Duisburg. Die alte Moschee der Milli Görüs in Bruckhausen wird dem Grüngürtel weichen. Die Verhandlungen waren schwierig. Nun geht es an die Winterstraße.

Der Abriss des halben Ortsteils Bruckhausen ist eines der Megaprojekte, an der die Stadt seit acht Jahren arbeitet, um den „Grüngürtel Nord“ zwischen Thyssen-Krupp und der Wohnbebauung zu realisieren. 170 Häuser wurden abgerissen, in diesem Jahr sollen 500 Bäume und Sträucher gepflanzt werden, im Herbst will die Stadt den neuen Park freigeben.

Rund 60 Millionen Euro betragen die Gesamtkosten für die „Aufwertung“ des Stadtteils, die Hälfte der Summe wird am Ende alleine der Kauf der Grundstücke und der Abriss verschlungen haben. Von Problemen, die vor allem der Ankauf der Häuser mit sich bringt, ist selten die Rede. Doch hinter den Kulissen wird verhandelt und gefeilscht: Die Stadt lässt sich dabei sogar auf Grundstücksdeals mit Organisationen ein, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Seit zwei Jahren waren nur noch eine Hand voll Grundstücke strittig. Eines davon gehört dem Mevlana-Moscheeverein. Das Haus an der Bayreuther Straße liegt kurz vor der Kreuzung zur Dieselstraße, beherbergt neben der Moschee noch zahlreiche Unterrichtsräume. Als „sehr schwierig“ bezeichnet das Immobilien-Management in einem internen Papier die langen Verhandlungen mit dem Eigentümer. Am Tisch sitzt bei den Gesprächen auch nicht der Moscheeverein selbst, sondern die „Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft“, kurz EMUG, die die Gotteshäuser der frommen Muslime verwaltet.

Die im Dezember 1994 von „Avrupa Milli Görüs Teskilatlari“ (Europäische Milli Görüs Organisation) in EMUG umbenannte Organisation ist bundesweit mit der Verfolgung der wirtschaftlichen Interessen der ultranationalistischen Milli-Görüs-Bewegung betraut. Auch der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz beobachtet die Milli-Görüs-Organisationen in Deutschland.

Dem Verfassungsschutz zufolge hat die Milli-Görüs-Bewegung das Ziel, "das demokratische System, das als westliche bzw. bürokratische Ordnung bezeichnet wird, zu überwinden und durch die gerechte Ordnung des Friedens und der Verständigung zu ersetzen, die auf dem Islam basieren soll.“

Zwei Wohnungen für die Vorbeter

Der Moscheeverein ist allerdings nur bereit sein bisheriges Domizil herzugeben, wenn die Stadt ein Grundstück für einen Neubau bereit stellt. Eine Moschee mit Sozialräumen, zwei Wohnungen für die Vorbeter und drei kleine Läden sollen darauf entstehen können. Nach Jahren haben sich jetzt offenbar beide Seiten auf ein Areal geeinigt, ein 6800 Quadratmeter großes Grundstück neben der A59 an der Winterstraße in Meiderich. Knapp die Hälfte ist Bauland, der Rest soll eine Art Parkfläche an der Moschee werden.

Der Wert des Meidericher Grundstücks soll bei rund 330.000 Euro liegen, Geld wird indes nicht fließen: Es soll ein Tauschgeschäft werden, das Neubau-Grundstück als Abfindung für die Aufgabe des alten Domizils gelten. Öffentlich wird dieser Deal übrigens nicht diskutiert werden: Der Rat soll Anfang März hinter verschlossenen Türen zustimmen.