Duisburg-Neumühl. Weil Lkw-Lärm ihn und Nachbarn quäle, kämpft ein Neumühler hartnäckig für neue Verkehrsregeln. Die Stadt sieht jedoch keine Handlungsgrundlage.

Lärm, Abgase und ein vibrierendes Haus will Wolfgang Goerke nicht länger hinnehmen. Seit fast zwei Jahren kämpft der Neumühler für eine neue Verkehrsregelung auf der Obermarxloher Straße. Lastwagen nehmen zwischen der A 42 und einem Logistiker an der Kopernikusstraße diesen Weg, dazu kommen die Busse der Linien 910 und 919. Mehrere Nachbarn schlossen sich den Schreiben Goerkes an die Stadtverwaltung an – die sieht jedoch auch nach mehrmaliger Überprüfung keine Handlungsgrundlage.

2019 nannte Goerke in seinem ersten Schreiben zwei Hauptprobleme, die für die Einschränkung der Lebensqualität in seiner Nachbarschaft verantwortlich seien: „Die Obermarxloher Straße ist von ihrem rund 30 Jahre alten Unterbau für diese Art des Schwerlastverkehrs nicht ausgelegt“. Zum anderen, so stand es dort, würden sich viele Fahrzeuge auch an die aktuelle Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gar nicht erst halten.

Neumühler würde Lkw-Verkehr gerne durch Röttgersbach lenken

„Das ist zu hören und zu spüren, wenn die Fahrzeuge bereits geschädigte Straßenabschnitte mit Querrillen aus früheren Reparaturen überfahren“, klagte Goerke. Wegen dieser Straßenschäden vibriere es in den Häusern derart, dass das Geschirr in den Schränken klappere. Der Rentner schildert einen Teufelskreis: Die Laster verursachten die Schäden selbst, durch welche sie selbst wiederum lauter fahren würden.

Goerke und seine Nachbarn schlugen der Stadt anfangs zwei Lösungen vor: Ein Lkw-Verbot, verbunden mit der Umleitung des Schwerlastverkehrs von der Kopernikusstraße auf die A 3, über Holtener Straße und Kaiser-Friedrich-Straße. Denn dort gebe es weniger Wohnbebauung. Alternativ wollten sie Tempo-30-Schilder auf der Obermarxloher Straße.

Die Stadt lehnte beide Vorschläge ab. Die Obermarxloher Straße sei als Hauptverkehrsstraße in einer entsprechenden Bauklasse hergestellt worden. „Dieser Straßenzug ist also grundsätzlich für alle innerstädtischen Verkehre geeignet.“ Zudem befänden sich keine auffälligen Schäden auf der Fahrbahn – „es liegt ein normaler Gebrauchszustand vor“.

Stadt Duisburg bleibt nach weiterer Prüfung standhaft

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Bei zwei Geschwindigkeitskontrollen seien außerdem nur wenige Verstöße gegen das Tempolimit festgestellt worden, von denen zudem keiner von Lkw- oder Busfahrern begangen worden sei. Und schließlich habe die Untersuchung der Lärmemissionen ergeben, dass die kritischen Werte deutlich unterschritten wurden.

Ein Eingreifen der Straßenverkehrsbehörde, etwa durch eine neue Tempo-30-Strecke, sei nur dann möglich, wenn dies „dem Erhalt von Sicherheit oder Ordnung“ und zum Schutz der Bevölkerung diene. Eine solche Situation sei in diesem Fall aber nicht gegeben. „Eine Beschilderung der Straße mit Tempo 30 ist entsprechend nicht durchsetzbar“, urteilte die Stadt.

Wolfgang Goerke reicht diese Erklärung nicht aus. In einem nächsten Schreiben mahnte er etwa an, dass bereits auf dem Abschnitt der Obermarxloher Straße zwischen Halfmannstraße und Gerlingstraße eine Tempo-30-Zone errichtet worden war. Die Situation dort sei identisch. „Gleiches Recht für alle“, fordert Goerke.

Anwohner: Verkehr gefährdet Besucher des Marktes in Neumühl

Zudem sieht er durchaus eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, da die Lkw bei Gegenverkehr regelmäßig die Radfahrerspur am Fahrbahnrand beanspruchten. Doch alle weiteren Einwendungen halfen nichts. Die bislang letzte Antwort der Stadt lautete im April 2020: „Die zuständigen Fachbereiche kommen nach nochmaliger Prüfung zu keiner anderen Bewertung der Sachlage.“ Seitdem habe Goerke auf weitere Schreiben keine Antwort mehr erhalten.

Von all den Absagen will er sich aber nicht entmutigen lassen. An der Obermarxloher Straße lägen mit dem Kinderspielplatz im Iltispark, zwei Arztpraxen und dem Neumühler Markt mehrere Orte, an denen Menschen durch den Verkehr gefährdet seien. Also will Goerke weiter kämpfen und über das Wählerbündnis SGU, für das er noch im Herbst selbst kandidierte, das Thema in die Hamborner Bezirksvertretung bringen.

>>BV HAMBORN KANN EBENFALLS NUR PRÜFEN LASSEN

• Auch der Weg über die Politik könnte für Goerke und die Anwohner der Obermarxloher Straße schwierig werden. Die SGU bildet mit der Linkspartei eine Fraktion, um in der Bezirksvertretung überhaupt antragsberechtigt zu sein. Somit müsste zunächst der Fraktionspartner überzeugt werden, dann die Mehrheit der übrigen Bezirksvertreter.

• Stimmt das Stadtteilparlament zu, kann es ebenfalls kaum mehr beschließen, als die Stadt erneut mit der Prüfung einer Tempo-30-Regelung zu beauftragen – so, wie das die SPD aktuell für Teile von Röttgersbach vorhat.