Duisburg. Alt-Walsum war jahrhundertelang Mittelpunkt des heutigen Bezirks. Mit der Industrialisierung verlor das Dorf zunehmend an Bedeutung.

Alt-Walsum, das ist die Geschichte eines Dorfes, das jahrhundertelang der Mittelpunkt im heutigen Walsum war. Dem dann aber andere Ortsteile im Zuge der Indus­trialisierung den Rang abgelaufen haben. Dabei hat diese dort sogar begonnen.

Die große Rheinaue, heute ein Naturschutzgebiet, kam wegen häufiger Überflutung nie als Siedlungsgebiet in Betracht, aber als Weideland. Oberhalb jener meist hochwasserfreien Geländekante, der Niederterrasse, zeugen nach Angaben des Historikers Dr. Michael Kanther Bodenfunde im Bereich des Nordhafens von einer Besiedlung schon um 800 vor Christus. Aus einem 1500 Jahre später nachgewiesenen Einzelhof hat sich das heutige Straßendorf an der Kaiserstraße entwickelt. Sie war die alte Landstraße von Hamborn nach Wesel.

Grundbesitz hatten die Abtei Hamborn und die Herren von Holten

Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf 1144. Die Existenz einer Kirche im Jahr 1269 ist nachgewiesen. Sie wurde 1880 abgebrochen und durch die heutige St.-Dionysius-Kirche ersetzt.

Die Burgfrau Mechthild von Holten schenkte die Kirche und den zugehörigen Landbesitz 1281 dem Johanniterorden. Der hatte sogar bis 1611 eine Residenz vor Ort, wurde aber 1806 von der französischen Besatzungsmacht aufgelöst. Grundbesitz hatten in Alt-Walsum aber auch die Abtei Hamborn und die Herren von Holten, nach ihnen die Grafen von Kleve. Bei ihnen lag auch die Grund- und Gerichtsherrschaft.

Schon 1397 gab es die neue Landstraße, heute die Römerstraße, die das Dorf umging. Die ersten Evangelischen gehörten ab 1570 zur Gemeinde Holten. 1682 wird in Alt-Walsum erstmals ein Lehrer erwähnt. 1755 gab es einen katholischen und einen evangelischen Lehrer. 1843 entstand neben der Kirche ein neues Schulgebäude, 1884 hatte es zwei Klassen. 1900 entstand am späteren Lehmkuhlplatz ein Neubau, die heutige Theißelmannschule. 1902 folgte an der heutigen Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße die evangelische Volksschule. Sie wurde 1945 zerstört.

Das Dorf Walsum wurde im Jahr 1905 selbstständige Gemeinde

Das Ausflugslokal an der alten Fähre in Alt-Walsum um 1900.
Das Ausflugslokal an der alten Fähre in Alt-Walsum um 1900. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Schon vor 1657 gab es Fährbetrieb nach Orsoy. 1787 wurden im ganzen Dorf 41 Häuser, 46 Familien und 227 Einwohner gezählt. Heute sind es rund 4500 Einwohner. Seit 1808 gehörte Alt-Walsum zur französischen Bürgermeisterei Dinslaken, seit 1815 zur preußischen Bürgermeisterei Dinslaken. 1888 gab es an der Kaiserstraße erstmals eine Post.

Die Industrialisierung erreichte den Ort spät, 1897. 1899 ließ sich erstmals ein Arzt, Dr. Franz Schlagermann, im Dorf nieder. Er übernahm 1909 die Leitung des neuen katholischen St.-Camillus-Hospitals an der Kirchstraße. Es erlitt 1943 schwere Luftkriegsschäden, wurde wiederaufgebaut und 1980 zu einer Fachklinik für Suchtkranke.

Noch um 1900 hatte das Straßendorf erst 16 Häuser. Aber weil seine Nachbarorte stark gewachsen waren, wurde Walsum 1905 selbstständige Gemeinde, 1958 sogar Stadt.

