Duisburg-Mittelmeiderich. Am Max-Planck-Gymnasium können bald auch Siebtklässler Chinesisch lernen. Warum die Sprache für deutsche Schüler so schwierig ist.

Ni hao – Guten Tag! Laura Hoppe, Lehrerin am Max-Planck-Gymnasium, begrüßt ihre Schüler am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien zum Unterricht. Die Zehntklässler lernen Chinesisch. Eine echte Herausforderung: fremde Schriftzeichen und dazu Laute, die für europäische Ohren völlig ungewohnt sind.

„Liebe Leser, guten Morgen“, so steht es hier geschrieben. Haben Sie’s erkannt?
„Liebe Leser, guten Morgen“, so steht es hier geschrieben. Haben Sie’s erkannt? © foto: LEskovar

Und dann steckt der Teufel auch noch im Detail. Ma zum Beispiel – mit einem Querstrich auf dem A – hat vier Bedeutungen: Mutter, Pferd, Schimpfen oder Hanf. Es kommt allein auf die Betonung an. „Man muss schon sehr genau hinhören“, weiß Frau Hoppe. Dafür sei die Grammatik im Chinesischen aber wesentlich leichter als in anderen Sprachen.

„Wir steigen sehr einfach ein“

„Wir steigen sehr einfach ein“, versichert die Lehrerin. Die komplizierten Schriftzeichen müssen die Schüler erst in der Oberstufe beherrschen. Vokabeln lernen sie zunächst in einer Umschrift, die die Schriftzeichen in Buchstaben aus dem deutschen Alphabet übertragen.

Acht Schüler der Jahrgangsstufe zehn büffeln am Dienstagmittag Chinesisch. Ein echter Luxus, ansonsten sind Sprachkurse in deutschen Schulen erheblich größer. Es geht sehr diszipliniert zu, die Jugendlichen konzentrieren sich voll auf den Unterricht.

„Generell sind es leistungsstarke Schüler, die Chinesisch wählen“

„Generell sind es die leistungsstarken, sprachbegabten Schüler, die Chinesisch wählen“, sagt Laura Hoppe. „Für die berufliche Zukunft ist es sicher ganz hilfreich, wenn man die Sprache spricht“, hat eine Schülerin die Karriere im Blick. Eine Mitschülerin sagt, dass es sie reize, mal etwas ganz anderes auszuprobieren. Ein Mitschüler ist von der chinesischen Kultur fasziniert.

Auch interessant

Sein Tisch-Nachbar stellt fest, dass Chinesisch lernen nicht so schwer sei, wie er sich vorgestellt habe. Immerhin bleibt ihm Deklination und Konjugation erspart, die gibt es im Chinesischen nicht. Allerdings ist Chinesisch eine distante Fremdsprache. Das bedeutet, die Schüler können die Bedeutung der Wörter nicht ableiten wie im Französischen oder Italienischen.

Zwei Schüler haben Chinesisch als schriftliches Abifach gewählt

Am Meidericher Gymnasium können nach den Sommerferien sogar Schüler der siebten Klasse Chinesisch belegen. Damit ist das Max-Planck-Gymnasium die einzige Schule in NRW, in der die fernöstliche Sprache bereits in der Sekundarstufe I angeboten wird. Bislang gibt’s Chinesisch am Max-Planck ab Klasse 10. Aktuell haben zwei Schüler die Sprache sogar als schriftliches Abifach gewählt. Alle anderen können am Ende der Kurse immerhin Alltagssituationen bewältigen und einfache Konversation betreiben.

Die meisten würden gerne an einem Austausch mit der Partnerschule in Wuhan teilnehmen. Seit 1994 findet am Max-Planck-Gymnasium ein Schüleraustausch mit der Foreign Languages School in Wuhan statt. Zunächst sprachen die Schüler untereinander ausschließlich Deutsch. Das wird an der Schule in Wuhan seit Jahrzehnten unterrichtet. 2007 startete man am Max-Planck-Gymnasium mit einer ersten Chinesisch-AG, später dann mit dem Wahlfach Chinesisch ab Klasse zehn. Neben Mei Lin-Schlag unterrichtet Laura Hoppe. Sie hat an der Göttinger Uni Sinologie studiert, dazu Latein.

Visitenkarte stets in beiden Händen

Lebensweisen und Kulturen vergleichen

Das Max-Planck-Gymnasium erweitert im kommenden Schuljahr noch mal sein Chinesisch-Angebot. Die Nachfrage sei entsprechend groß.

Nach den Sommerferien wird Chinesisch erstmals neben Latein und Französisch als zweite Fremdsprache in Klasse 7 angeboten. Neu ist auch das Profilierungsangebot in Klasse 5: „Internationale Profile – Bejing, London, Duisburg“. Hier vergleichen Schüler Lebensweisen und Kulturen europäischer und chinesischer Metropolen mit den Gepflogenheiten in der Heimatstadt.

Am Max-Planck-Gymnasium geht es nicht nur um Vokabeln, sondern auch um interkulturelles Lernen. Die Verhaltensweisen unterscheiden sich stark. Das fängt bei Kleinigkeiten an. „Eine Visitenkarte zum Beispiel übergibt man immer mit beiden Händen“, sagt Laura Hoppe, die ein Semester an einer Uni in der Nähe von Shanghai studiert hat.

Auch interessant

Grundsätzlich sei man in China sehr höflich, ein Austausch von Komplimenten zu Beginn eines Gesprächs ist obligatorisch. Wichtige Details, die den Schülern später vielleicht mal bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern helfen. Schon jetzt fragen international tätige Unternehmen in Duisburg Chinesisch-Kenntnisse nach.