Duisburg-Meiderich. Die Moschee der umstrittenen Milli-Görüş-Bewegung in Meiderich ist fast fertig. Wie sich die Gemeinde in die neue Nachbarschaft einfügen will.

Die Gebetshalle samt Kuppel sowie das Minarett stehen schon seit Monaten; nun folgen an der neuen Mevlana-Moschee die Feinheiten. Schon im Februar 2021 könnte das Gotteshaus an der Winterstraße eröffnet werden, die Gemeinde dann von Beeck nach Meiderich ziehen. Hinter dem Bau steht die durchaus umstrittene Milli-Görüş-Bewegung – doch die Gläubigen betonen, gute Nachbarn und eine Bereicherung für das Viertel sein zu wollen.

Der Moscheeverein hatte sein Zuhause viele Jahre in Bruckhausen . Sein Gebäude an der Bayreuther Straße musste 2015 nach langen Verhandlungen mit der Stadt dem Grüngürtel weichen. Oder, wie ein Sprecher des Vereins es ausdrückt: „Wir wurden gezwungen, da rauszugehen.“ Als Kompromiss erhielt man das knapp 7000 Quadratmeter große Grundstück in Meiderich, auf dem nun die neue Moschee fast fertig ist.

Moscheegemeinde hat Infozettel in der Duisburger Nachbarschaft verteilt

In der Zwischenzeit bezog der Verein provisorische Räumlichkeiten in Beeck – und freut sich deshalb umso mehr, wenn sein neues Gebetshaus und Gemeindezentrum fertig ist: „Wenn Corona es zulässt, gibt es hier ein großes Fest. Zur Eröffnung wollen wir auch die Politik und die Nachbarschaft einladen“, so der Sprecher. Der Verein wirbt in der neuen Umgebung um Vertrauen: „Wir sind in Bruckhausen und in Beeck mit allen gut ausgekommen.“ Zu Beginn der Bauarbeiten habe man bereits ein Schreiben mit Informationen zur Gemeinde im Viertel verteilt.

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Dabei ist die übergeordnete Bewegung nicht unumstritten: Milli Görüş mit Wurzeln in der Türkei gilt als fundamentalistisch und nationalistisch, manche Funktionäre auch als antisemitisch. In Nordrhein-Westfalen beobachtet deshalb der Verfassungsschutz die Tätigkeiten der politischen und religiösen Bewegung. Die stuft er bei allen Bedenken als friedlich ein. „Trotz eines zum Teil martialischen Vokabulars hat die Milli-Görüş-Bewegung innerhalb und außerhalb der Türkei ihre Ziele stets ausschließlich mit politischen Mitteln verfolgt“, steht in einem Bericht der Behörde.

Duisburger Moschee-Rohbau wurde vor zwei Jahren beschmiert

Er habe grundsätzlich Verständnis dafür, dass der Verfassungsschutz eine religiöse Vereinigung aus dem Ausland im Auge behalte, sagt der Gemeindesprecher. „Aber wir haben nichts zu verbergen. Wer uns kennenlernen möchte, kann jederzeit vorbeikommen, bei uns etwas essen oder einen Tee trinken.“ Er hebt außerdem die sozialen Aktivitäten des Vereins hervor. So wolle man etwa einen Einkaufsservice anbieten, um ältere Menschen gerade in der Corona-Pandemie zu unterstützen. Auch einen kleinen Supermarkt würde man gerne eröffnen – das sei bislang jedoch an baurechtlichen Fragen gescheitert.

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Der Rohbau der Moschee war im Dezember 2018 beschmiert worden . Unbekannte hatten die Worte „Schimmelpilz Kulturverein gez. Allah“ und einen Davidstern an eine Mauer gesprüht. Der Verein erstattete daraufhin Anzeige. Davon abgesehen, sagt der Gemeindesprecher, seien die bisherigen Kontakte in der neuen Umgebung aber von neugierigem Interesse geprägt gewesen. Das mache ihm Hoffnung, dass auch der Start im Frühjahr gut gelinge.

Bis es so weit ist, soll vor allem im Außenbereich noch einiges passieren – dort soll ein kleiner Park samt Spielplatz entstehen.

>> EINZUGSGEBIET DER NEUEN MOSCHEE IST DER GESAMTE DUISBURGER NORDEN

• In Duisburg hat Milli Görüş weitere Gemeindezentren in Rheinhausen und in Hochfeld . Somit umfasst das Einzugsgebiet der neuen Mevlana-Moschee den gesamten Duisburger Norden .

• Bauherr der Moschee ist die „Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft“, kurz EMUG , die die Gotteshäuser der frommen Muslime verwaltet. Die Organisation ist bundesweit mit der Verfolgung der wirtschaftlichen Interessen der Milli-Görüş-Bewegung betraut.