Die bekannte Walsumer Hubbrücke über den Hafen wurde 1936 gebaut

Obwohl die Industrie näher an Alt-Walsum als an Aldenrade lag, löste sie hier keinen Entwicklungsschub aus. Das lag an der Römerstraße und ihrer schnelleren Anbindung an das großstädtische Marxloh, so dass Alt-Walsum seine Bedeutung als wichtigste Ortschaft Walsums einbüßte. Zwar gab es ab 1913 an der Kaiserstraße einen Marktplatz. Aber die Gemeindeverwaltung war nur bis 1917 hier ansässig.

1912 wurde auf der Grenze nach Aldenrade die Bahnstrecke von Hamborn nach Wesel fertig. Alle großen Betriebe waren daran angeschlossen. Die Gleise wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und erst 1952 wiederhergestellt, 1983 endete der Personenverkehr auf der Strecke.

Bevor 1936 ein großer Deich entstand, hatte Alt-Walsum oft mit Hochwasser zu kämpfen.
Bevor 1936 ein großer Deich entstand, hatte Alt-Walsum oft mit Hochwasser zu kämpfen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

1936 führte man die Königstraße mit einer Hubbrücke über den Hafen. Ein fünf Kilometer langer Hoch­wasserschutzdeich bis zur nördlichen Gemeindegrenze entstand. Artilleriebeschuss vom westlichen Rheinufer verursachte im März 1945 auch in Alt-Walsum schwere Schäden.

Südlich der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße entwickelte sich eine ungünstige Gemengelage aus Wohnbebauung, Wohn- und Geschäftshäusern, unzusammenhängenden Industrie- und Gewerbeflächen. Durch Abbruch von Wohnhäusern entstanden in den 70er und 80er Jahren Gewerbeflächen, die aber schlecht nachgefragt wurden. Ganz anders dagegen entwickelte sich ab 1986 das Einfamilienhaus-Neubaugebiet zwischen Kaiserstraße, Bahntrasse und Krummer Weg.

