Duisburg. Der Belgier Roland Bartholomé war Millionär und Techniknarr. Ein Teil seines Nachlasses fließt künftig in den Landschaftspark Duisburg-Nord.

Ein belgischer Millionär ist fasziniert von Industrieanlagen; nach seinem Tod profitiert davon der Landschaftspark Nord : In regelmäßigen Abständen soll in den kommenden Jahren Geld aus dem Nachbarland nach Duisburg fließen, um Projekte am historischen Stahlwerk zu fördern. Den Anfang markieren 35.000 Euro, mit denen der Park um ein echtes Highlight erweitert werden soll.

Roland Bartholomé war Eisenbahner und ein echter Techniknarr. „Er hat nicht nur bei der belgischen Eisenbahn gearbeitet, sondern war auch leidenschaftlicher Sammler von Modellen“, erklärt Freddy Genten von der König-Baudouin-Stiftung. „Aber er hat sich auch sehr für Industrieanlagen interessiert.“ Als Bartholomé vor ein paar Jahren starb, gab es keine Nachkommen. „Er hatte sich vorher dazu entschieden, mit seinem Nachlass Denkmäler auf der Route der Industriekultur zu unterstützen“, so Genten. So entstand 2019 unter dem Dach der belgischen Stiftung der Fonds Roland Bartholomé.

Belgische Kommission entscheidet über Förderung des Landschaftsparks

Neben dem Landschaftspark profitieren Zeche Zollverein in Essen, die Henrichshütte Hattingen und das Bergbaumuseum in Bochum. Wie viel Geld genau in dem Fonds steckt, verrät Genten nicht. „Aber das Kapital liegt im Millionenbereich.“ Demnach sollen jährlich bis zu 80.000 Euro unter den vier Institutionen aufgeteilt werden. Dabei gibt es Bedingungen: Das Geld ist projektgebunden; die Stiftung muss über den jeweiligen Verwendungszweck genau informiert werden und den Betrag freigeben. Dazu hat der Fonds eine eigene Kommission, die unter anderem aus dem Notar des Verstorbenen und einem Historiker besteht.

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Warum Roland Bartholomé in seinem Testament gerade deutsche Industriedenkmäler bedacht hat, weiß Freddy Genten nicht. Der frühere Eisenbahner hat sogar ein Ersatzprojekt in Deutschland festgelegt: Für den Fall, dass es eine der vier Institutionen irgendwann nicht mehr gibt, aber noch Geld übrig ist, soll die Völklinger Hütte im Saarland von den Zuwendungen profitieren.

Landschaftspark Duisburg-Nord will „Gasreinigung West“ für Besucher öffnen

Im Landschaftspark kann man das Geld freilich gebrauchen. „ In diesen auch für uns herausfordernden Zeiten ist die Zuwendung der König-Baudouin-Stiftung ein richtiger Grund zur Freude“, sagt Geschäftsführer Ralf Winkels. Demnach ermöglicht es die erste Zahlung, mit der Instandsetzung der „Gasreinigung West“ zu beginnen.

Die „Gasreinigung West“ im Landschaftspark Duisburg-Nord soll mit Geld der belgischen König-Baudouin-Stiftung saniert werden.
Die „Gasreinigung West“ im Landschaftspark Duisburg-Nord soll mit Geld der belgischen König-Baudouin-Stiftung saniert werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Diese Anlage liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des berühmten und für Besucher begehbaren Hochofens 5. Auch sie soll nach den Plänen der Parkleitung für die Öffentlichkeit geöffnet werden – zumindest im Rahmen der regelmäßigen Gästeführungen. Doch dazu muss das Bauwerk zuerst verkehrssicher sein. Deshalb werden unter anderem Bodenbeläge, Treppen und Fluchtwege saniert. Die erste Bauphase an der Anlage soll bis Ende Mai 2021 umgesetzt werden.

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Zur König-Baudouin-Stiftung gehören rund 900 Namens- und Unternehmensfonds. Nach eigener Auskunft verwaltet sie ein Kapital zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Euro. Der Zweck der Stiftung laut Freddy Genten: „Wir wollen gemeinsam ein besseres Leben gestalten.“ Dazu gehöre der Kampf gegen Armut, die Unterstützung der Forschung – und eben auch der Einsatz für kulturelles Erbe.