Duisburg-Beeck. Das Feuer im Beecker Oberhof wurde vorsätzlich gelegt. Möglicherweise wollten Diebe ihren Einbruch vertuschen. Das Café muss geschlossen bleiben.

Am zweiten Tag nach dem schweren Brand im Beecker Oberhof haben Kriminalbeamte und ein Gutachter das historische Gebäude gründlich untersucht. Das Ergebnis der stundenlangen Vor-Ort-Ermittlung: Das Feuer wurde mit Absicht gelegt. Einbrecher hatten sich offenbar gewaltsam Zutritt verschafft und schließlich einen Raum im ersten Stock angezündet.

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Im Obergeschoss sind zwei Zimmer komplett ausgebrannt, fünf weitere total verrußt. Die Holzdecke zwischen Ober- und Dachgeschoss ist ebenfalls durch das Feuer beschädigt worden. Im Dach klafft an einer Stelle ein Loch, weil die Feuerwehr die Holzdecke nur von dort aus löschen konnte. Hinzu kommt ein Wasserschaden im Erdgeschoss, ausgelöst durch das viele Löschwasser, das durch die Decke gesickert ist.

Im Erdgeschoss des Oberhofs sind die Türen eingeschlagen

Zwei Räume im Duisburger Oberhof sind komplett ausgebrannt.
Zwei Räume im Duisburger Oberhof sind komplett ausgebrannt. © Netzwerk Oberhof

„Das tut weh, wenn man mit so viel Herzblut dabei ist“, sagt Jörg Frisch vom Verein Netzwerk Oberhof. Der Verein füllt das Haus mit Leben, betreibt hier das Café Oberhof, veranstaltet Lesungen und Ausstellungen. Der Ort habe sich gerade in den vergangenen Monaten immer besser entwickelt. „Mittlerweile kommen auf Empfehlung sogar Menschen aus Walsum oder Dinslaken her“, sagt Frisch.

Noch am Sonntag hatten die Verantwortlichen gehofft, zumindest das Café im Erdgeschoss Ende März wieder öffnen zu können. Diese Hoffnung hat sich allerdings mittlerweile zerschlagen. Im Erdgeschoss sind fast alle Türen eingeschlagen, zum Teil durch die Feuerwehr, die so in die Räume gelangte, zum Teil wohl durch die Einbrecher. Außerdem fehlen nach den Löscharbeiten Strom und Gas. Dazu kommt das grassierende Coronavirus, dass ohnehin alle Planungen unmöglich macht.

Verein ist bei der Reparatur auf Geld der Stadt Duisburg angewiesen

Für eine besondere Situation bei der Reparatur des Gebäudes sorgt dessen Denkmalschutz. Die verwendeten Materialien und die historische Bauweise erfordern viel handwerkliches Können und verbinden die notwendigen Arbeiten mit hohem Aufwand. Das schlägt natürlich auch auf die Kosten. „Wir können den finanziellen Schaden im Moment schwer abschätzen“, sagt Frank Althaus vom Vereinsvorstand. Er rechne derzeit aber mit einer Summe zwischen 250.000 und 500.000 Euro.

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Das Gebäude gehört der Stadt und wird vom Immobilienmanagement Duisburg (IMD) verwaltet. Der Verein ist lediglich Mieter im Oberhof. Wilma Hohmann, Vorsitzende des Netzwerks Oberhof, hatte bereits am Montag gesagt, dass der Verein bei der Schadensbeseitigung zwingend auf Geld der Stadt angewiesen sei. „Alles andere wäre für uns das Ende“, so Hohmann. Auf eine entsprechende Anfrage der Redaktion hat die Stadt bislang nicht geantwortet.

Umgebung des Oberhofs ist Treffpunkt der Alkohol- und Drogenszene

Auch das Dach des Oberhofs hat beim Brand einiges abbekommen.
Auch das Dach des Oberhofs hat beim Brand einiges abbekommen. © Netzwerk Oberhof

Jörg Frisch hat mittlerweile bemerkt, dass aus dem Büro im Obergeschoss zwei Laptops verschwunden sind. Ein mögliches Motiv wäre demnach, dass die Täter die Computer stehlen und mit dem Feuer ihren Einbruch vertuschen wollten. „Das wäre eine Möglichkeit, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber Spekulation“, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe dazu auf Nachfrage. Die Kriminalpolizei sucht derzeit Zeugen, die in der Tatnacht verdächtige Personen gesehen haben.

Zeugen gibt es möglicherweise in der Nachbarschaft. Die Feuerwehr war am frühen Sonntagmorgen von Anwohnern alarmiert worden. Diese Nachbarn hätten auch berichtet, dass es in der Nacht rund um den Oberhof besonders laut gewesen sei, sagt Frisch. Der Ort ist häufig auch Treffpunkt der Alkohol- und Drogenszene. Schon in der Vergangenheit war in den Oberhof mehrmals eingebrochen worden.

Vorstand des Vereins Netzwerk Oberhof: „Wir hatten Glück im Unglück“

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Jörg Frisch tun jetzt auch die Menschen leid, die im Rahmen einer AGH-Maßnahme im Café arbeiten und vorerst auf ihr zusätzliches Einkommen verzichten müssen. Dennoch meint der stellvertretende Vereinsvorsitzende: „Wir hatten Glück im Unglück. Das Haus hätte auch ganz abbrennen können. Aber vor allem sind wir froh, dass niemand verletzt wurde.“