Duisburg-Aldenrade. Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hat die Evangelische Kirchengemeinde an die Opfer des NS-Regimes aus Walsum und Umgebung erinnert.
„Ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Unterdrückung“ will Pfarrer Andreas Mann setzen, am Sonntagmorgen in der Evangelischen Kirche Aldenrade. Beim Gedenkgottesdienst stehen Mädchen und Jungen aus dem jüdischen Waisenhaus Dinslaken im Mittelpunkt, die Ende der 1930er-Jahre vor dem Nazi-Terror ins Ausland fliehen konnten – und ihm später dennoch zum Opfer fielen.
Walsumer Jugendliche erinnern an den Holocaust
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Am Montag jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee. Einen Tag vorher wird in Aldenrade das traditionelle Gedenken an die NS-Opfer aus Walsum und Umgebung begangen. Nach der Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal am Kometenplatz findet der Gottesdienst statt, den Andreas Mann gemeinsam mit den Konfirmanden der Gemeinde erarbeitet hat. „Wir können die Verbrechen von damals nicht ungeschehen machen, aber dazu beitragen, dass sie nicht vergessen werden“, sagt einer der Jugendlichen vom Altar aus.
Die Konfirmanden erzählen die Geschichten der jüdischen Waisen, wie Kurt Korona oder Dora und Berta Steuer, die Dinslaken und Deutschland im Jahr 1938 verlassen konnten. Nach der Reichspogromnacht hatte sich neben einigen weiteren europäischen Ländern Belgien dazu bereiterklärt, eine geringe Anzahl jüdischer Kinder aufzunehmen. Unter den knapp 1000 Mädchen und Jungen, die ins Nachbarland flohen, waren 42 aus Dinslaken. Über den Kölner Hauptbahnhof wurden sie mit dem Zug nach Brüssel oder Antwerpen gebracht. In Belgien kamen sie sowohl bei jüdischen, als auch nicht-jüdischen Familien unter, und waren so vor den Nazis zunächst in Sicherheit.
Nazis töteten 16 jüdische Waisenkinder aus Dinslaken
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Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und dem deutschen Überfall auf Belgien jedoch kehrte der Schrecken schnell in ihr Leben zurück. Ein Junge wurde von einem Soldaten erschossen. 16 Kinder wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert – elf von Belgien aus, fünf weitere, nachdem sie zuvor nach Deutschland zurückgekommen waren. Lediglich eine der Waisen kehrte lebend aus dem Lager, in diesem Fall Auschwitz, zurück.