Duisburg. Besonders viele junge Menschen infizieren sich derzeit in Duisburg mit Corona. Was Gründe sein könnten und welche Gruppe besonders betroffen ist.

In Duisburg infizieren sich derzeit vor allem jüngere Menschen mit dem Coronavirus. Das belegen aktuelle Zahlen des Landeszentrums Gesundheit NRW (LZG). Besonders viele Neuinfektionen werden demnach in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen gemeldet. Die Inzidenz liegt hier mit 76,8 Neuinfektionen pro Woche je 100.000 Einwohner statistisch deutlich über dem lokalen Gesamtwert von 31,2 (aktuellste Werte vom Donnerstagabend, 5. August).

Wie deutlich sich das Bild in Duisburg verändert hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen vom 1. Februar 2021. Damals liefen die Impfungen in Altenheimen gerade einmal seit einem Monat. Das Impfzentrum war noch nicht geöffnet. Die meisten Covid-Infektionen gab es vor rund einem halben Jahr bei älteren Menschen. Die Inzidenz der 80- bis 90-Jährigen lag bei 92,5. In der Altersgruppe der über 90-Jährigen sogar bei 219. Aber: Je weniger Menschen einer Gruppe angehören, desto stärker verändert jede Infektion die jeweilige Wocheninzidenz, desto „volatiler“ist der Wert.

Duisburg: Dynamisches Infektionsgeschehen im Winter traf junge Menschen nicht

Ein Vergleich: Vom seinerzeit dynamischen Infektionsgeschehen mit über 800 aktiven Fällen und einer Inzidenz von über 120 waren jüngere Menschen weniger betroffen. Anfang Februar meldete das LZG für die Zehn- bis 19-Jährigen eine Inzidenz von 54,7, für die Altersgruppe 20 bis 29 von 75,3 – beides Werte, die zwar ähnlich hoch mit den derzeitigen Meldungen sind, aber damals deutlich unter dem Schnitt lagen.

Allerdings: Das öffentliche Leben war zu diesem Zeitpunkt größtenteils heruntergefahren. Schulen und Universitäten befanden sich schon lange vor den Weihnachtsferien im Distanzunterricht. Unter anderem waren Restaurants, Fitnessstudios und Kinos geschlossen. Shopping war ebenfalls nicht möglich. Versammlungen im privaten Raum waren streng reglementiert.

So hoch sind die Infektionszahlen bei jüngeren Menschen

Das ist mittlerweile wieder anders: Auch in der Inzidenzstufe 1 gelten lediglich moderate Einschränkungen. Selbst Diskotheken durften zwischenzeitlich öffnen. Die Vermutung liegt nahe, dass das auch Einfluss auf die Ansteckungen und die Entwicklung von Infektionsketten hat. „Man kann sich überall, aber noch leichter anstecken“, warnte Stadtsprecherin Gabi Priem vor einigen Tagen mit Blick auf die hohe Infektiosität des Delta-Variante.

Die Folgen, die derzeit zu beobachten ist: Viele Duisburger, die sich in der letzten Woche mit Covid-19 infiziert haben, sind zwischen 20 und 29 Jahre alt. Die Wocheninzidenz lag in dieser Altersgruppe am 4. August sogar bei 89,1. Ebenfalls stärker betroffen sind die 30- bis 30-Jährigen mit einer Inzidenz von 49,9 und die 10- bis 19-Jährigen (Inzidenz bei 58,9).

Große Unterschiede bei der Impfquote

Im Krisenstab der Stadt Duisburg beobachtet man diese Entwicklung genau. Und hat nach Gründen dafür gesucht: „Die meisten Zehn- bis 16-jährigen sind noch nicht geimpft. Zudem ist vermutlich die Impfbereitschaft bei jungen Menschen durch fehlende Vorerkrankungen geringer“, sagt Stadtsprecherin Priem. Laut Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, gibt es auch bundesweit keine Daten zur Impfquote der 20- bis 29-Jährigen. Allerdings hat das RKI für Nordrhein-Westfalen folgende Impfquoten veröffentlicht: Demnach sind 83,6 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft. Bei den unter 60-Jährigen liegt die Quote nur bei 57,5 Prozent.

[Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Duisburg lesen Sie jeden Abend im Duisburg-Newsletter. Jetzt hier kostenlos für den Newsletter anmelden.]

Des Weiteren sei das Freizeitverhalten von jungen Menschen laut Erfahrungen des Krisenstabs – auch aktuell durch mehr Freizeit, bedingt durch Schul- und Semesterferien – ausgeprägter.

Den hohen Infektionszahlen bei den jüngeren Duisburgern steht aber eine positive Entwicklung in den höheren Altersgruppen entgegen: In der vergangenen Wochen wurden nur sehr wenige Neuinfektionen bei 70- bis 70-Jährigen gemeldet. Die Inzidenz lag zwischen 0 und 2,4. In der Gruppe der über 90-Jährigen ist seit über zwei Wochen keine Infektion bekannt geworden. Bei den 80- bis 89-Jährigen ist der Inzidenzwert mit 3,4 ebenfalls sehr niedrig.

>>Unterschiede bei Altersgruppen: Das sagt der RKI-Chef

  • Die Entwicklung in Duisburg verläuft ähnlich wie der bundesweite Trend. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen RKI-Chef Lothar Wieler hält die Impfquote für den entscheidenden Faktor.
  • Er berichtet aber auch: Schon im Sommer 2020 seien die Infektionszahlen bei jüngeren Menschen angestiegen.