Historische Fotos von Alt-Walsum

Bäuerliche Idylle um 1900 an der Theodor-Heuss-Straße, die früher Rheinstraße hieß und an der Zellstofffabrik vorbei durch den südlichen Teil des Dorfes bis zum Fähranleger führte. Heute ist sie eine Sackgasse mit unmittelbarer Nachbarschaft von Wohngebäuden und Gewerbebetrieben.
Bäuerliche Idylle um 1900 an der Theodor-Heuss-Straße, die früher Rheinstraße hieß und an der Zellstofffabrik vorbei durch den südlichen Teil des Dorfes bis zum Fähranleger führte. Heute ist sie eine Sackgasse mit unmittelbarer Nachbarschaft von Wohngebäuden und Gewerbebetrieben. © Stadtarchiv Duisburg | Repro: STEFAN AREND
Fährbetrieb über den Rhein hat es in Alt-Walsum schon vor 1657 gegeben. Die Aufnahme der Fähre vor der Kulisse von Orsoy dürfte aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen.
Fährbetrieb über den Rhein hat es in Alt-Walsum schon vor 1657 gegeben. Die Aufnahme der Fähre vor der Kulisse von Orsoy dürfte aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen. © Stadtarchiv Duisburg | Repro: STEFAN AREND
Bild unten: Mit einem regelrechten Volksfest wurde 1958 die Inbetriebnahme der neuen Personen- und Automobil-Schnellfähre nach Orsoy gefeiert. Die alte Fähre war 1945 durch Artilleriebeschuss zerstört worden. Von da an war nur noch das Übersetzen von Personen möglich, die ab 1947 an einem motorbetriebenen Seil im Boot über den Fluss gezogen wurden.
Bild unten: Mit einem regelrechten Volksfest wurde 1958 die Inbetriebnahme der neuen Personen- und Automobil-Schnellfähre nach Orsoy gefeiert. Die alte Fähre war 1945 durch Artilleriebeschuss zerstört worden. Von da an war nur noch das Übersetzen von Personen möglich, die ab 1947 an einem motorbetriebenen Seil im Boot über den Fluss gezogen wurden. © Stadtarchiv Duisburg | Repro: STEFAN AREND
Die Gaststätte „Wacht am Rhein“ an der alten Fährstraße, heute Rheinstraße, auf einer alten Postkarte. Das Gebäude existiert nicht mehr.
Die Gaststätte „Wacht am Rhein“ an der alten Fährstraße, heute Rheinstraße, auf einer alten Postkarte. Das Gebäude existiert nicht mehr. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Seit 1936 gibt es die Hubbrücke an der Einfahrt zum damals ebenfalls neu angelegten Walsumer Nordhafen. Die Aufnahme von Anfang der 1950er Jahre zeigt den Blick auf die Hafeneinfahrt mit der St.-Dionysius-Kirche und dem St.-Camillus-Hospital im Hintergrund. Der Kirchturm ist nach der Zerstörung der Kirche 1945 zunächst stark vereinfacht wiederaufgebaut worden und hat erst 1959 wieder ein Spitzdach erhalten.
Seit 1936 gibt es die Hubbrücke an der Einfahrt zum damals ebenfalls neu angelegten Walsumer Nordhafen. Die Aufnahme von Anfang der 1950er Jahre zeigt den Blick auf die Hafeneinfahrt mit der St.-Dionysius-Kirche und dem St.-Camillus-Hospital im Hintergrund. Der Kirchturm ist nach der Zerstörung der Kirche 1945 zunächst stark vereinfacht wiederaufgebaut worden und hat erst 1959 wieder ein Spitzdach erhalten. © Stadtarchiv Duisburg | STEFAN AREND / FUNKE Foto Services
Im Frühjahr 1929 war der Rhein zugefroren, was auch damals eine Attraktion war. Im Hintergrund die Kulisse von Orsoy.
Im Frühjahr 1929 war der Rhein zugefroren, was auch damals eine Attraktion war. Im Hintergrund die Kulisse von Orsoy. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Der Schichtwechsel auf der Zeche Walsum um 1960 zeigt sich hier im erhöhten Verkehrsaufkommen an der Kreuzung der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße mit der Römerstraße.
Der Schichtwechsel auf der Zeche Walsum um 1960 zeigt sich hier im erhöhten Verkehrsaufkommen an der Kreuzung der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße mit der Römerstraße. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Wie stark Gebäude direkt am Rheinufer durch Hochwasser gefährdet waren, zeigt diese Aufnahme vom Bereich Fährstraße/Am Rinderhaus um 1960. Das Gehöft steht heute nicht mehr.
Wie stark Gebäude direkt am Rheinufer durch Hochwasser gefährdet waren, zeigt diese Aufnahme vom Bereich Fährstraße/Am Rinderhaus um 1960. Das Gehöft steht heute nicht mehr. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Diese Aufnahme muss noch vor dem Bau der Walsumer Hubbrücke 1936 entstanden sein. Denn seitdem verläuft sich die Kaiserstraße an der Stelle, die hier zu sehen ist. Das stattliche Bauernhaus steht auch nicht mehr. Damals aber verlief die Kaiserstraße noch ziemlich geradeaus, von Süden kommend, in den Ort hinein. Dafür benötigt die Königstraße heute einen weiten Bogen.
