Duisburg. Die Nachfrage nach Kleingärten ist in Duisburg gestiegen. Vielen Interessenten fehle es jedoch an Gemeinschaftsgefühl, klagen die Vereine.
Eigentlich wollte der Kleingartenverein Gut Grün Wehofen in diesem Sommer sein hundertjähriges Bestehen groß feiern. Wegen der Corona-Pandemie liegen diese Pläne nun auf Eis – auch Kleingartenvereine sind derzeit eingeschränkt. Dennoch erleben sie einen ungewohnten Andrang. Zwei Vereine berichten, wie es um die Kleingärtnerei in Duisburg steht.
„Man merkt, dass die Leute raus wollen. Meistens sind das Menschen, die keinen Balkon oder Garten zu Hause haben“, sagt der Wehofer Vereinsvorsitzende Uwe Keiper über die hohe Nachfrage an Kleingärten. Inzwischen gibt es sogar Wartelisten.
Duisburger Kleingartenvereine müssen alle Feste absagen
Dagegen leidet nach Keipers Empfinden das Gemeinschaftsgefühl. „Das Vereinsheim ist geschlossen und Gemeinschaftsaktivitäten, etwa Feste, können nicht stattfinden“, klagt er. Neben dem Höhepunkt des Jahres – der Hundertjahrfeier – mussten sie schon den Tanz in den Mai oder das jährliche Schnitzelessen absagen.
Ähnlich nimmt man die Situation beim Kleingartenverein Walsum 1941 wahr. Auch hier spüren sie das steigende Interesse der Menschen. „In den vergangenen Jahren hatten wir eher Probleme, neue Pächter zu finden. Doch seit Corona ist die Anzahl der Interessenten explodiert“, sagt der Vereinsvorsitzende Rainer Windhuis. Immer wieder würden Menschen anrufen, die schon in der nächsten Woche einen Garten beziehen wollen.
Vielen Interessenten fehlt es an Wissen über Kleingärtnerei
Dabei zeige sich auch, dass es einigen Interessenten an Wissen über die Kleingärtnerei fehlt: „Manche fragen direkt, wie groß das Planschbecken oder das Trampolin sein darf.“ Daran merke Windhuis, dass Aufklärung nötig sei. Denn neben den gesetzlichen Vorschriften – etwa zum Obst- und Gemüseanbau – gehören in Alt-Walsum auch andere Pflichten für die rund 150 Mitglieder dazu. So muss jeder Pächter pro Jahr zwölf Gemeinschaftsstunden leisten, in denen etwa Wege ausgebessert werden. „Jedes Mitglied soll einen Beitrag zum Vereinsleben leisten“, erklärt Windhuis.
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Die aktuelle Zahl der Neuanmeldungen hat den in den vergangenen Jahren einsetzenden Generationenwechsel in Duisburger Kleingartenvereinen noch weiter verstärkt. Rainer Windhuis bemerkt unabhängig von der Corona-Krise ein nachlassendes Interesse an gemeinsamen Aktivitäten. „Vielen ist nicht bewusst, dass sie einem Verein angehören. Andererseits locken Veranstaltungen außerhalb des Kleingartens.“
Turgay Diker, Vorsitzender des Verbandes Duisburger Kleingärten, bestätigt das: „Einige Duisburger Vereine beklagen sich darüber, dass die Akzeptanz für Gemeinschaftsarbeiten abnimmt.“ Außerdem hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten die Prioritäten der Kleingärtner gewandelt. „Während es früher fast nur um die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse ging, ist in der heutigen Zeit der Erholungs- und Freizeitaspekt miteingeflossen“, sagt Diker.
Was die Mitgliederstruktur angeht, spricht Diker von einem eher höheren Durchschnittsalter der Duisburger Kleingärtner. In Wehofen seien aber auch viele junge Menschen im Verein, betont Uwe Keiper: „Das sind dann meist Familien zwischen 25 und 30 Jahren mit Kindern.“
Kleingartenvereine müssen zum Umweltschutz beitragen
Auch in Zukunft stehe das Duisburger Kleingartenwesen vor Herausforderungen. „Im Vordergrund steht dabei der Wandel der Kleingärten in Richtung Biodiversität und Umweltschutz“, erklärt Diker. Deshalb würden die Vereine in der Stadt seit 2013 Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens umsetzen. Diese Maßnahmen hat damals der Deutsche Städtetag beschlossen. Und schließlich, so Diker, könne es in Zukunft dazu kommen, dass Städte aufgrund fehlender Bauflächen auf Kleingartenflächen zurückgreifen.