Duisburg-Beeck. . Das Haus steht seit 1985 unter Denkmalschutz. Es handelt sich um das älteste Wohngebäude im Duisburger Norden. Vor 353 Jahren wurde es erbaut.
Das jetzige Gebäude ist genau 353 Jahre alt. Tatsächlich wurde der Beecker Oberhof aber bereits vor weit mehr als 1000 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Genau gesagt: Das Schriftstück stammt aus dem Jahr 947. Und die Geschichte ist noch weiter zurückverfolgbar, bis etwa ins Jahr 700. Damals gab es, wie Franz Rommel in seinem Werk „Der Oberhof in Beeck“ im Duisburger Heimatkalender von 1965 schrieb, „auf einem etwa 400 Meter östlich des Hofes gelegenen fränkischen Friedhof Bestattungen“. Rommel war sich sicher, dass die Toten, die dort zu Grabe getragen worden waren, nur aus der Siedlung haben stammen können, die der spätere Oberhof war.
Der Beecker Holger Lambrecht befasst sich seit langem mit der Geschichte des Ortsteils, hat dem Oberhof auch ein längeres Werk gewidmet. Er berichtet, dass der Oberhof als das „älteste Wohngebäude des Duisburger Nordens“ gilt. Dabei handelt es sich um das heutige Haus, das 1665 errichtet wurde. Der alte Bau war 1659 abgebrannt, wurde anschließend zweigeschossig wieder errichtet. Das Haus selbst stand bereits 1665, die Inneneinrichtung dauerte ein weiteres Jahr.
Erst um 1640 tauchte der Name Oberhof auf
Ursprünglich sprach man vom Hof Beeck. Erst um 1640 tauchte der Name Oberhof auf. Neun Jahrhunderte lang gehörte das Gut der Essener Äbtissin. Es gab große Nutzflächen drumherum, die bewirtschaftet waren. Als Privatkirche wurde die Beecker Kirche direkt neben dem Hof errichtet, heute ist sie das evangelische Gotteshaus des Ortsteils.
Das Bauwerk gehörte eine Zeit lang auch Herzog Otto, dem Erlauchten von Sachsen (880 - 912). Der vermachte es dem Stift Essen (947). Die Kirche behielt den Bau samt der Grundstücke bis ins 19. Jahrhundert.“ Dann gab es eine entscheidende Änderung: Jetzt waren „die Zeiten der Feudalherrschaft vorbei – jetzt regieren die Industriebarone“, schreibt Heimatforscher Lambrecht in seinem Werk. Denn: August Thyssen kaufte den Hof am 10. August 1896. Er gliederte ihn in die Vereinigten Stahlwerke ein.
Das Haus war auch der Wohnsitz von Fritz Thyssen
Ursprünglich sollte das Haus, in dem eine Zeit lang vier Familien gewohnt hatten, für leitende Beamte der Hütte zur Verfügung gestellt werden. Tatsächlich zog aber Fritz Thyssen ein. Er ließ das für damalige Verhältnisse sehr große Haus nach seinen Wünschen und Erfordernissen umbauen. Die Raumaufteilung wurde geändert, die Ausstattung, etwa die Täfelungen, hochwertiger. Noch heute kann man bei einem Rundgang durchs Gebäude den Stil der alten Zeit buchstäblich fühlen. „Ein Nachglanz jener Jahre ist heute noch im Innern des Baues nach mancherlei Umbauten und Renovierungen spürbar“, schreibt Franz Rommel.
1953 hat die Stadt Duisburg den Hof gekauft und hat ihn erneut renoviert. Bei der Gelegenheit wurde auch eine Restauration eingebaut. Fortan hat die Stadt Duisburg das Gebäude als Außenstelle des Bezirksamts Meiderich/Beeck genutzt. 2001 zog eine der vier Duisburger Sozialstationen dort ein. Zum selben Zeitpunkt kam die Idee auf, den Hof als Bürger- und Kulturzentrum zu nutzen. Aber erst 2005 wurde das Gebäude frei – die Arbeitslosen- und Sozialhilfeabteilung zog aus. Seit rund sieben Jahren, seit 2011, wird das Gebäude nun als Begegnungsstätte genutzt, nach weiteren Renovierungen.
Der Hof ist das 74. Duisburger Baudenkmal
Unter Denkmalschutz steht der Oberhof seit März 1985. Die Behörde war damals mit Begründungen noch sehr sparsam unterwegs. So heißt es in der Eintragungsurkunde nur: „Zweigeschossiger fünfachsiger Backsteinbau von 1665. Die vierachsigen Schmalseiten mit dreifach gestuften, geschweiften Giebeln tragen auf den Ankersplinten die Jahreszahl 1665. Die südliche, im letzten Jahrhundert veränderte Giebelfront wurde 1958 nach dem Vorbild der erhalten gebliebenen, nördlichen wiederhergestellt. Der jetzige Bau ist eines der ganz wenigen Beispiele niederrheinischer Renaissance in Duisburg.“ Der Hof ist das 74. Duisburger Baudenkmal.