Diese Aufnahme muss noch vor dem Bau der Walsumer Hubbrücke 1936 entstanden sein. Denn seitdem verläuft sich die Kaiserstraße an der Stelle, die hier zu sehen ist. Das stattliche Bauernhaus steht auch nicht mehr. Damals aber verlief die Kaiserstraße noch ziemlich geradeaus, von Süden kommend, in den Ort hinein. Dafür benötigt die Königstraße heute einen weiten Bogen. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Die kurvenreiche Auffahrt zur Walsumer Hubbrücke über den Nordhafen ist heute von Bäumen eingesäumt. In den 1950er Jahren, als diese Aufnahme entstanden ist, war das noch nicht der Fall. Im Hintergrund die St.-Dionysius-Kirche und das St.-Camillus-Hospital.
Die kurvenreiche Auffahrt zur Walsumer Hubbrücke über den Nordhafen ist heute von Bäumen eingesäumt. In den 1950er Jahren, als diese Aufnahme entstanden ist, war das noch nicht der Fall. Im Hintergrund die St.-Dionysius-Kirche und das St.-Camillus-Hospital. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Blick in den 1950er Jahren vom westlichen Ortsrand auf die St.-Dionysius-Kirche mit ihrem damaligen verkürzten Turmdach und den Anlagen der Bergwerks Walsum und des benachbarten Kohlekraftwerks im Hintergrund. Das Gehöft vor der Kirche gibt es heute noch.
Blick in den 1950er Jahren vom westlichen Ortsrand auf die St.-Dionysius-Kirche mit ihrem damaligen verkürzten Turmdach und den Anlagen der Bergwerks Walsum und des benachbarten Kohlekraftwerks im Hintergrund. Das Gehöft vor der Kirche gibt es heute noch. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Seit 1900 war Alt-Walsum an eine Stichbahn zur elektrischen Straßenbahn von Hamborn nach Dinslaken angebunden. Das hatte auch etwas mit der 1897 am Rheinufer errichteten Zellstofffabrik zu tun. Die Bahn fuhr aber, hier zu sehen vor dem Zweiten Weltkrieg auf der Kaiserstraße, nicht bis zum nördlichen Ortskern mit der St.-Dionysius-Kirche im Hintergrund, sondern endete noch auf der Rheinstraße. 1945 wurde die Linie aufgegeben.
Seit 1900 war Alt-Walsum an eine Stichbahn zur elektrischen Straßenbahn von Hamborn nach Dinslaken angebunden. Das hatte auch etwas mit der 1897 am Rheinufer errichteten Zellstofffabrik zu tun. Die Bahn fuhr aber, hier zu sehen vor dem Zweiten Weltkrieg auf der Kaiserstraße, nicht bis zum nördlichen Ortskern mit der St.-Dionysius-Kirche im Hintergrund, sondern endete noch auf der Rheinstraße. 1945 wurde die Linie aufgegeben. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Um 1960 ist hier das St.-Camillus-Hospital an der Kirchstraße zu sehen. Es wurde 1909 eröffnet, erlitt 1943 schwere Luftkriegsschäden, wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut und ist seit 1980 eine Fachklinik für Suchtkranke.
Um 1960 ist hier das St.-Camillus-Hospital an der Kirchstraße zu sehen. Es wurde 1909 eröffnet, erlitt 1943 schwere Luftkriegsschäden, wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut und ist seit 1980 eine Fachklinik für Suchtkranke. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Hier hat der Fotograf um 1960 vom Turm der St.-Dionysius-Kirche die Bebauung auf der Westseite der Kaiserstraße (li.) bis hin zur Königstraße in Bildmitte aufgenommen.
Hier hat der Fotograf um 1960 vom Turm der St.-Dionysius-Kirche die Bebauung auf der Westseite der Kaiserstraße (li.) bis hin zur Königstraße in Bildmitte aufgenommen. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Blick auf den südlichen Teil von Alt-Walsum um 1960. Im Vordergrund die Rheinstraße, die erst später mit dem Bau der Haindl-Papierfabrik abgebunden wurde. Im Hintergrund das St.-Camillus-Hospital und der Nordhafen. Rechts Anlagen des Kohlekraftwerks und links daneben Gebäude, die alle erst für den Bau des neuen Steag-Kraftwerks weichen mussten.
Blick auf den südlichen Teil von Alt-Walsum um 1960. Im Vordergrund die Rheinstraße, die erst später mit dem Bau der Haindl-Papierfabrik abgebunden wurde. Im Hintergrund das St.-Camillus-Hospital und der Nordhafen. Rechts Anlagen des Kohlekraftwerks und links daneben Gebäude, die alle erst für den Bau des neuen Steag-Kraftwerks weichen mussten. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Blick um 1960 vom Kirchturm von St. Dionysius in nordöstliche Richtung auf die ersten Eigenheime am Johanniterweg und die dahinter liegenden ersten neuen Mehrfamilienhäuser an der Königstraße.
