Duisburg-Marxloh. In Duisburg-Marxloh reiten 20 Mädchen Steckenpferde. Warum das ein Sport ist und woher die Faszination für „Hobby Horsing“ rührt.
Ein abgetrennter Pferdekopf verheißt nichts Gutes, das ist seit dem Film „Der Pate“ weithin bekannt. Bei der Abteilung „Hobby Horsing“ des Duisburger US-Sportclubs „Duisburg Vikings“ sieht das allerdings ganz anders aus, hier stehen Pferdeköpfe für Spaß, Sport und Schweiß. Zugegeben, die Pferdeköpfe, die allfreitäglich durch das Marxloher Schwelgernstadion wackeln, hingen nie an einem lebendigen Pferdekörper – sie sind aus Stoff und auf einen Stock montiert, zu gut Deutsch: Steckenpferde. Zum „Hobby Horsing“-Sport wird das Spiel mit Steckenpferden durch Training und Technik – inklusive Galopp, Trab und Springreiten.
Duisburger Steckenpferdreiter verbinden Gymnastik mit der Liebe zum Pferd
Im Galopp jagt die achtjährige Melissa über das Feld des Schwelgernstadions. Ein Galopp mit nur zwei statt vier Beinen freilich, zusammen mit dem Pferdekopf vor ihrem Bauch erinnert Melissas Sprint aber unverkennbar an ein Pferd. Der Sprung über die Hürde ist nur Formsache, nach der großen Runde ist der junge Jockey trotzdem ganz schön außer Atem.
Auch interessant
„Hobby Horsing hat sehr viel mit Gymnastik zu tun“, erklärt Bianca Wägner-Bromberek, Trainerin des Reiterclubs zu Fuß und Melissas Mutter. Mit der Achtjährigen hat die mittlerweile drei Monate alte „Hobby Horsing“-Abteilung auch angefangen, „sie hat das entdeckt und wir haben uns schlau gemacht, und jetzt stehen wir hier und trainieren“, freut sich Wägner-Bromberek. Über 20 Mädchen traben, galoppieren und springen regelmäßig, die ältesten sind 13 Jahre alt. „Es sind hier natürlich alle Pferdefans, und ein echtes Pferd ist nun mal extrem teuer. Da bieten wir hier eine gute Alternative, Hobby Horsing macht Spaß und ist eine durchaus anspruchsvolle Sportart.“ Turniere gibt es in Deutschland, anders als im Herkunftsland Finnland, noch nicht, aber die Szene wächst.
Steckenpferde haben Namen und werden gepflegt
Die zehnjährige Pia ist über Youtube-Videos auf Hobby Horsing gestoßen und hat ihr erstes Steckenpferd mit ihrem Vater selbst gebaut. Auch ihr aktuelles körperloses Ross ist Marke Eigenbau, „Scotty ist zwei Jahre alt“, sagt Pia mit Blick auf den braun-weiß gescheckten Pferdekopf. „Die werden zuhause richtig gepflegt und geputzt, bevor sie fein säuberlich in die Ecke gestellt werden“, freut sich Bianca Wägner-Bromberek.
Auch interessant
Leonie und Merle sind jeweils zwölf Jahre alt und können schon erste Fortschritte in ihren Leistungen beobachten, „wir kommen schon über die 1-Meter-Hürden“, erzählt Merle stolz und zeigt auf die weißen Plastikgestelle auf dem Rasen, „aber die Hindernisse werden sogar noch höher“. Auf den Steckenpferden über die Hürden zu hüpfen sei natürlich schwieriger als ohne, „aber die Technik lernen wir ja hier.“
Leonie reitet auch „in Echt“ und hat beobachtet, dass man im Reitsport einiges für das „Hobby Horsing“ lernen kann. „Zum Beispiel, wie man die Zügel hält“, denn natürlich haben auch die flauschigen Pferdeköpfe Zaumzeug umgelegt. Denn aller Gymnastik, Technik und körperlichen Verausgabung zum Trotz lebt „Hobby Horsing“ natürlich von der Liebe zu den großen Vierbeinern – dafür aber ganz ohne Pferdeäpfel.
>> Kontakt zur Abteilung Hobby-Horsing
• Die Marxloher Steckenpferdreiter sind ein Teil des Footballclubs „Duisburg Vikings“. Die „Hobby Horsing“-Abteilung ist per Mail an bianca@duisburg-vikings.de.
• Mehr über die Duisburg Vikings, ihre „Hobby Horsing“-Abteilung und ihre Footballteams gibt es im Internet unter seahwaks-football.de.