Duisburg-Walsum. Die Pfarrei St. Dionysius will in Walsum mehrere Kirchen aufgeben. Viele Gemeindemitglieder sind sauer, und wollen für die Gotteshäuser kämpfen.

Die treuen Gemeindemitglieder von St. Josef in Aldenrade sind enttäuscht und sauer. Denn sie wollen nicht einfach hinnehmen, dass ihre Traditionskirche an der Kolpingstraße aufgegeben werden soll. So nämlich ist es vom zuständigen Bistum Münster geplant. Erst kürzlich hatte Pfarrer Werner Knoor an dieser Stelle das „Standort- und Immobilienkonzept“ erläutert.

Innerhalb der Gemeinde schlagen die geplanten Veränderungen vielen Menschen vor den Kopf. „Ob die Kirche nun verkauft, vermietet oder verschenkt wird, ist in der Konsequenz völlig gleichgültig“, sagt etwa Josef Schetter: „Das Gotteshaus wird aufgegeben und steht uns nicht mehr zur Verfügung. Das ist ein schwerer Schlag.“

Kirchgang in Alt-Walsum oder Overbruch ist nicht allen Gläubigen möglich

Natürlich sei nicht zu leugnen, dass die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger zurückgeht und die meisten von ihnen älter sind: „Dies ist doch kein Grund, diesen letzten verbleibenden Treffpunkt religiösen und kulturellen Lebens für uns dicht zu machen“, so Josef Schetter, der auch bei den Aldenrader Schützen und im Männergesangverein Walsum-Aldenrade aktiv ist.

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Unterdessen rückt das angekündigte Aus der Kirche immer stärker ins Bewusstsein. Johannes Bergmann von der Kolpingsfamilie St. Josef sagt: „Ich werde häufig auf der Straße oder dem Markt darauf angesprochen. Dabei ist eine große Verbundenheit der Aldenradener mit St. Josef zu spüren. Oft ist zu hören ‘Aldenrade ist St. Josef, St. Josef ist Aldenrade’. Viele sagen, dass die Schließung nicht einfach hinzunehmen ist.“ Man könne den Gläubigen in Walsum-Mitte und -Süd eben nicht sagen, dass sie doch bitteschön ins Dorf zu St. Dionysius oder nach Overbruch zur Herz-Jesu-Kirche gehen sollen, die im Übrigen nur als Kapelle erhalten bleiben soll. „Besonders für die Älteren und für Kinder ist das kaum möglich.“

Im Duisburger Norden droht Platz für Jubiläen, Konzerte und Feste wegzufallen

Überhaupt gehe es darum: Kann die christliche Gemeinschaft erhalten bleiben und wo wird die Gemeinde künftig Jubiläen, Konzerte oder eben kirchliche Feste veranstalten? Und in den Ärger über die Planung der Kirchenoberen mischt sich das ungute Gefühl, dass die Schließung von langer Hand vorbereitet sei.

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Dazu passt die Geschichte vom verschwundenen „Geld für die Orgel“. Annähernd 40.000 Euro waren durch Spenden sowie das große Engagement von Vereinen, Verbänden und Chören aus Walsum zusammengekommen. Doch weil das Sonderkonto „Orgel“ nicht formal ausgewiesen war, entzog das Bistum der Gemeinde, die sich zu diesem Zeitpunkt im „Haushaltsicherungskonzept“ befand, das Geld. „Das war sehr ärgerlich“, so Josef Schetter. Die Orgel wurde 2011 für ca. 80.000 Euro renoviert und unter Denkmalschutz gestellt.

Kolpingsfamilie St. Josef Aldenrade will Vereine und Verbände mobilisieren

Spätestens mit dem erzwungenen Verkauf des Kolpingheimes, der von vielen Mitgliedern als „Raub“ empfunden wurde, da das Heim von den Kolpingbrüdern erbaut und ausgebaut worden war, wurden diese Veränderungen spürbar und führten bei vielen Gemeindemitgliedern zu großer Frustration.

Die treuen Gemeindemitglieder hoffen nun auf ein Wunder, damit das Bistum noch mit sich reden lässt. „Leider ist es Corona-bedingt gerade nicht möglich, dass Menschen in größerer Zahl zusammenkommen“, sagt Johannes Bergmann. Immerhin seien die Vereine der Kirchengemeinde – Kirchenchor, Frauengemeinschaft, Senioren, KAB – bereits alarmiert.

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Die Kolpingsfamilie St. Josef Aldenrade wird nun die Mitglieder aller Vereine und Verbände über den Stand der Diskussion unterrichten und den Kampf um den Erhalt der Kirche als Gotteshaus nicht aufgeben.

>>ST. DIONYSIUS: KONZEPT LÄSST SPIELRAUM BEI FOLGENUTZUNG VON ST. JOSEF

• Gründe für die geplante Aufgabe von St. Josef sind laut Pfarrer Werner Knoor vor allem die Größe und Auslastung dieser Kirche: Das Gebäude fasst rund 500 Menschen. Bei sonntäglichen Gottesdiensten säßen dort jedoch kaum noch mehr als 60 Gläubige, sagte Knoor im Oktober. Das Pfarrheim der Gemeinde dagegen soll nach aktuellem Stand erhalten bleiben. Knoor betonte, das Konzept sei flexibel und werde im Laufe der ohnehin Jahre in Anspruch nehmenden Umsetzung noch weiter ausgestaltet.

• Als Folgenutzung für St. Josef bringt das Konzept Wohnraum für sozial Bedürftige oder Mütter mit Kindern ins Spiel. Auch eine Kunststiftung soll am Erwerb der Kirche interessiert sein.

• In Aldenrade soll das neue Kirchencafé „B8lich“ als zusätzlicher Treffpunkt der Christen in Walsum dienen. Das Café an der Friedrich-Ebert-Straße 171 ist derzeit wegen Corona geschlossen.