Blick um 1960 vom Kirchturm von St. Dionysius in nordöstliche Richtung auf die ersten Eigenheime am Johanniterweg und die dahinter liegenden ersten neuen Mehrfamilienhäuser an der Königstraße. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Reproduktion einer historischen Photographie aus Alt - Walsum.
Reproduktion einer historischen Photographie aus Alt - Walsum. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Hier fällt der Blick im Jahr 1950 vom Laugenturm der Zellstofffabrik mit ihren Gleisanlagen nach Nordwesten. Rechts verläuft die alte, später abgebundene Rheinstraße. Ganz im Hintergrund halbrechts die St.-Dionysius-Kirche und weiter rechts das St.-Camillus-Hospital.
Hier fällt der Blick im Jahr 1950 vom Laugenturm der Zellstofffabrik mit ihren Gleisanlagen nach Nordwesten. Rechts verläuft die alte, später abgebundene Rheinstraße. Ganz im Hintergrund halbrechts die St.-Dionysius-Kirche und weiter rechts das St.-Camillus-Hospital. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Hier fällt der Blick 1959 vom Kirchturm von St. Dionysius auf die Kirchstraße mit dem katholischen St.-Camillus-Hospital, das damals nach schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg gerade neu aufgebaut war.
Hier fällt der Blick 1959 vom Kirchturm von St. Dionysius auf die Kirchstraße mit dem katholischen St.-Camillus-Hospital, das damals nach schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg gerade neu aufgebaut war. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Die Zellstofffabrik am Rheinufer in Alt-Walsum um 1900. Grillo aus Hamborn hat sie errichtet, schon 1903 aber an die AG für Maschinenpapier-Fabrikation in Aschaffenburg verkauft. 1963 wurde sie wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt.
Die Zellstofffabrik am Rheinufer in Alt-Walsum um 1900. Grillo aus Hamborn hat sie errichtet, schon 1903 aber an die AG für Maschinenpapier-Fabrikation in Aschaffenburg verkauft. 1963 wurde sie wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Wenn der Rhein Hochwasser führte, konnte es auf der Kaiserstraße so aussehen wie hier in den 1920er Jahren. Erst in den 30er Jahren entstand ein fünf Kilometer langer Hochwasserschutzdeich bis an die nördliche Grenze der Gemeinde Walsum.
Wenn der Rhein Hochwasser führte, konnte es auf der Kaiserstraße so aussehen wie hier in den 1920er Jahren. Erst in den 30er Jahren entstand ein fünf Kilometer langer Hochwasserschutzdeich bis an die nördliche Grenze der Gemeinde Walsum. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Postkarte mit Ansicht des Ausflugslokals „Wacht am Rhein“ um 1900. Sie lag an der alten Fährstraße, heute Rheinstraße, existiert heute nicht mehr.
Postkarte mit Ansicht des Ausflugslokals „Wacht am Rhein“ um 1900. Sie lag an der alten Fährstraße, heute Rheinstraße, existiert heute nicht mehr. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Als diese Aufnahme des Bergwerks Walsum 1959 entstand, hat es rund 7000 Menschen beschäftigt. Von 1930 bis 2008 war es in Betrieb. Seine höchste Fördermenge hat es 1987 (3,4 Millionen Tonnen) mit rund 4600 Beschäftigten erreicht. Die Fläche liegt heute weitgehend brach.
Als diese Aufnahme des Bergwerks Walsum 1959 entstand, hat es rund 7000 Menschen beschäftigt. Von 1930 bis 2008 war es in Betrieb. Seine höchste Fördermenge hat es 1987 (3,4 Millionen Tonnen) mit rund 4600 Beschäftigten erreicht. Die Fläche liegt heute weitgehend brach. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Die Karte von Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt das Straßendorf Alt-Walsum mit den beiden Siedlungsschwerpunkten.
Die Karte von Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt das Straßendorf Alt-Walsum mit den beiden Siedlungsschwerpunkten. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Nordwestlich der alten Zellstofffabrik von 1897 hat die Firma Haindl aus Augsburg Anfang der 1960er Jahre ihre Papierfabrik errichtet. Das Bild zeigt die Baustelle. Die Zellstofffabrik war 1963 stillgelegt worden. 2015 endete auch die Produktion bei Haindl. Heute befindet sich auf dem Areal Logport VI.
