Duisburg. SPD und CDU machten sich für einen Feuerwehr-Standort in Laar stark. Doch dann votierten sie für den Neubau in Meiderich. Das hatte Gründe.
So entschieden sich die Sprecher von SPD und CDU in der Bezirksvertretung am Donnerstag zunächst dagegen aussprachen, dass an der Emmericher Straße in Meiderich ein neues Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr errichtet wird, so entschieden fielen die beiden Fraktionen nach einer Sitzungspause um und verkündeten das genaue Gegenteil: die Zustimmung dazu. Dazwischen lag der Auftritt von Feuerwehrchef Oliver Tittmann.
Was war geschehen? In der Oktober-Sitzung hatten die Bezirksvertreter die Entscheidung über das Gerätehaus vertagt. Dass der ausgewählte Standort direkt neben dortigen Weltkinder-Kita liegt, gefiel gar nicht. Die Befürchtung war groß, dass ein Kind gefährdet werde könne, wenn freiwillige Feuerwehrleute für einen Einsatz heranbrausen und dann in Löschfahrzeugen ausrücken. Die Feuerwehr hielt es schon damals für möglich, die Zu- und Abfahrten entsprechend sichern zu können.
Auch interessant
IMD für Stillstand verantwortlich gemacht
Bereits im Brandschutzbedarfsplan von 2013 wurde der Zustand der beiden alten Gerätehäuser in Laar (Apostelstraße) und Meiderich (Augustastraße) kritisiert. „Kurzfristig muss mit einer entsprechenden Planung und Umsetzung für den Neubau eines Zuggerätehauses begonnen werden“, hieß es da. Geschehen ist seitdem nichts. Beide Gebäude werden auch im neu vorgelegten Brandschutzbedarfsplan als „mangelhaft“ bezeichnet. Oliver Tittmann machte unverhohlen das krisengeschüttelte städtische Immobilien-Management Duisburg (IMD) für den Stillstand verantwortlich.
Auch interessant
Diesen Stillstand hatten auch SPD-Sprecher Peter Hoppe und sein CDU-Kollege Christof Eickhoff zuvor scharf kritisiert. Jetzt sahen sich beide aber dem Dilemma ausgesetzt, den Zustand noch weiter zu verlängern. Denn Tittmann erklärte ihnen, an der Emmericher Straße könnte der Neubau in zwei Jahren fertig sein, an sämtlichen anderen Standorten bei weitem nicht.
Statt Gruppen- künftig Zuggerätehäuser
Schon 2013 sollte die Freiwillige Feuerwehr in einem neuen Gerätehaus nicht mehr als Löschgruppe (neun Einsatzkräfte) räumlich untergebracht werden, sondern in größeren Löschzügen, die aus zwei Löschgruppen bestehen. Nur war damals für diesen Neubau ein Standort in Beeckerwerth vorgesehen.
Dort hat die Feuerwehr Duisburg seit der Aufgabe der Feuerwache in Laar und dem Ersatzbau am Rheinufer in Homberg ein Problem. Alle drei Feuerwachen der Berufsfeuerwehr, ob in Homberg, Hamborn oder Duissern, schaffen es bei einem Notfall nicht, Beeckerwerth und den Nordwesten von Beeck in der vorgeschriebenen Zeit zu erreichen. Knapp zehn Minuten dürfen demnach zwischen dem Notrufs und dem Eintreffen der ersten Feuerfrauen und -männer vergehen. Versuche, die Freiwillige Feuerwehr in Laar ersatzweise im sogenannten Ersteinsatz einzusetzen, sind laut Brandschutzbedarfsplan schon 2016 gescheitert.
Werkfeuerwehr von Thyssenkrupp ist für Notfälle eingebunden
Seitdem rückt zusätzlich die Werkfeuerwehr von Thyssenkrupp-Steel aus. Bedenken von Sozialdemokrat Peter Hoppe, sie dürfe ja nur ihr Werksgelände verlassen, wenn der Werkschutz dadurch nicht gefährdet würde, wischte Oliver Tittmann beiseite. „Es gibt keine einsatztaktische Notwendigkeit für einen Standort in Laar, da wir mit der Werkfeuerwehr einig sind.“ Die Wahrscheinlichkeit sei minimal, dass die Werkfeuerwehr bei einer Alarmierung durch einen eigenen Einsatz gehindert sei.
Rivalitäten innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr
Wie am Rande der Sitzung bekannt wurde, gibt es innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Rivalitäten, die auch mit den Standorten zusammenhängen. So sollen es etwa zur Hälfte Feuerwehrleute aus Homberg gewesen sein, die wieder zahlreich in Uniform der Sitzung beiwohnten. Aussagen zugunsten der Emmericher Straße unterstützten sie mit starkem Applaus.
Die Homberger würden die Zuständigkeit auch für Ruhrort, Laar und Beeckerwerth erhalten. Insider rechnen mit einer Auflösung der Löschgruppe Laar. Schon die Löschgruppe in Bruckhausen hat sich 2015 aufgelöst. Die Löschgruppe Laar, so hieß es, habe sich in den letzten Jahren bereits halbiert.
Ohnehin müsse ein alternativer Standort immer in Meiderich liegen, so der Feuerwehr-Chef weiter. Denn die Löschgruppe Laar bestehe nur noch aus zehn Mitgliedern, die in Meiderich dagegen aus 47. „80 Prozent aller Feuerwehrleute wohnen in der Umgebung des künftigen Gerätehauses.“ Damit seien kurze Alarmierungszeiten garantiert.
Laarer Bezirksvertreter gaben schließlich klein bei
Nach einer Sitzungsunterbrechung verkündeten SPD und CDU ihren Schwenk. „Wir haben alle Interesse an einer funktionierenden Feuerwehr“, betonte Vanessa van Bösekoem (SPD). „Zum jetzigen Zeitpunkt sprechen die Argumente für den Standort Emmericher Straße“, erklärte Niclas Back (CDU). Linke und Grüne hatten sich von vornherein für die Emmericher Straße ausgesprochen. Nur Rita Kaiser (SPD) und Christof Eickhoff (CDU), die sich für Laar starkgemacht hatten, enthielten sich der Stimme.