Duisburg-Röttgersbach. Der Duisburger Ableger der Initiative „Maker vs. Virus“ stellt mit 3D-Druckern Gesichtsschilde her. Mitglieder produzieren 360 Stück pro Woche.

Mit den zahlreichen Corona-Schutzregeln kam im April auch die Mundschutzpflicht. Der erste Ansturm, die anfänglich knappe Verfügbarkeit von Masken und Gesichtschildern ist mittlerweile überwunden – in Duisburg auch dank der Initiative „Maker vs. Virus“ die eine örtliche Gruppe gegründet hat. Unter dieser Flagge haben sich bundesweit Besitzer von 3D-Druckern zusammengeschlossen, um mit ihren futuristischen Geräten den Bedarf an Gesichtsschildern zu decken. In Röttgersbach arbeiten gleich zwei „Maker“ fast rund um die Uhr an diesem Projekt.

Mit 3D-Druckern gegen Corona: Die modernen Geräte produzieren in Duisburg-Röttgersbach nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht.
Mit 3D-Druckern gegen Corona: Die modernen Geräte produzieren in Duisburg-Röttgersbach nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht. © Jörg Schimmel

Robin Siegert, der den Duisburger Standort, genannt Hub, koordiniert, erinnert sich noch gut an den Start der Initiative. „Die Idee, mit 3D-Druckern zu helfen, war eigentlich schnell geboren. Aber der Bedarf war so groß, dass die Koordination des Ruhrgebiets-Hubs, in dem sich Maker bis dahin organisiert hatten, nicht mehr zu stemmen war.“ Also wurden viele kleine Gruppen gegründet, den Großraum Duisburg betreut fortan Siegert.

Nutznießer sind etwa Krankenhäuser und Schulen

Aber was bauen die Maschinen eigentlich aus den bunten Plastikfäden? Auf dem Dachboden von Bernd Röske in Röttgersbach wickelt der Drucker gerade unter friedlichem Summen einen orangen Faden ab, sein Besitzer erklärt: Aus Polylactiden (PLA) oder Polyethylenterephthalaten (PET-G) „werden die Halterungen für die Plexiglas-Gesichtsschilder hergestellt. Für zwei Stück braucht der Drucker etwa zwei Stunden“. Einmal pro Woche kommt Robin Siegert bei allen örtlichen Makern vorbei, sammelt die elastischen Halterungen ein und liefert sie bei der Feuerwehr ab. „Wir haben da angefragt, ob es Bedarf gibt, mittlerweile liefere ich ungefähr 360 Halterungen pro Woche ab“, sagt er. „Die Feuerwehr fügt dann die Sichtfolien hinzu und verteilt die Schilde an Krankenhäuser, Schulen oder andere Einrichtungen.“

Bevor die Initiative Mitte April begann, für die Feuerwehr zu produzieren, stellten die Mitglieder zunächst für Privatleute die Plastikvisiere her. Rund acht Maker arbeiten derzeit in Duisburg an den Halterungen, in ganz Deutschland sind es mehr als 6500 Ehrenamtler.

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Die Feuerwehr stellt der Initiative die Rohmaterialien

Die Spindeln mit dem Rohplastik kommen inzwischen von der Feuerwehr, zumindest für die Visiere deren Modelle. Das Material für andere Anfragen haben die Maker selbst oder aus Spenden finanziert. „Ein Kilogramm kostet so ab 20 Euro“, erklärt Robin Siegert, „eine Halterung wiegt zirka 20 Gramm.“ Die Feuerwehr, ergänzt Maker-Kollege Martin Jansson aus Röttgersbach, hat ein eigenes Schild-Modell entwickelt, genau nach diesem Muster produzieren auch die Duisburger Maker. Mittlerweile sei die Nachfrage ein wenig zurückgegangen, weiß Siegert, „denn die Halterungen werden jetzt auch in Masse gegossen.“

Trotzdem läuft die Produktion erstmal weiter. „Wer weiß, vielleicht kommt ja noch eine zweite Welle“, befürchtet Siegert. Außerdem soll die Initiative und die Duisburger Gruppe auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleiben – eben für die Produktion von allen möglichen Dingen, die im Alltag benötigt werden könnten.

Vernetzte Community hilft beim Handhaben der 3D-Drucker

So hat die Leidenschaft vieler „Maker“ nämlich angefangen. „Man druckt oft kleine Teile für den Haushalt“, erklärt Bernd Röske, „besonders die, die man im Baumarkt nicht bekommt.“ Ein wenig reinfuchsen müsse man sich in einen 3D-Drucker schon, sind sich die drei Maker einig, aber die Einstiegshürde sei schnell genommen, auch wegen der großen Community im Internet. Deutschlandweit und lokal sind die Maker außerdem über die Internetplattform Slack in verschiedenen Kanälen miteinander vernetzt.

Wer den Dreh aber einmal raus hat, kann dann auch eigene Modelle drucken. So zeigt Bernd Röske beispielsweise den Kopf eines einen Tyrannosaurus rex oder eine Kopfgeldjäger-Figur aus Star Wars, einen sogenannten Mandalorianer. Momentan kommen den Duisburgern aber nur Maskenhalterungen auf die 60 Grad heiße Druckplatte – manchmal sogar nachts. „Bevor ich schlafen gehe, schmeiß ich den Drucker noch mal an. Aber wenn ich nachts mal wach sein sollte, lasse ich direkt die nächste Fuhre drucken“, schmunzelt der Röttgersbacher.

>> Duisburger Gruppe nimmt weitere Anfragen für Gesichtsschilde entgegen

  • Wer sich über die Arbeit der Duisburger Gruppe von Maker vs Virus (deutsch: Macher gegen das Virus) informieren oder eine Anfrage für Gesichtsschilde stellen will, kann das per E-Mail an hubduisburg@gmx.de tun.
  • Die Initiative weißt darauf hin, dass die Schilde die Schutzmasken nicht ersetzen. „Man kann damit aber die Effektivität der Textilmasken steigern“, erklärt Robin Siegert.
  • Informationen zu der deutschlandweiten Initiative „Maker vs. Virus“ gibt es außerdem im Internet unter makervsvirus.org. Der Ursprung der Bewegung liegt in Kassel, dort ging es im März los.