Nordwestlich der alten Zellstofffabrik von 1897 hat die Firma Haindl aus Augsburg Anfang der 1960er Jahre ihre Papierfabrik errichtet. Das Bild zeigt die Baustelle. Die Zellstofffabrik war 1963 stillgelegt worden. 2015 endete auch die Produktion bei Haindl. Heute befindet sich auf dem Areal Logport VI. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Seitdem das Steag-Kraftwerk 2007 erweitert wurde, ist vom südlichen Teil Alt-Walsums nur noch die Gaststätte Walsumer Hof übrig geblieben. Ursprünglich war Alt-Walsum in zwei Siedlungsschwerpunkte aufgeteilt, die Kaiserstraße im Norden und die Rheinstraße im Süden. Das Bild zeigt die Rheinstraße vor dem Ersten Weltkrieg.
Seitdem das Steag-Kraftwerk 2007 erweitert wurde, ist vom südlichen Teil Alt-Walsums nur noch die Gaststätte Walsumer Hof übrig geblieben. Ursprünglich war Alt-Walsum in zwei Siedlungsschwerpunkte aufgeteilt, die Kaiserstraße im Norden und die Rheinstraße im Süden. Das Bild zeigt die Rheinstraße vor dem Ersten Weltkrieg. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Wie es sich für eine Dorfkirche gehörte, war die Kirche St. Dionysius ursprünglich dicht von landwirtschaftlichen Gebäuden umgeben, hier um 1900 von der Königstraße aus gesehen, die früher auch vor ihr Kaiserstraße hieß und noch keine Sackgasse war, sondern die beiden Siedlungszentren Alt-Walsums miteinander verbunden hat. Repro: Stefan Arend
Wie es sich für eine Dorfkirche gehörte, war die Kirche St. Dionysius ursprünglich dicht von landwirtschaftlichen Gebäuden umgeben, hier um 1900 von der Königstraße aus gesehen, die früher auch vor ihr Kaiserstraße hieß und noch keine Sackgasse war, sondern die beiden Siedlungszentren Alt-Walsums miteinander verbunden hat. Repro: Stefan Arend © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Die katholische Volksschule an der Theißelmannstraße, heute Theißelmannschule, ist im Jahr 1900 gebaut worden. Sie löste eine Schule von 1843 ab, die neben der Kirche gestanden hat. Die Aufnahme ist undatiert.
Die katholische Volksschule an der Theißelmannstraße, heute Theißelmannschule, ist im Jahr 1900 gebaut worden. Sie löste eine Schule von 1843 ab, die neben der Kirche gestanden hat. Die Aufnahme ist undatiert. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Blick auf die Kaiserstraße in südlicher Richtung um 1900. Die katholische Kirche St. Dionysius wurde 1880 bis 1883 an Stelle einer um 1000 errichteten Kapelle gebaut. Links vor der Kirche befinden sich heute Mehrfamilienhäuser.
Blick auf die Kaiserstraße in südlicher Richtung um 1900. Die katholische Kirche St. Dionysius wurde 1880 bis 1883 an Stelle einer um 1000 errichteten Kapelle gebaut. Links vor der Kirche befinden sich heute Mehrfamilienhäuser. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Der Römerhof an der Kreuzung Römerstraße/Bahnhofstraße, hier in einer Aufnahme vor dem Ersten Weltkrieg, wurde 1905 gebaut und diente bis 1908 als erster Amtssitz der neuen Gemeindeverwaltung. Er ist bis heute ein stattliches Gebäude geblieben.
Der Römerhof an der Kreuzung Römerstraße/Bahnhofstraße, hier in einer Aufnahme vor dem Ersten Weltkrieg, wurde 1905 gebaut und diente bis 1908 als erster Amtssitz der neuen Gemeindeverwaltung. Er ist bis heute ein stattliches Gebäude geblieben. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Etwas außerhalb, auf halbem Weg zur Römerstraße, lag an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße die 1902 gebaute evangelische Volksschule. Sie wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Etwas außerhalb, auf halbem Weg zur Römerstraße, lag an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße die 1902 gebaute evangelische Volksschule. Sie wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
Das Bild zeigt links die beiden Häuser Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße 137 und 139 um das Jahr 1960 herum. Davor hat sich die Zufahrt zum Bergwerk Walsum befunden. Das Haus gegenüber steht nicht mehr. Dort erstrecken sich heute Außenanlagen des Mineralwasserherstellers Hövelmann.
Das Bild zeigt links die beiden Häuser Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße 137 und 139 um das Jahr 1960 herum. Davor hat sich die Zufahrt zum Bergwerk Walsum befunden. Das Haus gegenüber steht nicht mehr. Dort erstrecken sich heute Außenanlagen des Mineralwasserherstellers Hövelmann. © Funke Foto Services | STEFAN AREND
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>> ALT-WALSUMS VIER GROßE INDUSTRIEBETRIEBE

