Duisburg-Fahrn. Freunde aus Duisburg-Walsum haben den Fußballcomic „Affengitter-Bande“ veröffentlicht. Welche Bolzplatz-Erinnerungen sie mit den Lesern teilen.

Fünf Freunde aus Walsum bildeten um die Jahrtausendwende die „Affengitter-Bande“. Die Fünf führten allerdings nichts Böses im Schilde. Sie wollten nur Fußball spielen. Mit dem Affengitter war die Umzäunung ihres Bolzplatzes im kleinen Park südlich der Aldenrader Straße gemeint. Nun haben sie einen Comic über ihre gemeinsamen Jugendabenteuer veröffentlicht.

Der Affenkäfig war viele Jahre der Lebensmittelpunkt von Martin und Oliver Hinzmann sowie von Marcus Echtenbruck, jedenfalls so weit es ihre Freizeitgestaltung betraf. Ihre Freunde Nico und Gustaw komplettierten die fußballverrückte „Bande“. Der Bolzplatz war für die in Fahrn lebenden Jugendlichen in wenigen Minuten per Fahrrad zu erreichen, dort verbrachten sie am Wochenende gemeinsam viele Stunden.

Es trifft sich gut, dass Oliver Hinzmann (Mitte) in der Essener Folkwang Universität der Künste ein Kommunikationsdesign-Studium absolviert hat. Er hat einen Großteil zum Comic über die Fußball-Abenteuer im Duisburger Norden beigetragen.
Es trifft sich gut, dass Oliver Hinzmann (Mitte) in der Essener Folkwang Universität der Künste ein Kommunikationsdesign-Studium absolviert hat. Er hat einen Großteil zum Comic über die Fußball-Abenteuer im Duisburger Norden beigetragen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Bei Regen traf man sich auch schon mal im „Affenkäfig“ an der Ottostraße unterhalb der A 59. Eine weitere Alternative war, besonders wenn größere Jungs ihnen in „ihrem Stadion“ in unmissverständlicher Weise Platzverbot erteilten, das ebenfalls zum Fußballspielen geeignete Gelände an der Ringstraße in Aldenrade. Der Klügere – oder körperlich Unterlegene – gibt halt nach.

Der Jüngste der fünf Freunde aus Walsum musste immer ins Tor

Jetzt standen anlässlich des Pressetermins Martin Hinzmann (36), sein Bruder Oliver (33) – der als jüngster des Quintetts immer ins Tor musste – und Marcus Echtenbruck (35) noch einmal auf dem Bolzplatz, der ihnen in der Kindheit und Jugend so viel bedeutete. Die Freunde treffen sich bis heute regelmäßig, obwohl sie mittlerweile in anderen Teilen von Duisburg wohnen und selbst Familie haben.

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Die Idee, die Erlebnisse ihrer Kindheit in einem Comic festzuhalten, kam ihnen vor gut zwei Jahren, als an Corona noch nicht zu denken war. „Aber durch die Lockdown-Einschränkungen ab dem letzten Jahr hatten wir dann alle mehr Zeit, unser Projekt zu verwirklichen“, erzählt Martin Hinzmann. Dabei erwies es sich als ein wahrer Glücksfall, dass sein Bruder Oliver, der als selbstständiger Grafik-Designer tätig ist und an der Essener Folkwang-Hochschule (heute Folkwang Universität der Künste) erfolgreich ein Kommunikationsdesign-Studium absolviert hat, ein überaus begabter Zeichner ist.

Die Bolzplatz-Kicker träumten von der großen Fußballkarriere

„Oli“ Hinzmann, der auch noch als Co-Autor an den zahlreichen Geschichten bastelte, hatte durch seine speziellen Fähigkeiten am meisten zu tun. Man braucht schon einen Taschenrechner, um die Anzahl der von ihm gezeichneten Szenen zu ermitteln. Er muss selbst schmunzeln, als er so nebenbei erwähnt: „Das Buch hat 224 Seiten, jede Seite beinhaltet sechs Zeichnungen, da gehen schon einige Stifte drauf.“

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Bevor der Comic-Zeichner seine Arbeit beginnen konnte, musste erstmal die Geschichte stimmig sein. Martin Hinzmann: „Wir haben viel zusammen erlebt, haben uns auch oft mit Gustaw und Nico getroffen, aber irgendwie musste sich aus allem ja auch ein Handlungsstrang ergeben.“ Dabei kam den Comic-Autoren der Kontakt zu einer Kinderbuchverlegerin sehr zugute. Marcus Echtenbruck: „Sie hat uns gezeigt, wie wir Struktur in unsere Geschichte bekommen, wie ein Handlungsfaden aufgebaut wird. Das hat uns sehr geholfen.“

Thema ist auch der Zusammenhalt in Duisburg – unabhängig von Herkunft oder Schicht

Im Mittelpunkt der Handlung, die sich tatsächlich so zugetragen hat, steht die Vorbereitung und Teilnahme an einem Turnier für junge Freizeitfußballer im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006. Veranstaltet wurde die Talentsichtungsreihe („Be a Champ“) von einem bekannten Sportartikelhersteller und einem privaten Fernsehsender. Die „Affengitterbande“ wurde tatsächlich eingeladen. Auf dem Trainingsgelände von Schalke 04 haben sie sogar die Vorrunde überstanden. „Wir wurden sogar mal kurz von einigen Talentspähern beobachtet“, sagt Martin Hinzmann. „Aber allzu sehr waren die wohl nicht von unseren Fähigkeiten beeindruckt, wir haben danach nichts mehr gehört.“

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Für die fünf Freunde war das Ganze jedenfalls ein Riesenerlebnis. Aber nicht nur der Fußball steht im Fokus des Comics. Liebevoll beschrieben wird ihr Aufwachsen im immer noch industriell geprägten Duisburger Norden Ende der 1990er Jahre, das so typisch fürs Ruhrgebiet ist.

Thema des Ruhrgebietsbuchs im XXL-Comicformat ist aber auch die bis heute andauernde Freundschaft, das friedvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener sozialer Schichten oder Altersstufen. Und die fünf Fußballfreunde machen klar: „Wenn der Ball rollt, ist eh alles andere unwichtig.“

>> DAS COMICBUCH ERSCHEINT MITTE JUNI

• Die „Affengitter-Bande“ von Oliver Hinzmann, Marcus Echtenbruck und Martin Hinzmann erscheint Mitte Juni im Mercator-Verlag. Der Comic umfasst 224 Seiten und kostet 22 Euro. Die ISBN lautet: 978-3-946895-30-5.

• Wer sich bereits jetzt einige der Zeichnungen ansehen möchte, hat dazu im Eingangsbereich der Mercator-Verlagsbuchhandlung in Ruhrort in der Horst-Schimanski-Gasse die Möglichkeit. Dort sind einige Comic-Szenen im Rahmen einer kleinen Ausstellung zu besichtigen.