Duisburg-Röttgersbach. Der Duisburger Gitarrist Bruno Szordikowski hat „Romantische Miniaturen“ veröffentlicht. Ein Paganini-Werk setzte der Musiker sogar selbst fort.
Romantische Miniaturen – das sind nicht etwa kleine Figürchen, sondern musikalische Kompositionen aus dem 19. Jahrhundert, aus der Epoche der Romantik. Der Duisburger Musiker Bruno Szordikowski kennt sich damit hervorragend aus, denn gerade erste ist im Schott-Verlag das Gitarrenbuch „Romantische Miniaturen“ mit 45 Stücken erschienen, herausgegeben von Szordikowski und Peter Ansorge. Anlässlich der Veröffentlichung erinnert sich der Duisburger an seine Arbeit am Buch – und daran, wie aus einem jungen Buddy-Holly-Fan ein gestandener Gitarrenlehrer und Klassik-Fan wurde.
Duisburger Gitarrist kam über den Rock’n’Roll und Folk zum Gitarrenstudium
Vor dem Plattenspieler in Bruno Szordikowskis Wohnzimmer in Röttgersbach lehnt eine Langspielplatte von Little Richard, des erst kürzlich verstorbenen Rock’n’Roll-Superstars. Im Musikzimmer bestimmen Konzertplakate von Legenden wie Buddy Holly das Bild, und der Besucher beginnt zu grübeln, ob der Duisburger Gitarrist überhaupt etwas mit klassischer Musik am Hut hat.
„Angefangen hat es mit dem Rock ’n’ Roll, und mit meiner Rolle als Gitarrist in einer der ersten Duisburger Rockbands, The Cheyennes“, erinnert sich Szordikowski; das war 1962. Außerdem ist er zusammen mit seiner Frau als Folk-Duo „Monika und Bruno“ erfolgreich, sein „echter“Job war damals jedoch noch Schlosser bei Thyssen. „Ich wollte aber von der Musik leben, deswegen bin ich 1969 zum Duisburger Konservatorium gegangen“, erzählt der Musiker, der damals zwar schon spielen, aber noch keine Noten lesen konnte.
Als Gitarrenlehrer beginnt die Zweitkarriere als Autor
Das Studium finanziert sich Bruno Szordikowski mit einer Stelle als Gitarrenlehrer an der Musikschule in Mülheim an der Ruhr: Aus dem Beruf wird Berufung, als studierter Instrumentalpädagoge bleibt er in Mülheim. Hier lernt er Peter Ansorge kennen, der leitet die Musikschule heute noch als Stellvertreter. Zusammen schreiben die beiden etliche Gitarrenbücher, ab 1988 im Schott-Verlag. Szordikowskis Irische Suite „Planxty O’Carolan“ im Joachim-Trekel-Verlag ist auf Youtube zu einem regelrechten Hit mutiert.
In der neuesten Veröffentlichung geht es jetzt um romantische Miniaturen, also m kürzere Werke aus dem 19. Jahrhundert, denn „im Studium habe ich fast ausschließlich Klassik gespielt“, sagt Szordikowski. „Da sind zum Beispiel die Ave Maria von Bach und Schubert dabei, bearbeitet für die Gitarre“, erklärt der Gitarrist. Unter den 45 Stücken sind aber auch Werke unbekannterer Komponisten, und zeitgenössische Bearbeitungen von romantischen Künstlern.
Bruno Szordikowski legte auch kompositorisch Hand an
Eine Besonderheit steckt dabei in der Bearbeitung einer Paganini-Sonate. Der Sonatenhauptsatzform des als „Teufelsgeiger“ bekannten Italieners, der auch Gitarre spielte, fehlt nämlich die Reprise – also ergänzten Szordikowski und Ansorge den fehlenden teil kurzerhand, im Stile des alten Meisters. An anderer Stelle setzten die beiden Musiker auch Bühnenmusik in eine Fassung für Sologitarre um, immer auf der Suche nach den besten Fingersätzen auf dem Zupfinstrument.
„Das Buch ist aber trotzdem nichts für Anfänger“, mahnt Bruno Szordikowski, das Prädikat „mittelschwer“ komme den Stücken wohl am nächsten. Auch Kompositionen und Bearbeitungen von Klassik-Stars wie Chopin, Carl Maria von Weber oder Robert Schumann sind im Buch dabei, alles also, was das Konzertgitarristenherz begehrt.
„Ich sitze eigentlich schon wieder am nächsten Buch“, berichtet der Röttgersbacher, als er eine Platte aus dem Regal zieht, auf der der Echopreisträger Michael Tröster Stücke aus Szordikowskis erster Veröffentlichung aufgenommen hat. „Movie Hits“ wird das nächste Gitarrenbuch heißen, wieder für Sologitarre, dann aber wieder mehr in popmusikalischen Gefilden. „Zwei Sachen aus dem Dschungelbuch habe ich schon fertig“, erklärt Bruno Szordikowski. Dass er seine Noten noch mit der Hand schreiben dürfe, sei etwas Besonderes, grinst der Musiker. „Eigentlich darf man das heute nicht mehr, aber ich bin schon so lange dabei, da drückt der Verlag ein Auge zu.“