Duisburg-Alt-Walsum. Linke Initiativen erinnern zum 100. Jahrestag des Kapp-Putsches an Tote. Einige fordern weiterhin die Umbenennung der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße.

Gedämpfte Trommelschläge für den Ruhrchor und bunte Fahnen begleiten den Zug vorwiegend älterer Menschen auf dem Alt-Walsumer Friedhof. Sie erinnerten, wie jedes Jahr, an den Kapp-Putsch rechts gerichteter Freikorps vom März 1920, bei dem die junge Weimarer Republik zu Fall gebracht werden sollte.

Eingeladen hatte die Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“ und Wolf-Dieter Rochlitz von der Bergarbeiterbewegung „Kumpel für AUF“. Fahnen gab es von der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, vom Bund der Antifaschistinnen (VNN) und von der Gewerkschaft Verdi.

Duisburger legt Blumengesteck auf die Gräber der russischen Zwangsarbeiter

„Hier wurden bis zu 300 erschossene Bergarbeiter verscharrt“, sagte Wolf-Dieter Rochlitz am Mahnmal für die Märzgefallenen. Das in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von der kommunistischen Partei errichtete Denkmal hat sogar die Nazizeit überstanden.

Rochlitz, der lange als Publizist für das MLPD-Parteiorgan rote Fahne tätig war, nutzte die Veranstaltung für eine längere Geschichtsstunde aus seiner Sicht. Neben ihm wechselte der Bergmann Heinz Berning, dem die Arme allmählich lang wurden, das Blumengesteck für die Gräber der russischen Zwangsarbeiter von der einen Hand in die andere.

Hinweis auf die AfD in Thüringen

„Die Arbeiter haben sich bei den sogenannten Ruhrunruhen über Parteigrenzen und Weltanschauungen hinweg zu einer einzigartigen Einheitsfront zusammen geschlossen, die Waffen in die Hand genommen und die Weimarer Demokratie mit ihrem Leben verteidigt“, sagte Rochlitz nicht ganz ohne Pathos. Der Ruhr-Chor sang dazu ein altes Arbeitersoldatenlied.

Rochlitz erinnerte daran, dass 1930 die erste völkisch nationale Regierung in Thüringen entstand und dass inzwischen genau dort die offene Bereitschaft etablierter Parteien, sich mit der AfD zu verbünden, für alle sichtbar zutage tritt.„Ich will euch nicht so lange quälen“, erklärte Heinz Berning im Anschluss kurz und bündig. Er ist laut seiner T-Shirt Aufschrift „auf Kohle geboren“. „Damals haben die Arbeitersoldaten mit Generalstreik und Ruhrkampf die Demokratie gerettet und auch heute müssen wir uns gegen alle wehren, die der braunen Brut wieder zur Macht verhelfen wollen.“

In kyrillischen Buchstaben

Am Gedenkstein auf dem Gräberfeld der Zwangsarbeiter stehen die Namen verschleppter Bergleute der Jahre 1941 bis 1945, soweit sie bekannt sind, in kyrillischen Buchstaben auf kleinen Bodenplatten. „Machen wir uns nichts vor“, sagte Doris Michel, die Vorsitzende des Kreisverbandes vom VVN-BdA, „die westdeutschen Betriebe haben vom Einsatz der Zwangsarbeiter enorm profitiert, die Täter sind reicher geworden.“ Unerträglich sei deshalb, dass man etwa in Walsum immer noch eine Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße dulde. Der damalige Direktor der Walsumer Zeche habe nicht nur Zwangsarbeit zu wahrlich unterirdischen Bedingungen organisiert. Er habe auch in Vorträgen belegbar damit renommiert, wie man mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern die Erträge und damit die Gewinne steigern könne. Bisher seien aber alle Initiativen zur Änderung des Straßennamens am Unwillen der Lokalpolitik gescheitert.