vor den Mund, das Poltern und Schimpfen ist sein Markenzeichen – zum Beispiel wenn er im gemeinsamen Erfolgsprogramm mit Mary Roos („Nutten, Koks und frische Erdbeeren“) über Schlagertexte herzieht. Bekannt ist der Duisburger, dem man das Ruhrgebiet stets anhört, aber auch für seine soziale Einstellung. Sie bewog den 59-Jährigen dazu, in der kommenden Woche einen Auftritt live im Internet zu streamen. Im Interview mit Stefan Moutty verriet der Teilzeit-Wahl-Hamburger mit Siez-Allergie unter anderem, worüber er dabei sprechen wird.


Herr Trepper, Ihr Programm mit dem man Sie am 20.2. online erleben kann, heißt „Dinner for DU“. Ist das nur für Duisburger interessant?


Nein, das war mein allererstes Solo-Programm, das ich in Duisburg mit vielen Duisburger Bezügen gespielt habe. Es sollte eine Art Rückblick zum Jahreswechsel sein, so kam ich auf „Dinner for One“. Über „Dinner for Two“ wurde daraus „Dinner for DU“ – und dabei bin ich geblieben. Es sind immer noch Bezüge zu Duisburg dabei, aber nicht mehr so viele. Und vieles, was in Duisburg passiert, kann genauso gut auch woanders passieren. Das wissen Sie … können wir uns eigentlich duzen? Ich find das ganz furchtbar mit dem Siezen …


Gerne. Wie kam es dazu, dass du nun auch einen Auftritt streamst?


Ich mache das, um die Leute zu unterstützen, die das sonst mit mir machen und jetzt keine Arbeit haben. Ich bin ja privilegiert, ich kann mir das erlauben, mal ein Jahr lang kaum aufzutreten. Das liegt daran, dass die, die auf der Bühne stehen, mehr verdienen, als die, die das Licht machen oder die Leitungen legen. Deshalb konnte ich Geld zurücklegen und sparen. Die können das alle nicht. Und um da meiner Verantwortung gerecht zu werden, habe ich zugestimmt, so einen Stream-Auftritt zu machen – den dann aber richtig. Es soll ein richtiger Abend wie im Theater sein – es fängt pünktlich an, es ist live, man kann es nicht zurückspulen, es gibt eine Pause und danach sollen sich die Leute wieder hinsetzen. Und wenn’s ihnen gefällt, gibt’s auch ’ne Zugabe.


Inhaltlich ist das Programm ein Jahresrückblick …


Also um ehrlich zu sein – so war es bis jetzt immer. Aber dieses Mal wird das kein Jahresrückblick. Ganz ehrlich, auf was willst du gucken? Auf Corona und auf Donald Trump? Das wäre ein bisschen einseitig. Es soll um Sachen gehen, über die die Leute sprechen oder sich Gedanken gemacht haben. Und über Sachen, über die sie sich Gedanken gemacht, das aber nicht zugegeben haben.

Was wäre das zum Beispiel?

Zum Beispiel, dass man immer sagt, „Das Wichtigste was man hat, sind ja die Freunde. Alles andere ist nicht so wichtig.“ Danach gehandelt, hat aber nie einer. Ich glaube aber, dass die Corona-Zeit nun dazu führt, dass die Leute jetzt auch ihr Handeln daran orientieren. Ich merke, dass man auch mal hingeht und einen Freund anruft oder ihm ne SMS schickt. Das machen sogar Leute, die nicht dafür bekannt sind, sich in unregelmäßigen Abständen mal zu melden. Nach ein paar Monaten meldet sich jetzt auch mal ein Mann, bei dem man gedacht hat – wenn der anruft, dann brennt dessen Hütte. Sowas hat in meinem Umfeld massiv zugenommen. Und ich glaube auch, dass da was bleibt.

Hat Corona noch mehr verändert?