Grillo in Hamborn errichtete 1897 am Rheinufer eine Zellstofffabrik. Zellstoff, das sind Watte, Verbandsmaterial sowie das Vorprodukt für Papier. Das Werk ging schon 1903 auf die AG für Maschinenpapier-Fabrikation in Aschaffenburg über und beschäftigte 1950 763 Personen. 1963 wurde es wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt, die Gebäude bis 1970 abgebrochen. Ab 1900 war es über eine Stichbahn an die neue elektrische Straßenbahn von Hamborn nach Dinslaken angebunden. Ihr Gleis wurde 1945 aufgegeben.

1904 begann August Thyssen mit Vorarbeiten zu einem Bergwerk. 1927 wurde der Schacht angelegt, 1930 die Förderung aufgenommen, zugleich ein zweiter Schacht gebaut. 1934 entstand ein eigener Hafen, der 1,6 Kilometer lange Nordhafen. 1945 war die Förderung nur kurz unterbrochen. Ab 1946 diente die Kohle der Stromerzeugung. 1952 wurde ein Zechenkraftwerk errichtet und mehrfach erweitert.

Anfänge des Getränkeherstellers Hövelmann gehen auf Bierhandlung zurück

Mit der Zellstofffabrik von Grillo begann 1897 die Industrialisierung in Walsum.
Mit der Zellstofffabrik von Grillo begann 1897 die Industrialisierung in Walsum. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ab 1956 förderte auch Schacht 2. Mit 7078 Beschäftigten wurde damals ein Höchststand erreicht. 1969 ging die Zeche auf die Ruhrkohle-AG über. 1987 erreichte sie mit 3,4 Millionen Jahrestonnen bei 4606 Beschäftigten ihre Höchstförderung. 2008 wurde das Bergwerk stillgelegt, 2009 ein neues Kohlekraftwerk südwestlich des Bergwerks in Betrieb genommen.

Die Anfänge des Getränkeherstellers Hövelmann gehen 1905 auf eine Bierhandlung an der Kaiserstraße zurück. Zwischenzeitlich lag der Betrieb an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße in Aldenrade, ist seit 1969 aber wieder in Alt-Walsum an der Römerstraße. 1986 war das der größte Mineralwasserbrunnen in NRW. 2007 arbeiteten dort 850 Beschäftigte.

Nordwestlich der Zellstofffabrik errichtete die Haindl Papier GmbH aus Augsburg 1962 eine Fabrik für Illustriertenpapier. Sie wurde 2001 von Norske Skog übernommen, zählte 2006 580 Beschäftigte und produzierte jährlich 425.000 Tonnen leichtes Papier, bis 2015.