Duisburg-Beeckerwerth. Auf einem Innenhof in Duisburg- Beeckerwerth sammelt sich Müll. Dort spielen Kinder. Die Pflege ist schwierig, die Zuständigkeiten sind unklar.

Das „Fenster zum Hof“ legt im gleichnamigen Hitchcock-Film ungeahnte Einblicke in die Geheimnisse der Nachbarn offen, bei Kirstin Marots bietet es oft nur einen tristen Blick auf Müll und Unrat: Hinter ihrem Garten befindet sich an der Bodendorfer Straße ein kleiner Platz im Herzen Beeckerwerths . Seit Jahresbeginn sammelt sich dort immer wieder der Abfall. Die Fläche, die zum Teil privaten Eigentümern, zum Teil der Wohnungsgesellschaft LEG gehört, wird sich selbst überlassen.

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Der Bolzplatz und seine Umgebung sind verwahrlost: Das Grün wuchert, wo es nur kann. Der Mülleimer neben dem Sandkasten quillt über, Getränkepackungen und Pizzakartons liegen auf dem Gelände verstreut herum. Neben dem Weg ist ein beachtlicher Komposthaufen entstanden, auf den gleich mehrere Anwohner ihren Grünabfall gekippt haben müssen. Außerdem liegen herum: eine Tischplatte aus Plastik, Müllsäcke, alte Matratzen, im Sand befinden sich Kies und Pflastersteine.

Verdreckter Sandplatz, zugemüllter Bolzplatz – einen anderen Spielplatz gibt es nicht

Den Zustand des Sandkastens am Bolzplatz der Bodendorfer Straße in Dusiburg-Beeckerwerth finden Tibelia, Sophie und Nuelia überhaupt nicht gut.
Den Zustand des Sandkastens am Bolzplatz der Bodendorfer Straße in Dusiburg-Beeckerwerth finden Tibelia, Sophie und Nuelia überhaupt nicht gut. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Die Anwohner kippen da immer wieder Grünschnitt hin und um den restlichen Müll kümmert sich keiner“, schimpft Kirsten Marots. Die Kinder spielen auf dem Platz im Sand, trotz des Mülls, der um die Bank daneben verstreut liegt. „Der stammt oft von Jugendlichen, die hier ihre Zeit verbringen. Das stört uns nicht, wenn die da sind, hier gibt es ja sonst nichts. Aber die lassen ihren Müll liegen und die Mülleimer die es gibt, sind ständig voll.“

Die Bodendorfer Straße ist eigentlich keine Straße mehr, zumindest keine, die mit dem Auto passierbar ist. Genau genommen ist sie ein Hinterhof zwischen der Ahrstraße und der Walporzheimerstraße. Um ihn zu erreichen, muss man jeweils einen Torbogen aus Ziegelsteinen unterqueren. Dahinter liegen Garagen und ein Bolzplatz.

Müll liegt laut Grundbuch auf Flurstücken privater Eigentümer und der LEG

Tatsächlich ist das Gelände unter privaten Eigentümern, die teilweise selber Anwohner sind, und der LEG aufgeteilt – und zwar reichlich kompliziert: Die beiden Enden der Zufahrtsstraße samt des Bolzplatzes gehören den Anwohnern, ebenso der Weg, der von der Ahrstraße kommend linksseitig am Zaun entlang führt. Auf der rechten Seite befindet sich ein Grünstreifen. An dessen Ende befindet sich der Sandkasten, neben dem eine Bank steht. Daran schließt der Weg auf die Walporzheimer Straße an.

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Die Flächen links und rechts des Bolzplatzes gehören der LEG. Auf ihr liegt auch der Sandkasten, nicht aber der Bereich, in dem regelmäßig Grünschnitt abgeladen wird. Die Getränkekartons sind auf beiden Flurstücken verteilt. Vor Ort erkennbar ist das jedoch nicht, dafür ist ein Blick ins Grundbuch notwendig. Ein Grund, warum sich niemand zuständig fühlt?

Wohnungsgesellschaft LEG will in Beeckerwerth Verantwortung übernehmen

Die Anwohnerinnen Karin Wojach (von links), Kirsten Marots ärgern sich über den wilden Komposthaufen in ihrer Siedlung.
Die Anwohnerinnen Karin Wojach (von links), Kirsten Marots ärgern sich über den wilden Komposthaufen in ihrer Siedlung. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die LEG übernimmt auf Anfrage der Redaktion jedoch Verantwortung, wie Unternehmenssprecher Mischa Lenz schildert. „Wir bedauern selbstverständlich den Zustand des Geländes im Sinne unserer Mieter und Anwohner. Bislang lagen uns keinerlei Beschwerden zu dem Sachverhalt vor“, sagt er. Da es sich bei den Flächen um Gemeinschaftseigentum handele, sei die LEG hier nicht so engmaschig präsent vor Ort wie bei den eigenen Anlagen.

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Deswegen sei man auf Hinweise durch Nachbarn und Mieter angewiesen. „Obwohl es in diesem Fall weitere Eigentümer und somit Verantwortliche gibt, werden wir die Situation vor Ort selbst schnellstmöglich begutachten und schauen, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, um alles wieder in einen guten Zustand zu versetzen“, erklärt Lenz.

Wenige Tage später hat das Unternehmen den Platz tatsächlich auf Vordermann gebracht – vielleicht ein Anreiz für Eigentümer und Bewohner, den guten Zustand des Platzes beizubehalten.

>>> BERGARBEITERSIEDLUNG ANSTELLE EINES STADTPARKS

• Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die Stadt Duisburg beabsichtigt, in Beeckerwerth einen ausgedehnten Stadtpark anzulegen. Bevor diese Pläne verwirklicht werden konnten, erwarb jedoch August Thyssen das Gelände.

• Beeckerwerth wurde als Berg- und Hüttenarbeitersiedlung des Konzerns Anfang der 1920er Jahre unweit der gleichnamigen Zeche erbaut. Aufgrund ihrer direkten Lage am Deich sollte sie zuerst den Namen Rheindeich erhalten, aber noch während der Fertigstellung der Siedlung setzte sich der angestammte Name Beeckerwerth durch.

• Zuvor war der Ort landwirtschaftlich geprägt und nur spärlich besiedelt. Bis ins 18. Jahrhundert hinein hatte die Halbinsel Beeckerwerth laut historischen Quellen sehr fruchtbaren Boden.