Duisburg. Ein neues Buch erzählt die Vergangenheit und Gegenwart des Duisburger Landschaftsparks und gibt tiefe Einblicke in dessen technische Funktionen.
Der Landschaftspark Nord in Duisburg-Meiderich: Ein echtes Aushängeschild der Stadt und Heimat einiger der spektakulärsten Kulturspielstätten des Landes. Dass Kraftzentrale, Gießhalle und Co. eine Industrievergangenheit haben, wird auf den ersten Blick klar, und auch Führungen und Infoschilder im Park erklären die Vergangenheit des Stahlwerks. Noch detaillierter setzt sich jetzt das Buch „Zugänge zum Eisen“ mit der Vergangenheit und Gegenwart des Hüttenwerks auseinander. Das aufwendig bebilderte Buch beleuchtet auch weniger bekannte Aspekte des Industriedenkmals und verrät sogar technische Geheimnisse des Landschaftsparks.
Ab 1901 produzierte das Hochofenwerk in Meiderich Eisen. Der Großindustrielle August Thyssen gründete das Werk auf 200 Hektar Fläche nicht ohne Grund in Duisburg: Um die Jahrhundertwende war die Stadt nicht nur wegen ihrer Lage an Rhein und Ruhr ein gefragter Industriestandort, sondern auch wegen ihres brandneuen Anschlusses an das Eisenbahnnetz.
Bewegte Vergangenheit: Adolf Hitler zu Besuch in Meiderich
Der Autor des Buches, der deutsche Historiker Michael Clarke, beschreibt die bewegte Geschichte der Schwerindustrie äußerst detailliert und beschränkt sich in seinen Ausführungen längst nicht nur auf technische oder wirtschaftliche Aspekte. Besonders spannend sind immer wieder die Einblicke in die soziale Welt der Hüttenarbeiter, etwa in ihren Alltag abseits des Werks oder in den ersten Arbeitskampf Mitte der 70er Jahre.
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Besonders wichtig und auch besonders interessant: Die Kapitel über das Hüttenwerk zur Zeit des Nazi-Regimes. Hitler selbst stattete dem Vorzeigestandort der Thyssens einen Besuch ab – und wies den Arbeitsstätten Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter zu. Wenn die Zwangsarbeiter ihren „Vorgesetzten“ nicht aufs Wort gehorchten, konnten sie im schlimmsten Fall im Konzentrationslager landen. Viele dieser Menschen überlebten aber ohnehin nicht: In den Kriegsjahren durften nur deutsche Arbeiter in die Luftschutzbunker, wenn die Bomber über Duisburg flogen.
Buchautor Michael Clarke liefert tiefe Einblicke für Technik-Fans
Das moderne Duisburg, sein Geist und seine Gesellschaft sind heute geprägt von der Anwerbung von Gastarbeitern in den 1960er Jahren. Auch hier beschreibt „Zugänge zum Eisen“ präzise den Anfang eines wirtschaftlichen Plans, der Duisburg und das Ruhrgebiet grundlegend verändern sollte.
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Am 4. April 1985 ist es mit dem Meidericher Hüttenwerk aus, „über Nacht“, wie Michael Clarke schreibt. Vergleichsweise schnell wandelt sich der Industriestandort, der in 82 Jahren 37 Millionen Tonnen Roheisen produziert hat, zu einem kulturellen Prunkstück Duisburgs. Die „internationale Bauausstellung Emscherpark“ ist letztendlich Geburtshelfer für den modernen Landschaftspark Duisburg-Nord.
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Im letzten Drittel des Buches überrascht der Autor mit äußerst kleinteiligen Einblicken in die Funktionsweise jedes einzelnen Gebäudes auf dem Gelände: Ein Fest für Technikfans, vor allem weil die Strukturen „in echt“ noch da sind und sozusagen mit dem Buch in der Hand besichtigt werden können. Und so ist der Besuch im Sommerkino 2021 vielleicht noch spektakulärer, mit dem Wissen, was in der Gießhalle im letzten Jahrhundert so vor sich ging.
>> MICHAEL CLARKE: „ZUGÄNGE ZUM EISEN“
• Das Buch „Zugänge zum Eisen – Die Geschichte des Meidericher Hüttenwerks bis zum Landschaftspark Duisburg-Nord“ ist im Klartext-Verlag erschienen und kostet 14,95 Euro.
• Das Werk trägt die ISBN 978-3-8375-2136-8 und ist im Internet bei vielen Anbietern erhältlich.
• Herausgegeben wird das Buch von Duisburg Kontor Hallenmanagement – dem Betreiber des Landschaftsparks Duisbrg-Nord.