Früher hieß es immer, „Homeoffice wird in Deutschland nicht funktionieren, dann arbeitet ja keiner, wenn die Leute zuhause sind.“ Ich glaube, das wird nie wieder jemand an irgendeiner Theke behaupten, ohne dass ihm drei Leute sofort ins Gesicht springen. Was es auch nicht mehr geben wird, ist dieser Businessreise-Quatsch. Wo es hieß, wir haben ein Meeting in München, und dann mussten alle dahin. Nach anderthalb Stunden fährt man wieder nach Hause, und der ganze Arbeitstag war verloren. Jetzt haben alle erkannt, mit ’ner Videokonferenz geht das genauso effektiv – man braucht das nicht.

Du lebst in Duisburg und Hamburg. Was hat Hamburg, was Duisburg nicht hat?


Interessant, sonst werde ich immer umgekehrt gefragt. Hamburg hat eine gewisse Weltmännischkeit, die hat das Ruhrgebiet sicher nicht. Hamburg hat auch eine wunderschöne Innenstadt – und vielmehr Grün, als ich das jemals für möglich gehalten hätte. Und die Menschen in Hamburg haben eine gewisse Ruhe, damit ähneln sie denen im Ruhrgebiet. Die machen sich nicht für jeden Scheiß verrückt wie in Berlin.

Den Hamburgern sagt man aber auch eine gewisse Steifheit nach …

Das stimmt überhaupt nicht. Ich hab mich hier mit mehreren Leuten angefreundet, das stimmt einfach nicht.

Und was vermisst du aus Duisburg in Hamburg?

Also ich habe Jahre gebraucht, um hier ’ne gescheite Pommesbude zu finden! Wo man ’ne gescheite Currywurst essen kann – und nicht diese gekochten Bratwürste. Das ist ja ekelhaft. Wer sowas verkauft, gehört ja eigentlich hinter Gittern.

Noch was?

Ich vermisse auch die typische Ruhrgebietskneipe. In die man reingeht, ohne sich mit jemandem verabredet zu haben und trotzdem nach zehn Minuten an der Theke mit jemandem ins Gespräch kommt. Und den Rhein vermisse ich in Hamburg auch noch.

Die Elbe kann da nicht mithalten?

Natürlich nicht. Das ist für mich wirklich ein Unterschied, der Rhein riecht auch anders …

Besser?

Kommt mir so vor. Da bin ich sicher befangen. (lacht) Aber ich bilde mir ein, wenn du mich mit ’nem Sack über dem Kopf an einen Fluss stellst, kann ich riechen, ob es der Rhein ist.

Auf der Bühne bist du ein Virtuose der Erregung und des Polterns. Gehst du privat auch hoch, wenn sich an der Wursttheke jemand vordrängelt?

Überhaupt nicht. Entweder lache ich. Oder ich denke, das merke ich mir jetzt für eine Nummer. So einfache Sätze, die einem nie einfallen würden, hört man ja nur, wenn man am Leben teilnimmt. Aber da rege ich mich wirklich nicht auf. Was mich aber aufregt, ist Dummheit, vor allem wenn sich Dummheit mit Arroganz paart, dann werde ich wahnsinnig.

Das begegnet einem ja auch schon mal im Alltag …

Sogar leider immer öfter. Und je älter ich werde, desto schlimmer finde ich das. Aber ich halte mich trotzdem dezent zurück. Versuche ich jedenfalls …

Du wirst 60 dieses Jahr. Mit welchen Gefühlen siehst du dem runden Geburtstag entgegen?

Es ist mir vollkommen wurscht, das kannst du mir glauben. Mich hat noch nie interessiert, wie alt jemand ist. Ich hatte einen Plan für meinen 60. Geburtstag, den hat mir Corona kaputt gemacht. Ich wollte mit meinem engsten Umfeld Anfang Mai nach Malawi fliegen. Da hab ich eine Schule bauen lassen, für 400 Kinder. Die wollte ich an meinem 60. Geburtstag mit meinen Freunden besuchen und offiziell einweihen – und das geht jetzt leider nicht. Ich fand die Idee gut, einfach abzuhauen und was Gescheites zu machen. Aber wir holen das nach!

Trepper live im Netz

Am Samstag, 20.2., um 20 Uhr präsentiert Wolfgang Trepper sein Programm Dinner for DU im Livestream. Tickets für 13,99 € gibt’s auf wolfgang-trepper.de. Die Käufer erhalten im Anschluss den Zugang zum Stream per E-Mail.